: Konzerne entdecken die Öko-Nischen
Mit dem Ende der Giganten gewinnen dezentrale Stromfabriken an Bedeutung. Die Betreiber von Großkraftwerken positionieren sich neu. Wirklich „grün“ werden sie deshalb aber noch lange nicht. Kein reines Ökoinvestment
Der ABB-Konzern wandelt sich. Schritt für Schritt werden die Weichen in Richtung erneuerbare Energiesysteme ausgebaut. Allein in Deutschland hat der Konzern in den vergangenen zwölf Monaten zweistellige Millionenbeträge in die Realisierung von Windparks gesteckt. „Wir konzipieren planen, errichten und finanzieren schlüsselfertige Windparks im In- und Ausland für Sie“, heißt es in ganzseitigen Anzeigen des Unternehmens. Mit dezentralen Energielösungen will ABB bis zum Jahr 2005 einen Jahresumsatz von rund 2 Milliarden Mark erreichen, 2010 sollen es 5 Milliarden sein.
In den kommenden fünf Jahren will ABB rund 700 Millionen Mark für Forschung und Entwicklung, insbesondere in marktreife Entwicklung einer Multi-Megawatt-Windturbine und die serienreife Produktion einer neuen Brennstoffzelle, investieren. Vier Bausteine zählen für den ehemaligen Hersteller von Großkraftwerken zur Wachstumsphilosophie: Windkraft, Mikrogasturbinen, Brennstoffzellen und dezentrale Netze. Die neue Energiewelt von ABB sieht – zumindest nach den aktuellen Zielsetzungen des Managements – nicht nur rosig, sondern vor allem halbwegs grün aus: dezentral und relativ sauber, so stellt sich ABB einen Großteil des Wachstums vor.
Noch nicht ganz so weit ist man bei Siemens. Doch auch dort gibt es immer mehr Kräfte, die den Trend der Zeit erkannt haben. In der Siemens-Hauszeitschrift Standpunkt heißt es: „Die Windenergie hat eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Vor 25 Jahren gestartet, sind zwischenzeitlich Kapazitäten entstanden, denen man energiewirtschaftliche Relevanz zubilligen kann.“
Letztlich würde eine durchaus erreichbare Windstromkapazität von einigen 100 Gigawatt (GW) weltweit der energiewirtschaftlich spürbare Beitrag sein, der diese Technik so attraktiv macht. Vor allem in den Niederlanden investiert der Siemens-Konzern bereits eifrig in „grüne“ Stromprojekte wie Biomasse-Kraftwerke und Windparks.
Auf dem Werksgelände der Siemens Nederland in Zoetemeer wurde bereits im November 2000 eine Serienanlage Enron TW 1.5s errichtet. „Siemens will praktische Erfahrungen mit dem Betrieb der Windkraftanlage sammeln“, heißt es dazu. Außerdem hält der Konzern den Ausbau von dezentralen Biomasse-Kraftwerke für eine interessante wirtschaftliche Perspektive. Studien des Konzerns zur Nutzung von Biomasse belegen, dass allein „in Deutschland etwa 50 Kraftwerke mit einer elektrischen Leistung von 10 bis 12 Megawatt wirtschaftlich betrieben werden können“. Nach anderen Berechnungen können es aber noch mehr sein. MF
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