: Phönix will mehr Asche
Von der Verbraucherinitiative zur Aktiengesellschaft: Die Phönix SonnenStrom AG gibt neue Aktien aus. 1.000.000 Papiere sollen 24 Millionen Mark in die Phönix-Kasse spülen. Das dürfte für die Finanzierung mehrerer Übernahmen reichen
In wenigen Tagen werden sie wohl ausverkauft sein, die Aktien der Phönix SonnenStrom AG zum Preis von 12 Euro das Stück. Das erst Ende 1999 gegründete Unternehmen mit Sitz in Sulzemoos bei München bietet als Privatplatzierung eine Million Stück junge Aktien. Ab 100 Stück ist man dabei.
Laut Prognose des Wiener Informationsdienstes Öko-Invest könnte sich der Kurs binnen Jahresfrist mehr als verdoppeln. Die Phönix SonnenStrom beschäftigt sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Photovoltaik-Modulen und Solardachziegeln. Rund die Hälfte des Jahresumsatzes von derzeit etwa 10 Millionen Mark wird im Privatkundengeschäft erzielt, die andere Hälfte mit Großprojekten. Dabei sind im Vorjahr trotz der enormen Nachfrage im Wohnbau in Deutschland (Stichwort 100.000-Dächer-Programm) kaum Lieferengpässe eingetreten. Und was sich andere Firmen erst mühsam aufbauen müssen, hatte die Phönix SonnenStrom ohne eigene Anlaufkosten gleich zu Beginn, nämlich ein landesweites Vertriebsnetz über die seit Jahren in der Phönix-Initiative verankerten Berater.
Es gibt aber auch große Referenzprojekte wie beispielsweise eine Berliner Wohnhausanlage mit 145 Kilowatt (kW) Photovoltaik-Leistung, deren Ausschreibung man gegen die lokale Konkurrenz gewonnen hat. Auf der 4.000 Quadratmeter großen Dachfläche der Eissportanlage Germering errichtet die Phönix SonnenStrom AG gerade eine 110-kW-Solaranlage mit über 1.000 Modulen, was laut aktuellem Einspeisetarif von 99 Pfennig pro Kilowattstunde einen jährlichen Stromerlös von rund 95.000 Mark einbringt. Selbst in der Solar-Hochburg Freiburg konnte sich Phönix mit einem Großauftrag (Solarsiedlung nach dem Architekten Disch) gegen lokale Konkurrenz durchsetzen, was nicht zuletzt am Preis und der technischen Kompetenz der SolPlan GmbH in Ulm liegt, die von der Phönix Sonnenstrom AG zu 100 Prozent übernommen worden ist. Während die Module zugekauft werden, stellt Phönix die Newtec-Solar-Dachziegel inzwischen selbst her, mit einer vorerst auf Ende 2005 befristeten Lizenz der Plaston AG.
Der dreiköpfige Phönix-Aufsichtsrat besteht aus Aribert Peters, dem Gründer der Energieverbraucher-Initiative und Vertreter der Phönix Solar GmbH, dem Stuttgarter Energieberater Ulrich Fröhner und dem Wirtschaftspädagogen Klaus Höfle. Den Vorstand bilden Andreas Hänel und Manfred Bächler, die schon vor vielen Jahren ihre ersten beruflichen Erfahrungen im PV-Bereich, vor allem in der Forschung und Technik, gemacht haben. Hänel war auch als Experte für die EU-Kommission tätig und ist unter anderem als Investor an der Solarstromanlage auf dem Dach des Ulmer Telekom-Gebäudes beteiligt.
Die Phönix SonnenStrom AG wurde Ende 1999 mit einem Kapital von 400.000 Euro (400.000 Stückaktien im rechnerischen Wert von 1 Euro) gegründet. Sie gibt nach zwei Kapitalerhöhungen (200.000 Aktien zu 1 Euro und – im Herbst 2000 – weitere 75.000 zu 5 Euro) nun weitere bis zu 1.000.000 Stückaktien aus, sodass insgesamt bis zu 1,675 Millionen Stück im Umlauf sein werden, was bei einer Bewertung von 12 Euro pro Aktie einer „Marktkapitalisierung“ von 20,1 Millionen Euro entspricht (rund 39,3 Millionen Mark).
Das von einer Münchner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erstellte Gutachten über die Aktienwertermittlung kommt mittels Ertragswertverfahren auf einen Wert von 12,05 Euro pro Aktie, mit anderen Bewertungsmaßstäben wie zum Beispiel dem Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) ergibt sich sogar eine erheblich bessere Position im Konkurrenzvergleich: Während SolarWorld im Frühjahr 2000 noch ein KUV von fast 30 hatte, das sich vor allem durch den Bayer-Solar-Zukauf auf derzeit rund 8 reduziert hat, kommt man bei Phönix – obwohl die Gesellschaft noch sehr jung ist – derzeit auf ein wesentlich günstigeres, nämlich nur halb so hohes KUV von rund 4. Der Unternehmenswert (gut 39 Millionen Mark) beträgt also etwa das Vierfache des Umsatzes im laufenden Geschäftsjahr (rund 10 Millionen Mark). Nur die Berliner Solon AG weist ein noch günstigeres KUV auf, schreibt aber noch Millionenverluste.
Die nun auszugebenden 1.000.000 Aktien werden knapp 24 Millionen Mark in die Phönix-Kasse spülen. Das dürfte für die Finanzierung mehrerer – auch internationaler – Übernahmen ausreichen und sichert die Aktie auch substanzmäßig vor einem Kursrückgang ab.
Das prognostizierte Umsatzwachstum erscheint angesichts der boomenden Nachfrage am PV-Markt realistisch und könnte je nach Zeitpunkt und Umfang weiterer Übernahmen sogar noch höher ausfallen: Bis zum Jahr 2003 will die Phönix SonnenStrom AG den Jahresumsatz auf über 60 Millionen Mark versechsfachen. Vom 1. April bis 30. September 2000 kam Phönix auf einen Umsatz von rund 5,5 Millionen Mark und einen Verlust von rund 0,26 Millionen Mark.
Natürlich gibt es – wie bei jedem jungen Unternehmen – auch einige Risiken. Im Prospekt werden unter anderem die Nichtverlängerung von Lizenzvereinbarungen, Gewährleistungsansprüche aus der Herstellung und dem Zusammenbau von Solarmodulen genannt, mögliche Abwerbungen der nicht exklusiv an die Phönix SonnenStrom AG gebundenen Phönix-Berater durch Konkurrenzunternehmen oder Probleme bei der geplanten internationalen Expansion, zum Beispiel Wechselkursverluste außerhalb der Euro-Länder.
Bei der Phönix SonnenStrom-Aktie – demnächst bringt auch die Berliner Phönix SonnenWärme AG Aktien auf den Markt – sind die Chancen auf Kursgewinne aber wesentlich höher einzuschätzen als das Risiko, größere Kursverluste zu erleiden. Vorerst ist nur ein außerbörslicher Handel geplant, aber je näher der Börsengang rückt, um so schneller dürfte der Kurs ein Niveau von 20 Euro übersteigen, was auf Basis der Planzahlen 2003 ein KGV von 24 ergäbe. Selbst bei Kursen um 20 Euro dürfte die Phönix-SonnenStrom-Aktie also noch zu den weltweit attraktivsten Solar-Titeln zählen. Die Zeichnungsfrist läuft offiziell bis 31. Januar 2001, dürfte aber wohl wegen großer Nachfrage vorzeitig geschlossen werden.
Phönix hat sich in kurzer Zeit von einer Non-Profit-Initiative zur profitablen Aktiengesellschaft gewandelt. Die derzeit rund 120 „Altaktionäre“ (19,5 Prozent der Aktien hält der Vorstand, 63,8 Prozent sind in Mitarbeiter-/Streubesitz) sind fast ausschließlich Mitarbeiter und Vertriebspartner sowie zum Beispiel der Aufsichtsratsvorsitzende Peters (mit 35.000 Stück bzw. 5,8 Prozent von 600.000 Stück), der mit zwei weiteren Aktionären mit jeweils über 5 Prozent rund 16,7 Prozent der Aktien hält. Die Altaktionäre geben nun keine eigenen Aktien ab, machen also nicht Kasse, sondern haben zum Teil ihre Bestände kürzlich noch zu 5 Euro weiter aufgestockt – und der frühere Ausgabepreis von 1 Euro entschädigt so manchen Solar-„Aktivisten“ für viele Stunden unbezahlte Arbeit in der Phönix-Verbraucherinitiative. MAX DEML
Phönix SonnenStrom AG, www.sonnenstromag.de
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