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Weil am Bebelplatz eine Tiefgarage entstehen soll, will der Künstler sein Mahnmal gegen die Bücherverbrennung zerstören. Akademie der Künste will Bundespräsident Rau als Vermittler

von DIRK HEMPEL und TILMAN STEFFEN

Der israelische Künstler Micha Ullman will sein Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung zerstören. Zumindest dann, wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Baupläne für den Bebelplatz im Bezirk Mitte genehmigt. Nach diesen Plänen soll rund um das Werk eine Tiefgarage entstehen.

Allerdings nur gegen den ausdrücklichen Protest Ullmans. „Es sollte ein Platz der Stille sein“, fordert der Künstler. Und bleiben. Das finden auch seine Unterstützer von der Akademie der Künste, der Ullman angehört. Der Plan, das Mahnmal mit einer Tiefgarage zu umrunden, sei mit der Idee des Denkmals unvereinbar.

Das 1995 eingeweihte Ullman-Werk „Bibliothek“ am Bebelplatz in Mitte soll an die „Aktion Bücherverbrennungen wider den undeutschen Geist“ vom 10. Mai 1933 erinnern. Damals hatten die Nazis unter anderem aus Büchern von Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Erich Kästner, Heinrich Mann und Arnold Zweig auf dem Platz ein riesiges Feuer entfacht. Durch eine begehbare Glasplatte im Boden des Bebelplatzes fällt der Blick in einen Raum mit leeren Regalen.

Für den Erhalt des Mahnmals ohne Tiefgarage will sich die Akademie der Künste jetzt politisch einsetzen. Die Mitglieder wandten sich bei ihrer Frühjahrstagung am Wochenende mit einem „persönlichen Brief“ an Bundespräsident Johannes Rau (SPD). Er solle zwischen dem Anliegen des Denkmals und den Interessen der Stadt vermitteln, fordern die Akademiemitglieder.

Sollten diese Bemühungen scheitern, erwägt Ullman, vor Gericht die Genehmigung zur Zerstörung des Werks zu erstreiten. Damit würde es in Berlin kein Mahnmal mehr geben, das an die Bücherverbrennung erinnert. Dass seine Skulptur nicht gewollt sei, habe vielleicht auch damit zu tun, dass man ihn nicht verstanden habe, so der Künstler.

Dieser Ansicht sind auch Ullmans Unterstützer. Akademiepräsident György Konrád bezeichnete es als „zynisch“, das stille Kunstwerk des Israelis mit den Motorengeräuschen zu unterlegen. Die Schauspielerin Jutta Wachowiak empfindet nach eigenen Angaben „unbeschreibliche Scham für die Ignoranz und den Stumpfsinn dieser Stadt“.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht man das anders. Die Pläne für die Garage bestünden schon seit Jahren, sagte Sprecherin Petra Reetz der taz. Erst jetzt hat ein Investor aus München formal beantragt, für rund 30 Millionen Mark eine Tiefgarage zu bauen. Reetz warnte außerdem vor einer Überbewertung der Angelegenheit, schließlich sei Ullmans Werk von den Bauarbeiten nur wenig betroffen und auch nicht mit dem Holocaust-Mahnmal oder einem Grab vergleichbar.

Ein Gespräch zwischen Stadtbaudirektor Hans Stimmann, dem CDU-Bürgermeister von Mitte, Joachim Zeller, dem Investor und Ullman am vergangenen Dienstag hat offenbar nur ein Ergebnis gebracht: Der Investor sei den Tränen nahe gewesen, so ein Teilnehmer. Die Differenzen aber blieben bestehen.

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