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SeuchenPeel it, cook it, boil it

■ Vierjähriger Junge mit Typhus infiziert / Erster Fall in Bremen seit sieben Jahren

Es beginnt mit Fieber, das bis auf 41 Grad steigen kann, dazu kommt starker Durchfall, und dann sollte man sich auch spätestens auf den Weg ins Krankenhaus machen – sonst droht auf Grund eines Mitbringsels aus fernen Landen eine Krankheit mit möglicherweise tödlichem Verlauf – Typhus. Jetzt hat Bremen den ersten Fall seit sieben Jahren.

Der kleine Micha, der in Pakistan geboren wurde, ist indes kein Vorzeigebeispiel für den Ausbruch einer Krankheit wie dieser. Seine Eltern hatten bereits mehrere Jahre in Pakistan gelebt. Seine Mutter ist Deutsche und Krankenschwester und weiß, wie man vorsorgt und in warmen südlichen Ländern mit Hygiene umgeht. Die Familie war gerade nach Deutschland zurückgekehrt und schon wieder drei Wochen im Lande, als die Krankheit ausbrach.

„So lang ist die Inkubationszeit, mit dem Fieber beginnt die Ansteckungsgefahr“, sagt Prof. Huppertz, Chef der Hess-Kinderklinik im St.-Jürgen-Kerankenhaus. Zum aktuellen Anlass hat das Krankenhaus eine Pressekonferenz angesetzt, um gerade zu Beginn der Urlaubszeit Tipps für die Reise zu geben. Normalerweisen sind es Touristen, die nach einer verseuchten Mahlzeit ihre Unbesonnenheit im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen müssen. Wenn es Kinder trifft, ist es besonders schlimm, denn das hohe Fieber und der durchfallbedingte Flüssigkeitsverlust führen schnell dazu, dass gerade kleine Kinder schlicht austrocknen.

Im aktuellenFall lief noch alles glimpflich, denn als es Micha richtig schlecht ging, war er bereits in der Klinik und konnte mit einer Infusion und Antibiotika versorgt werden. Heute, drei Wochen nach der Aufnahme, ist er zwar noch sichtlich geschwächt, hat es aber überstanden. In Deutschland gab es 1999 bundesweit 109 Fälle von Typhus, was gegenüber 1998 einen Anstieg bedeutet. Die Zahlen für 2000 sind noch nicht bekannt. In Bremen erinnert man sich überhaupt nur an einen einzigen Fall. Und das war ein erwachsener Mann im Jahr 1994. Meist infizieren sich Urlauber in der Türkei, besonders in Regionen wie Antalia, Indien oder wie im aktuellen Fall in Pakistan. Micha hat den Erreger wahrscheinlich durch verseuchtes Trinkwasser eingefangen, vielleicht hat er aber auch einfach jemandem die Hand geschüttelt, der infiziert war, und anschliessend etwas mit den Fingern gegessen.

Also: Keine rohen Früchte essen, ausser Bananen. Nur abgekochtes Wasser trinken, nach der Toilette und vor dem Essen grundsätzlich Hände waschen und Finger weg von Eiswürfeln.

gad

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