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Schmidt doktert weiter

Früher als ursprünglich geplant will Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) Sonderprogramme für chronisch Kranke einführen – und damit Kosten senken

BERLIN taz ■ Ulla Schmidt setzt auf mehr Tempo – zumindest bei den Disease-Management-Programmen, für die sich die SPD-Gesundheitsministerin gestern vor ihrem Urlaub noch einmal starkmachte. Bei diesen Behandlungsprogrammen, die ab dem kommenden Jahr von Krankenkassen angeboten werden können, sollen Vorsorge und Behandlung von Krankheiten besser abgestimmt werden als bisher. Davon erhofft sich die Gesundheitsministerin mehr Kostentransparenz und Qualität.

Jedes Disease-Management-Programm, das die jeweilige Krankenkasse entwickelt, muss von der Bundesversicherungsanstalt abgesegnet werden, wird also qualitätsgeprüft. Zunächst sollen derartige Programme für chronische Krankheiten wie Brustkrebs, Diabetes, Herz- und Kreislauferkrankungen eingeführt werden. Weil diese Krankheiten gut erforscht seien, plädierte Ulla Schmidt dafür, die Programme schon im Juli 2002 einzuführen statt wie geplant im Jahr 2003. Darüber müsse aber der Bundestag entscheiden.

Bei den Chronikerprogrammen spiele die Prävention eine überragende Rolle, sagte der Berater der Bundesregierung, der Kölner Gesundheitsökonom Karl Lauterbach. Durch eine verbesserte Behandlung von chronischen Krankheiten könnten die Krankenkassen finanziell entlastet werden, sagte Lauterbach, da die Folgekosten reduziert würden. So könne etwa die Zahl der Amputationen bei Diabeteskranken deutlich verringert werden.

Die Sonderprogramme für Chroniker sind Teil des reformierten Risikostrukturausgleichs, der im Herbst vom Bundestag verabschiedet werden soll. Danach sollen sich die Ausgleichszahlungen zwischen den Kassen stärker am Gesundheitszustand der jeweiligen Versicherten orientieren: Wenn eine Kasse ein Programm für chronisch Kranke anbietet und sich die Patienten dort einschreiben, werden die anfallenden finanziellen Belastungen beim Risikostrukturausgleich berücksichtigt. Im Ergebnis erhofft sich Schmidt davon einen „ökomomischen Anreiz“ für die Kassen. Diese würden dann nicht mehr wie in den vergangenen Jahren um die Gesunden, sondern auch um die Kranken konkurrieren.

Friedrich Schwarz, einer der engsten Berater des Gesundheitsministeriums, warnte gestern in der Berliner Zeitung allerdings davor, die Disease-Management-Programme mit dem Risikostrukturausgleich zu verzahnen. Er befürchtet, dass die Qualität der Programme unter den wirtschaftlichen Interessen der Kassen leiden könne. Ministerin Schmidt kündigte für September weitere Vorschläge an. So werde eine Organisationsreform bei den Krankenkassen diskutiert. Diese sollten etwa die Verwaltungskosten berücksichtigen, wenn sie ihre Mitgliedsbeiträge berechnen. Bei einigen Betriebskrankenkassen werden die Verwaltungskosten bisher noch von den Unternehmen getragen.

In der Koalition werde derzeit ein Bonussystem diskutiert, so Schmidt. Mit ihm sollten Versicherte angeregt werden, zuerst den Hausarzt zu konsultieren. Ihnen könnten dann günstigere Versicherungstarife angeboten werden. Anstatt eines Bonussystems sei es auch möglich, die Zuzahlung bei medizinischen Leistungen zu vermindern.

STEPHANIE VON OPPEN

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