piwik no script img

Popcorn für Ole

CDU präsentiert Kinospot. Der ist so modern, da kommt der Kandidat kaum noch hinterher  ■ Von Elke Spanner

Ole von Beust mag kein Popcorn. Das ist schlecht. Denn alle mögen Popcorn, und Ole will, dass auch ihn jeder mag. Vor allem die über 18-Jährigen, die ihre Sympathie durch ein Kreuzchen auf dem Wahlzettel kundtun können. Also lässt er sich doch eine Tüte geben. Gehört zum Kino irgendwie dazu.

Ole von Beust ist an diesem Morgen im Kino, weil er selber der Hauptdarsteller ist. „Hanseatisch zurückhaltend“, wie er sagt, was heißt, dass er selber gar nicht auf der Leinwand erscheint. 26 Sekunden lang aber dreht sich trotzdem alles um ihn und seine Politik. So lange dauert der Kino-Werbespot der Partei, die ihm zum Bürger-meisterkandidaten gekürt hat. Und der ab dem Wochenende in 44 Kinos läuft.

Los gehts mit Haarshampoowerbung – wie man im ersten Moment glaubt. Blondes Haar umweht das strahlende Gesicht einer zufriedenen Frau. „Frischer Wind“ steht an der Stelle, die dem Schriftzug „Wella“ gebührt. Dann ein junger Mann, ebenfalls sehr zufrieden mit sich und der Welt, schließlich ist die mit der CDU auf „neuem Kurs“. Volle Kraft, mehr Bewegung und starkes Team sind die weiteren wegweisenden Schlagworte der CDU. Das Ziel haucht eine soulige Frauenstimme, „movin'n now“, die mit einem kämpferischen „let's do it now“ zum Finale gelangt.

Mit seinem Spot will von Beust „frische Menschen für Hamburg“ zeigen, wobei jede Person für einen Teilaspekt des CDU-Programmes steht: „Wirtschaft, Freizeit, Verkehr“. Vor allem das mit dem Verkehr ist interessant. Kein einziges Auto ist zu sehen, dafür wirbt die CDU sogar an zwei Stellen mit sportlichen Radlern für sich. Dabei stand im Parteiprogramm bisher die Förderung des Autoverkehrs, der die Mobilität von Ole von Beusts fröhlichen Radlern doch eher beschränkt.

So genau aber nimmt man es an diesem Tage nicht, und von Beust findet alles herrlich „modern“. Selber kommt er da kaum noch hinterher. Auf die Frage nach der Musikfarbe blickt er Hilfe suchend zum Produzenten und witzelt dann „Heavy Ole“, nachdem der Produzent zur Antwort „Hip Hop“ gab. Der belehrt den Bürgermeisterkandidaten auch, dass der Sprung mitten in der Musik professionelles Scratchen ist – und kein Sprung in der Platte, wie der moderne CDU-Kandidat es sah.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen