: „Feldzug gegen Islam“
■ Hamburger Muslime fordern zur Besonnenheit bei Reaktionen auf
Verstärkt haben in Hamburg lebende Muslime gestern an die Bevölkerung appelliert, die Mitglieder ihrer Glaubensgemeinschaft nicht pauschal für die Anschläge in den USA verantwortlich zu machen. „Wer immer die Hintermänner dieser blutigen Tat sind“, sagte der „Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura)“, „bei dem Islam können sie keine Rechtfertigung für ihre Tat finden“. Einzelne Muslime aus Hamburg seien bereits beschimpft, beleidigt oder bedroht worden.
Die Schura ruft alle Hamburgerinnen und Hamburger dazu auf, Besonnenheit, Ruhe und Vernunft zu bewahren. Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland hat davor gewarnt, nach den Terroranschlägen in den USA einen „versteckten Feldzug“ gegen den Islam zu führen. Der Terror selbst müsse mit allen rechtsstaatlichen Mitteln unnachgiebig bekämpft werden, erklärte der Hamburger Professor Hakki Keskin, Vorsitzender der Türkischen Gemeinde. „Mit Sorge beobachten wir jedoch, dass es Menschen und Medien gibt, die Muslime in Deutschland als potenzielle Sympathisanten der Terroris-ten diskreditierten“.
Die Muslime als Feinde für die westliche Welt zu sehen und damit einen Kampf der Kulturen oder Religionen heraufzubeschwören, „wäre dumm und töricht und genau das, was die fanatischen Islamisten und Terroristen erreichen wollen“, meinte Keskin. Es habe immer Menschen und Parteien gegeben, die eine Religion für die eigenen politischen und ökonomischen Interessen missbrauchten. Das dürfe nicht hingenommen werden. Nötig sei aber auch eine Verstärkung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs.
Den fordert auch Fahim Yusufzai, Gründer der „Neuen Generation Afghanistans“. In dem Projekt haben sich in Hamburg aufgewachsene AfghanInnen zusammengeschlossen, um „dazu beizutragen, die Entwicklung Afghanistans in eine fortschrittliche Richtung zu lenken“. Yusufzai äußerte Angst davor, dass die Anschläge in den USA und die daraus resultierende Stimmung „zu Kulturkrieg führen könnte oder von Rechtsradikalen ausgenutzt wird“. Elke Spanner
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