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Mutter Tekla gräbt selbst

■ Spatenstich für das erste Birgitten-Kloster in Deutschland / Die katholische Kirche baut für fast fünf Millionen Mark eine „Tankstelle der Spiritualität“

„Du hast die Erde auf Pfeilern gegründet“, betet Propst Ansgar Lüttel. Der Boden im Schnoor scheint voll von solchen Pfeilern zu sein. Jedenfalls gelingt es dem katholischen Kirchenoberen und der zum Spatenstich eigens aus Rom angereisten Generaläbtissin des Birgittenordens, Mutter Tekla, erst beim dritten Versuch, eine Schaufel Schutt aus der Baustellenerde zu lösen. Klatschen ringsum.

Vor drei Jahren waren bremisch-katholischen Seelsorgern die Idee kam, einen „Ort geistigen Lebens“ in der Hansestadt zu schaffen, um den katholischen Glauben und Spiritualität zu den Menschen zu bringen. Propst Lüttel wusste wie: Die 570 Ordensschwestern, die sich auf die Heilige Birgitta von Schweden im 14. Jahrhundert berufen, hatten schon einmal vergeblich versucht, ein Kloster in Norddeutschland zu gründen. Dafür schlug er nun Mutter Tekla das Gelände der ehemaligen Schnoor-Bäckerei vor, das der katholischen Kirche gehörte. Bis Ende nächsten Jahres sollen dort neben einem „inneren Konvent“ für acht Nonnen ein „äußerer Konvent“ für bis zu 15 erholungsbedürftige Gäste sowie eine Kapelle entstehen. Propst Lüttel prophezeit ein „Klosterleben hinter offenen Türen“.

Geplant hat den Klosterneubau ein Bremer Architekt. Auch fünf Architektur-StudentInnen der Fachhochschule Oldenburg-Ostfriesland-Wilhelmshaven haben Entwürfe für das neue Kloster angefertigt, die seit Freitag im „Treffpunkt Kirche“ zu besichtigen sind. Doch diese Arbeiten wurden erst angefertigt, als der Planungsauftrag an den Architekten bereits vergeben war. Auf einen Wettbewerb habe man „aus Kostengründen“ verzichtet, erklärt Andreas Mündelein vom Katholischen Gemeindeverband in Bremen.

Drei von bald acht Bewohnerinnen des Konvents sind bereits letzte Woche nach Bremen gezogen. Als Vorbotinnen eines Ordens, der nun – Bremen eingeschlossen – 41 Niederlassungen auf der ganzen Welt zählt. Sie, so unterstreicht Mutter Tekla in ihrer Rede auf dem Bauplatz, stellten „die richtigen Bausteine für das künftige Kloster“ dar.

Das hat den durchaus weltlichen Preis von 4,5 Millionen Mark. Zwei Drittel davon trägt die Diözese Osnabrück, das Bonifatiuswerk Paderborn steuert eine Million Mark bei, den Rest zahlt der Zusammenschluss der katholischen Gemeinden in Bremen. Das Projekt ist auf jedem Fall gesichert, sagt Andreas Mündelein vom Gemeindeverband. „Aber Spenden sind natürlich erwünscht.“ Das gelte umso mehr, als der Birgittenkonvent – rechtlich ein eingetragener Verein – auch nach der Fertigstellung ein Zuschussbetrieb bleiben wird, der unter anderem, so Probst Lüttel, von „Zuwendungen des Bischofs“ leben wird. Denn als „meditativ-spirituellem“ Orden bleiben den Birgitten nur die Einnahmen, die sie durch ihre Gästehäuser erwirtschaften. Diese aber werden in Bremen vorausichtlich nicht ausreichen. Lüttel: „Wir machen hier kein Hotel.“ Armin Simon

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