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Kurzarbeit am Riesen-Jet A380

Am 22. Februar begann die Zerstörung des Mühlenberger Lochs  ■  Von Sven-Michael Veit

„Was für ein schönes Bild“, schwärmte Heinz Giszas am 22. Februar um 12 Uhr. Gerade hatte der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde mit einer Glocke die Vernichtung des Mühlenberger Lochs eingeläutet: Der Schwimmponton „Wotan I“ rüttelte das erste von unzähligen Stahlrohren in den Grund der Elbe, um die Erweiterungsfläche für das Finkenwerder Airbus-Werk abzustecken.

Damit begann die Realisierung des größten, mit 1,3 Milliarden Steuermark teuersten und nach Ansicht seiner Befürworter in Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik wichtigsten Infrastrukturprojekts der jüngeren Hamburger Geschichte: Die Teilfertigung des geplanten Riesen-Jets A380. Ende Oktober wurde eine zehn Hektar große erste Fläche dem Flugzeugbauer als erschlossenes Bauland übergeben, weitere 130 Hektar sollen stückweise bis Ende 2003 folgen.

Zwei Tage zuvor hatte das Hamburger Oberverwaltungsgericht den vorläufigen Baustopp aufgehoben, den die Vorinstanz kurz vor Weihnachten 2000 verhängt hatte. Endgültig entschieden ist die Angelegenheit damit noch nicht, das Hauptsacheverfahren steht noch aus. Das Schicksal des größten europäischen Süßwasserwatts hingegen ist durch die Bauarbeiten unwiderruflich besiegelt.

Jahrelang hatten Anwohner und Umweltschützer politisch, juristisch und mit Demonstrationen (Foto) für den Erhalt des Rast- und Brutplatzes für Löffel- und Krickenten sowie vieler weiterer bedrohter Vogel-, Fisch- und Pflanzenarten gekämpft. Und auch für die Existenz des Obstbauerndorfes Neuenfelde am Südende der für den Riesen-Flieger verlängerten Landebahn. Eine nochmalige Verlängerung, von der Stadt Airbus bereits bei Bedarf zugesichert, würde den Dorfkern zerstören und Neuenfelde zum zweiten Altenwerder machen: Umsiedlung der Bewohner, Abriss der Häuser und Planierung der Obstplantagen. Und wie in dem Fischerdorf an der Süderelbe, das der Hafenerweiterung weichen musste, soll auch in Neuenfelde lediglich die Kirche stehen bleiben.

Nicht einmal vierfacher Naturschutz nützte der Elbbucht Mühlenberger Loch: Das Landschafts- und Vogelschutzgebiet, als „Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung“ von der UNO und nach der Richtlinie Flora-Fauna-Habitat von der EU anerkannt, muss übergeordneten wirtschaftlichen Interessen weichen.

Die bestehen vor allem in dem „Prestige“, welches das „Jahrhundertprojekt“ über Hamburg bringe, so der damalige Bürgermeister Ortwin Runde (SPD), und in den bis zu 4000 Arbeitsplätzen, welche der A380 direkt und indirekt schaffe. Diese Hoffnung, von Kritikern eh immer bezweifelt, ist seit dem 11. September ohnehin noch weiter getrübt: Bei Airbus, nicht nur in Finkenwerder, herrscht Kurzarbeit.

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