Kommentar: Selbst ist die Schraube
■ Warum Hamburger Vermieter nahezu ungestraft absahnen können, wo sie wollen
Es einfach nur unverfroren zu nennen, was einige Hamburger Vermieter sich da rausnehmen, wäre geschönt. Etliche der Beispiele, welche die Mietervereine präsentieren, nähren den Verdacht, es mit einem Haufen gutsituierter Wirtschaftskrimineller zu tun zu haben. Dass sie ihr Unwesen weitgehend unbehelligt treiben können, hat Gründe.
Zum einen nehmen es die berufsständischen Vereinigungen der Grundeigentümer, Verwalter oder Makler nicht so genau mit der Lauterkeit ihrer Mitglieder. Von entschlossenem Vorgehen gegen Missetäter, welches einem ehrbaren Hamburger Kaufmann geziemte, ist dort nichts zu hören.
Funktionierende Selbstreinigungskräfte jedoch stehen jedem Verband gut zu Gesicht, der als ehrenwert geachtet werden will. Wo sie fehlen, können die immer zahlreicheren schwarzen Schafe ziemlich ungestraft den Wohnungsmarkt als Selbstbedienungsladen betrachten.
Zum zweiten steht gerade großen und vermeintlich renommierten Firmen mit eigenen Rechtsabteilungen meist eine bröckelige Selbstverteidungslinie der MieterInnen gegenüber. Zu viele scheuen die Auseinandersetzung oder gar Prozesse.
Der alle zwei Jahre erstellte Mietenspiegel aber, ein verbindliches Dokument für beide Seiten und die Gerichte, basiert auf den tatsächlich gezahlten Mieten. Und darin sind auch Wuchermieten enthalten.
Wer ungerechtfertigte Erhöhungen klaglos akzeptiert, erteilt damit zugleich die Lizenz für die nächste Preisrunde: So drehen die Opfer selbst kräftig mit an der Schraube.
Sven-Michael Veit
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