: „Wir machen das ganz groß“
Nicht mehr jammern, wenn Kinderpopos textiles Geld in den Dreck setzen: Zwei Frauen planen in der Bremer Messe den ersten großen Kinderklamotten-Second-Hand-Markt
Eltern ist es ein Graus und den Kurzen ist es ein erster, vielleicht folgenreicher Einblick in die Welt des Konsums: Klamotten-Kaufen für Kids ist oft ein Ärgernis. Weil wenig Stoff, der oft nur Monate passt, trotzdem ganz schön teuer ist. Second-Hand-Märkte sind deshalb regelmäßig voll. Aber leider zu klein und zu selten, fanden zwei Mütter und stellten deshalb den größen Kleider-Second-Hand-Markt für Kinder auf die Beine: Am 1. September haben sie die Messehalle 3 gemietet. Von 11 bis 16 Uhr sollen Erwachsene auf dem ersten „Piccolino-Markt“ Kinderklamotten kaufen und verkaufen, was das Zeug hält.
„Das müsste man mal entzerren“, dachten sich Andrea Nölting-Bruns und Katrin Ulbrich bei ihren Streifzügen über die Flohmärkte in Kirchengemeinden oder Kindergärten angesichts von Gedränge und schlechter Luft. Und irgendwann hatten die beiden Mütter die Idee: „Wir machen das ganz groß.“ Einen gemeinsamen Dänemark-Urlaub dauerte es noch, dann war der Plan konkret: In der Messe Bremen sollte der erste richtig große Flohmarkt für Kinderklamotten steigen.
Das Messemanagement habe „am Anfang schon etwas komisch geguckt“, erinnert sich Andrea Nölting-Bruns. Nachdem die beiden Frauen – Nölting-Bruns ist Journalistin, Ulbrich Versicherungsfachfrau – aber ihre Idee präsentiert hatten, seien auch die Messemacher „ganz begeistert“ gewesen.
Das Konzept ist so simpel wie einleuchtend: Gut 300 Tische wollen die beiden Marktfrauen vermieten und dafür pro Tisch 12 Euro kassieren, für zwei Tische 20 Euro. Der Eintritt für die erwachsenen BesucherInnen kostet zwei Euro. Die Initiatorinnen rechnen mit 3.000 bis 4.000 Gästen. Los geht es am ersten Septembersonntag um elf Uhr, die VerkäuferInnen aber können ab neun Uhr aufbauen.
Das finanzielle Risiko tragen die beiden Frauen. Doch sie sind sicher, dass die Idee ein Erfolg wird. „Der Bedarf ist da“, weiß Andrea Nölting-Bruns, „und umgekehrt ist es eine gute Möglichkeit, das Zeug wieder loszuwerden: Die Sachen sind gut erhalten, mehr noch, die Schadstoffe sind raus, weil alles mehrfach durch die Waschmaschine genudelt wurde. Und es schadet ja nichts, wenn schon ein, zwei Kinder die Sachen anhatten.“
Keinen Ramsch wollen Ulbrich und Nölting-Bruns, sondern gut erhaltene Kinderkleidung. Die aber immerhin so preiswert sein wird, dass ein Ausrutscher im Matsch kein verkniffenes Elterngesicht des Geldes wegen, was da gerade in den Dreck gesetzt wurde, hervorruft.
Aus der fixen Idee ist ein kleiner Halbtagsjob geworden. Während Andrea Nölting-Bruns Töchterchen Megan, eineinhalb, und Katrin Ulbrich Söhnchen Lukas, zweieinhalb, betreuen, kurven sie noch durch Bremen und umzu, bepflastern Supermarkt-Pinwände mit Infozetteln, klemmen Blätter unter Scheibenwischer, in deren Autos Kindersitze sind, und rühren auch sonst jede Werbetrommel. Bisher mit Erfolg: „Mehr als die Hälfte der Tische ist vergeben“, freut sich Nölting-Bruns. Wenn alles klappt, planen die zwei Mütter schon den nächsten Piccolino-Markt. Im Frühjahr. Noch größer. Noch schöner. Wieder in der Messe Bremen.
sgi
Infos und Anmeldung für den Piccolino-Markt, 1. September, 11 bis 16 Uhr, Messehalle 3: ☎ 0421/3467412 oder 0421/2235511.
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