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Berliner Sumpf stinkt bis in die Alpen

Nach der Berliner Staatsanwaltschaft ermitteln jetzt auch Schweizer Behörden gegen Ex-Aubis-Manager wegen Verdachts des Betrugs und der Geldwäsche. Neue Affäre um Bankgesellschaft: Wirtschaftsprüfer sollen Jahresbilanzen falsch testiert haben

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Gegen die beiden Protagonisten des BerlinerBankenskandals, die früheren Aubis-Manager Klaus Wienhold und Christian Neuling, ermittelt nun auch die Schweizer Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der Geldwäsche.

Danach soll die Bundespolizei auf hohe Transfersummen zwischen den Konten Neulings und denen seiner Söhnen gestoßen sein, die den Verdacht der „Verschiebung“ nahe legen. Die eidgenössischen Behörden haben die Berliner Ermittler um Rechtshilfe gebeten, die Neuling und Wienhold wegen des Betrugsverdachts angeklagt haben. Sie beschuldigen Neuling, rund 12,5 Millionen Mark außer Landes gebracht zu haben, was die ehemaligenAubis-Manager jedoch bestreiten. Dies berichtete das Magazin Spiegel in seiner neuesten Ausgabe.

Im vergangenen Jahr hatten Wienhold und Neuling der Berliner CDU 40.000 Mark gespendet, die vom damaligen Fraktionschef Landowsky nicht ordnungsgemäß verbucht wurden. In der Folge musste Landowsky zurücktreten, die CDU wurde aus der Regierung gejagt. Nach Angaben der Schweizer Kriminalpolizei wurden die Berliner Kollegen um Amtshilfe gebeten, weil eine Bank ihnen eine Meldung erstattet hatte. Dorthin sollen aus Berlin „Überweisungen namhafter Beträge“ geflossen sein, die den Verdacht der Geldwäsche begründeten.

In eine neue Runde geht der Bankenskandal auch in Berlin. Am 6. September will der Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zur Bankgesellschaft den Wirtschaftsprüfer Achim Walther vorladen. Walther soll zu der Frage Auskunft geben, ob ein von ihm 1997 erstelltes Prüfgutachten, das die Immobiliengeschäfte der Banken-Tochter IGB als höchst risikoreich einstufte, von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO ignoriert wurde. Die Bank konnte wegen dieser Geschäfte nur mit Milliardenhilfen des Landes vor der Pleite bewahrt werden.

Sollte die BDO den seit Freitag im Raum stehenden Vorwurf, sie habe wissentlich Bilanzen der Bankgesellschaft falsch testiert, nicht ausräumen können, müsste laut Bankgesellschaft geprüfte werden, ob die BDO „Schadenersatz“ leisten soll, sagte eine Banksprecherin. Die in die Kritik geratene Prüfgesellschaft wies die Beschuldigungen noch am Wochenende zurück. Die Vorwürfe, wonach BDO-Mitarbeiter ihre Pflicht bei der Testatvergabe für die IBG vorsätzlich verletzt haben, entbehrten „nachweislich jeglicher Grundlage“.

Klaus-Uwe Benneter (SPD), der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, kritisierte dagegen den früheren Vorstandschef der Landesbank, Ulf-Wilhelm Decken, sowie die BDO. Decken habe 1997 einen Sonderprüfer eingesetzt, der die Bilanzen der Berliner Bankgesellschaft durchleuchtete. Benneter: „Ich bin ganz sicher, dass der Sonderprüfer Herrn Decken dann im Einzelnen Bescheid gegeben hat, welche Risiken sich da jetzt aufgetan haben und wo er vor allem das Versäumnis und Versagen der einzelnen Wirtschaftsprüfer gesehen hat.“ Es sei ihm völlig schleierhaft, warum der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Berliner Landesbank die Sache habe auf sich beruhen lassen.

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