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Erneuter Selbstmordanschlag in Israel

Täter zündete Sprengsatz in einem Bus in Tel Aviv. Zweites Attentat innerhalb von 24 Stunden. Hamas bekennt sich

JERUSALEM taz ■ Sechs Tote und über 66 zum Teil schwer Verletzte forderte ein erneuter Terroranschlag im Zentrum Tel Avivs. Gegen 13 Uhr Ortszeit zündete der Täter den Sprengstoff, den er an seinem Körper trug, in einem städtischen Linienbus unmittelbar neben der großen Synagoge der Stadt. Ein Augenzeuge berichtete über Fahrgäste, die aus den Fenstern des brennenden Busses sprangen, der noch mehrere Meter ohne Fahrer weiterfuhr. Die Bombe wurde offenbar am vorderen Eingang des Fahrzeuges gezündet. Zu dem Anschlag bekannte sich die Hamas.

Landesweit war gestern Morgen höchste Alarmstufe ausgerufen worden, nachdem am Vortag, bei dem ersten Selbstmordanschlag nach sechs Wochen, im Norden Israels ein Polizist getötet worden war. Die Polizei hatte vermutete, dass ein weiterer Täter die so genannte grüne Grenze zum israelischen Kernland überwunden hatte.

Israels Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser berief sofort nach dem Anschlag die Vertreter der Sicherheitsdienste zusammen. In den besetzen Gebieten im Westjordanland wurde von der israelischen Armee eine Ausgangssperre verhängt.

Dore Gold, Regierungsberater in Jerusalem, kommentierte den Anschlag als „Beweis für die wahren Intentionen der Palästinenser“. Wer die „Illusion“ gehabt habe, dass den Palästinensern an einer Beruhigung der Lage gelegen sei, „musste heute eines Besseren belehrt werden“. Politische Beobachter in Jerusalem rechneten indes nicht mit einer harten Vergeltungsmaßnahme von Seiten der israelischen Regierung.

Die palästinensische Führung verurteilte den Anschlag umgehend. Palästinenserchef Jassir Arafat hatte erst vor knapp zwei Wochen vor dem Parlament in Ramallah wiederholt zum Ende der Gewalt gegen Zivilisten aufgerufen. Die islamischen Widerstandsgruppen lehnten die Einstellung von Terroranschlägen auch im israelischen Kernland ab. SUSANNE KNAUL

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