piwik no script img

Bitte nicht Dracula

Welthandel für Anfänger: Attac-Mitbegründerin Susan George stellt neues Buch in der Reihe „BasisTexte“ vor

BERLIN taz ■ „WTO – Demokratie statt Dracula“ heißt das neue Buch von Attac-Mitbegründerin Susan George. Es erscheint als eines von drei Büchern in der Reihe „AttacBasisTexte“, vier weitere sind geplant. Knapp, übersichtlich, in Maßen polemisch und gelegentlich sarkastisch beschreibt Susan George auf 85 Seiten, wer die Welthandelsorganisation ist und wie sie funktioniert. Ihre Sprache ist dabei so klar, dass auch Nichtökonomen alles verstehen. Das ist ganz im Sinne von Attac: Alle Bürger sollen über die Gefahren der Globalisierung aufgeklärt werden.

Klar auch die Position der Attac-Vordenkerin: „Ja zum Handel, ja zu Regeln – allerdings nicht zu denen der jetzigen WTO.“ Denn diese Regeln sind die Regeln der transnationalen Unternehmen, sie „bergen in sich enorme Gefahren für die Bürger und die Demokratie“. George belegt dies unter anderem mit der engen Zusammenarbeit zwischen dem Interessenverband europäischer Dienstleistungsfirmen (ESF) und der Europäischen Kommission. Gemeinsames Ziel: den öffentlichen Sektor zu beschränken und seine Aufgaben – Gesundheitssystem, Wasserversorgung etc. – privaten Firmen zu übertragen.

Doch George enthält den Lesern auch die Argumente der Gegenseite nicht vor. Sie erklärt die Theorie der komparativen Kostenvorteile, auf die sich die neoliberalen Ökonomen beziehen: Jedes Land solle sich auf die Produkte spezialisieren, die ihm am meisten liegen. David Ricardo entwickelte die Theorie Anfang des 19. Jahrhunderts und führte damals ein Beispiel an, an dem noch heute kein VWL-Student vorbeikommt: den Austausch englischen Wollstoffes gegen italienischen Wein.

George hält dagegen: Heute werde Ricardos Beispiel völlig zu Unrecht als Beweis für die Wohltaten des Freihandels angeführt, denn: „Die Länder, die am ehesten in der Lage sind, Wollstoff herzustellen, haben dieses glückliche Resultat ausnahmslos einem strikten Protektionismus zu verdanken.“

KATHARINA KOUFEN

außerdem erschienen: BasisTexte über die Tobin-Steuer und über GATS, Info: www.vsa-verlag.de

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen