Arbeitsbedingungen in Asien: Dell missachtet eigenen Kodex

Der US-Computerkonzern duldet bei der Produktion in China exzessive Arbeitszeiten, zeigt ein Bericht. Dell reagiert gelassen auf die Vorwürfe.

Lässt offenbar gern länger arbeiten: Dell-Chef Michael Dell. Bild: reuters

BERLIN taz | Eine Studie über vier Produzenten des US-Computerkonzerns Dell in China zeigt eklatante Verstöße gegen die Arbeitsgesetze, die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie gegen Dells eigenen Unternehmenskodex. Die vom dänischen Forschungszentrum Danwatch und der amerikanisch-chinesischen Organisation China Labour Watch durchgeführte Untersuchung bemängelt vor allem exzessive Arbeitszeiten.

Festgestellt wurde ein Zwang zu 48 bis 136 Überstunden im Monat. Dabei beträgt Chinas gesetzliche Maximalarbeitszeit 49 Wochenstunden. Die ILO-Konvention und Dells Unternehmenskodex selbst nennt 48 als Obergrenze. Doch in Spitzenzeiten würde sieben Tage die Woche gearbeitet und der vorgeschriebene freie Tag verwehrt.

Laut dem Bericht „IT-ArbeiterInnen zahlen immer noch den Preis für billige Computer“, der an diesem Dienstag veröffentlicht wird, zahlen zwei der vier Fabriken nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn. Die Firmen griffen zudem massiv auf Schülerpraktikanten und Werkstudenten zurück. Diese machten bis zu einem Drittel der Beschäftigten aus. 16-jährige Schüler müssten so viele Überstunden machen wie andere Beschäftigte.

Die extreme Arbeitsbelastung führt zu Unzufriedenheit. Viele Beschäftigte wollten den Betrieb wechseln. Doch dazu benötigten sie die Erlaubnis der Vorarbeiter. Sonst wird ein Monatslohn abgezogen. „Ich arbeite täglich elf Stunden an sechs Tagen die Woche und verdiene nur 2.200 Yuan (270 Euro)“, sagte Zhu Jun (24) aus der Provinz Henan den Forschern.

„Ich bin sofort bereit aufzuhören.“ Die 18-jährige Zhao Lily aus der Provinz Guangxi sagte: „Durch das Löten sind die Raumtemperaturen unangenehm hoch, und es riecht giftig. Wir haben keinen Mundschutz, und ich bekomme Ausschlag, wenn ich bei der Arbeit mein Gesicht berühre.“ Sie müsse die gesamte 12-Stunden-Schicht stehen. „Um sich mal hinzusetzen, müssen wir um Erlaubnis fragen.“

„Korrekturen sind gemacht worden“

Weil die Betriebe sich nicht unabhängig untersuchen lassen, schleusten die beiden Organisationen in zwei Betrieben eigene Mitarbeiter ein. Bei den anderen beiden wurden Beschäftigte außerhalb der Fabrik befragt. Die vier Firmen produzieren außer für Dell auch für andere Hersteller, doch seien dann die Produktionsbedingungen identisch. Untersucht wurden im April und September in den Provinzen Jiangsu und Guangdong die Fabriken Mingshuo, Hipro, MSI und Taida. Sie gehören den taiwanischen Produzenten Pegatron, Chicony, MSI und Delta. Zusammen haben die vier Fabriken rund 100.000 Beschäftige.

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Gegenüber den Autoren der Studie reagierte Dells Sozialstrategin Deborah Albers gelassen. Sie räumte generell Verstöße ein, die schon eigene Audits festgestellt hätten. „Korrekturen sind gemacht worden“, so Albers. Der Bericht werde jetzt geprüft. Dell informiere seine Produzenten über die Audits und fordere die Beachtung des Kodex. Doch die Studie verweist darauf, dass Dell schon früher versprochen hatte, dass Überstundenproblem und andere Gesetzesbrüche zu beenden. Stattdessen habe Dell seine Produzenten zu Preissenkungen gedrängt.

Dell ist der drittgrößte Computerhersteller der Welt und macht ein Viertel seines Umsatzes mit öffentlichen Aufträgen in Industrieländern. Daher sieht das GoodElectronics Network von sieben europäischen entwicklungspolitischen Organisationen eine Chance, hierüber Druck auf Dell auszuüben. „Die institutionelle Kaufkraft der öffentlichen Hand in Europa kann Markenkonzerne und ihre Produzenten zu Änderungen drängen“, sagt Annelie Evermann von der deutschen Organisation Weed der taz.

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