Autoritäre und extreme Regierungen: Arbeiten wird riskanter
Die Unterdrückung von Arbeitnehmerrechten nimmt zu – besonders in Europa und Amerika. Das zeigt ein Index des Internationalen Gewerkschaftsbunds.

Für den Index wurden 340 nationale Gewerkschaften in 169 Ländern befragt. Hinzu kommen Analysen von Rechtsexpert*innen. Der Index umfasst Verletzungen von Arbeitnehmerrechten sowohl in der Gesetzgebung als auch in der Praxis.
Der Bericht weist auf einen globalen Trend von autoritären Staaten und extremen Regierungen hin, die grundlegende Menschenrechte beschränken wie den Zugang zur Justiz, Rede- und Versammlungsfreiheit oder das Rechte auf Tarifverhandlungen. IGB-Generalsekretär Luc Triangle warnt vor einem „koordinierten Angriff der Ultrareichen und ihrer politischen Verbündeten, um die Wirtschaft gegen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu manipulieren“.
Diese Entwicklung sei nicht nur mit Präsident Donald Trump und Tech-Milliardär Elon Musk in den USA oder Präsident Javier Milei und dem milliardenschweren Unternehmer Eduardo Eurnekian in Argentinien zu sehen, sondern überall auf der Welt. Der IGB-Chef fordert mehr Einsatz für Demokratie und starke, unabhängige Gewerkschaften.
Gefährlichste Länder für Arbeiter*innen
Zu den gefährlichsten Ländern für Arbeitnehmer*innen zählen unter anderem Bangladesch, Belarus, Ecuador oder die Türkei. Der IGB dokumentiert Verletzungen durch Regierungen und Arbeitgeber. In Bangladesch zum Beispiel ging das Militär gewaltsam gegen Demonstrant*innen vor, die eine umstrittene Quotenregelung für Arbeitsplätze verhindern wollten. Allein im Juli 2024 gab es mehr als 200 Tote. In Belarus sitzen derzeit 29 führende Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen hinter Gittern, darunter der IGB-Vizepräsident Alexander Jaraschuk, der bereits im Mai 2022 inhaftiert wurde.
Als Beispiel für eine gute Entwicklung nennt der Bericht Côte d'Ivoire. Dort wählten Beschäftigte des deutschen Paketunternehmens DHL vergangenes Jahr zum ersten Mal eine gewerkschaftliche Vertretung. Ermöglicht wurde dies laut Bericht durch die jahrelange hartnäckige Organisierung von Arbeitsrechtler*innen – und das deutsche Lieferkettengesetz von 2023. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, Menschenrechte wir Arbeitsrechte entlang ihrer Lieferkette einzuhalten.
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