Anzeige gegen Dresdner Seenotretter: Straftat Leben retten
„Mission Lifeline“ bereitet sich auf den Mittelmeer-Einsatz vor. Die Staatsanwaltschaft ermittelt – wegen „versuchten Einschleusens von Ausländern“.
![Seenotretter helfen Flüchtlingen im Mittelmeer Seenotretter helfen Flüchtlingen im Mittelmeer](https://taz.de/picture/2088897/14/63231453.jpeg)
Seit einem Jahr sammelt der Verein „Mission Lifeline“ Spenden, um mit eigenem Schiff im Mittelmeer Ertrinkende zu retten. Das ist keine neue Idee: Es sind vor allem zivile Rettungsmissionen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern, die, oft mit spendenfinanzierten Schiffen, gegen das Ertrinken Tausender Flüchtender im Mittelmeer ankämpfen. Der Dresdner Verein will sich dem anschließen und ab August mit einer 17-köpfigen Crew zu einer ersten Mission aufbrechen. Das wird nun, mutmaßlich von rechts, torpediert.
Während völkische Aktivisten wie die „Identitäre Bewegung“ bereits ankündigten, künftig mit einem eigenen Boot im Mittelmeer die „Rückführung“ von Flüchtlingen zu planen, rufen andere Teile des rechten Spektrums zur Bekämpfung ziviler Rettungsinitiativen auf. Dass ausgerechnet der Dresdner Verein nun im Fokus der Behörden steht, ist einerseits nicht überraschend und doch bemerkenswert. Pegida-Gründer Lutz Bachmann hatte den Verein auf seiner Facebook-Seite schon vor Monaten als „private Schlepperbande“ beschimpft. Vor Gericht gab Bachmann im Januar allerdings klein bei und eine Unterlassungserklärung ab.
Dass nun die Staatsanwaltschaft ermittelt, dürfte auch eine Folge dieser Auseinandersetzung sein. So seien, heißt es bei der Behörde, die Ermittlungen aufgenommen worden, nachdem Dritte Strafanzeige erstattet hätten. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, man sei gezwungen, den „Sachverhalt zu klären“.
Axel Steier, Vorsitzender von „Mission Lifeline“ und einer der Beschuldigten, bezeichnete den Vorwurf gegen ihn als „völlig absurd und an den Haaren herbeigezogen“. Er fürchte, die Anzeige ziele darauf, Spender abzuschrecken. Das könnte indes auch ins Gegenteil umschlagen. Bis August will der Verein 240.000 Euro einsammeln, knapp 200.000 sind schon zusammen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird