Antisemitismus in Toronto: Schüsse auf jüdische Grundschule
Am Samstag schossen Unbekannte auf eine jüdische Mädchenschule in Toronto. Der kanadische Premier Justin Trudeau schätzt die Tat antisemitisch ein.
Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund wachsender Spannungen wegen des Kriegs im Gazastreifen. Die Polizei in Toronto kündigte an, ihre Präsenz in North York, aber auch an anderen Schulen sowie Synagogen zu verstärken. „Wir werden das, was hier passiert ist, nicht ignorieren“, sagte der hochrangige Polizeibeamte Paul Krawczyk bei einer Pressekonferenz. Allerdings sollten keine voreiligen Schlüsse zum Tatmotiv gezogen werden.
Politiker wie der kanadische Premierminister Justin Trudeau sowie jüdische Verbände stuften die Tat als antisemitisch ein. Die Schüsse auf die jüdische Grundschule seien „abscheulich“, erklärte Trudeau im Onlinedienst X. „Die Täter dieser schamlosen antisemitischen Tat“ müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Der Regierungschef der Provinz Ontario, Doug Ford, sprach auf X von einer „unverhohlenen Demonstration von Antisemitismus“.
Auch die jüdische Organisation Freunde des Simon-Wiesenthal-Zentrums (FSWC) reagierte „entsetzt“ auf die Schüsse. „Diese gegen unschuldige jüdische Kinder gerichtete schockierenden Eskalation der Gewalt muss den politischen Führern unserer Stadt und des ganzen Landes als Warnsignal dienen“, erklärte FSWC-Chef Michael Levitt.
Im November waren in Montréal in der Provinz Québec binnen einer Woche zwei Mal Schüsse auf eine jüdische Schule abgefeuert worden. Auch damals gab es keine Verletzten.
Kämpfer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas hatten am 7. Oktober einen beispiellosen Angriff auf Israel verübt und dabei israelischen Angaben zufolge mehr als 1170 Menschen getötet. Zudem wurden 252 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion auf den Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 35.900 Menschen getötet.
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