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Antisemitismus im Berliner FußballDiesmal war’s der Vater

Der Berliner Fußballverband ermittelt gegen den Vizepräsidenten des Oberligisten CFC Hertha 06. Grund sind judenfeindliche Äußerungen.

Viele Fans sind aktiv gegen Antisemitismus, hier ein Drittligaspiel zwischen Halle und Meppen 2019 Foto: imago/Bösener

Sportlich steht der Berliner Fußballklub CFC Hertha 06 nicht schlecht da. Platz sechs der Oberliga NOFV-Nord, also der fünften Liga. Nur mit allem anderen sorgt der Klub für Probleme.

Jüngst wurde Vizepräsident Ergün Çakır in der WDR-Fernsehsendung „Sport inside“ mit dem Satz zitiert: „Mein Sohn wird sein Leben lang die Juden hassen.“ Sein Sohn war im November 2022 zusammen mit einem anderen A-Jugendspieler des CFC für satte zwei Jahre gesperrt worden, weil sie bei einem Spiel gegen den jüdischen TuS Makkabi übelst antisemitisch beleidigt hatten. Vor dem Sportgericht des Berliner Fußballverbandes (BFV) hatten sie sich damals entschuldigt, aber die drastische Strafe nicht abwehren können.

Wie viel von der Entschuldigung zu halten ist, hat nun Vater Çakır mitgeteilt. Er sagte im Fernsehbeitrag, wenn er mit dem TuS Makkabi zu tun habe, dann höre er sofort: „Wir sind Juden, wir haben das Recht, wir können alles machen, was wir wollen. Was mich enttäuscht von den Deutschen, dass die da mitspielen.“

Sein Antisemitismus überrascht nicht so sehr. Befragt zu den Vorfällen bei besagtem A-Jugendspiel, hatte Çakır im November der taz gesagt: „Wenn Makkabi so provoziert, dann werden die hier nie beliebt sein.“ Als Beispiel für eine Provokation nannte er das Zeigen einer Israelflagge, die er „Judenfahne“ nannte.

Nun ermittelt der BFV gegen Çakır. Dazu gehört auch die Prüfung, „ob der CFC Hertha 06 bereit ist, nachhaltige Schritte zur Bekämpfung von Antisemitismus aufzunehmen“, wie BFV-Präsident Bernd Schulz sagt. Zwischenzeitlich hatte BFV-Vize Jan Schlüschen ein Gespräch mit Çakır. Dort soll der sich für das Verhalten der A-Jugend-Spieler entschuldigt und seine Äußerungen als Fehler bezeichnet haben.

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3 Kommentare

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  • Leuten, die sich selbst entschuldigen, kann man sowieso nicht trauen, oder halten die sich für eine Art Gott, dass sie selbst Schuld von sich nehmen könnten?!

  • "Wie viel von der Entschuldigung zu halten ist, hat nun Vater Çakır mitgeteilt. Er sagte im Fernsehbeitrag, wenn er mit dem TuS Makkabi zu tun habe, dann höre er sofort: „Wir sind Juden, wir haben das Recht, wir können alles machen, was wir wollen. Was mich enttäuscht von den Deutschen, dass die da mitspielen."

    Tja. Sorry, das ist lupenreiner Antisemitismus à la "Wir nutzen den Holocaust (und die 2000-jährige Gechichte des Antisemitismus), um uns Vorteile zu verschaffen." Klassiches Judenhasser-Argument seit 1945. Nee, wer das so sagt, der wird es zu mehr als Lippenbekenntnissen nicht bringen.

    Trägt jetzt nicht grad zum Aufbau einer multikulturellen, menschenrechtsorientierten Gesellschaft bei.

  • Entschuldigungen sind nichts las leere Worte. An der Gesinnung ändert das rein gar nichts1