Antisemitismus-Vorwürfe beim Echo: Gewinner von 2017 geben Preis zurück
Die Echo-Klassik-Preisträger aus dem Jahr 2017 haben ihren Preis zurückgegeben. Mit der Auszeichnung von Kollegah und Farid Bang toleriere der Echo Rassismus.
Über die Entscheidung der Verantwortlichen, „antisemitisches und menschenverachtendes Gedankengut sowie die Verhöhnung von Opfern des Holocaust mit einem Preis zu würdigen“, zeigten sich die Berliner Musiker „zutiefst erschüttert“. Die Echo-Auszeichnung sei für sie nun „nichts mehr als ein Symbol der Schande“ und werde zurückgegeben. Das Notos Quartet war im Oktober 2017 als Nachwuchskünstler des Jahres mit dem „Echo Klassik“ geehrt worden.
Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstagabend für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet worden, obwohl bereits ihre Nominierung auf großen öffentlichen Protest gestoßen war. Einzelne Textstellen der Rapper werden als antisemitisch kritisiert. In ihrem aktuellen Album findet sich etwa die Textzeile „Mache wieder mal ‚nen Holocaust, komm‘ an mit dem Molotow“. Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song „0815“ zudem: „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“. Die Auszeichnung der Rapper sorgte für eine Welle der Empörung. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sprach von einer Schande.
Die Verantwortlichen erklärten inzwischen, dies dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke, kündigte am Sonntag an, dass der Preis nach einer Entscheidung des Vorstands überarbeitet werden solle, „was die umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen einschließt“. Details wurden aber noch nicht genannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CSD-Absage der Bundestagsverwaltung
Klöckner macht Kulturkampf
Konservative Politik
Arbeit für die Aufräumer
Demo gegen Krieg in Gaza und Iran
Faschismus befreit nicht vom Faschismus
Krieg in der Ukraine
„Das ist nichts anderes als Völkermord“
Nukleare Aufrüstung in Deutschland
Die permanente Drohkulisse
Trumps Abwesenheit bei G7
Knallharte Gesten der Macht