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Antifaschistische AktionenSilvio gedenken, Nazis bekämpfen

Vor 32 Jahren wurde Silvio Meier ermordet. Für Antifas ist das dieses Jahr Anlass, gegen Nazis vom „Dritten Weg“ in Pankow zu demonstrieren.

Antifaschistische Tradition: Silvio Meier-Gedenken 2011

Berlin taz | Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke, Reichsflagge – die Insignien der rechtsextremen Bewegung, die insbesondere in den 1990er Jahren vielerorts das Straßenbild prägte, leben wieder auf. Zur Schau getragen werden sie vor allem von jungen Neonazis, die sich und ihre Ideologie nicht mehr verstecken, auch weil sie es mancherorts nicht mehr müssen. Den Sommer über zog die extrem rechte Karawane von einer CSD-Gegendemo zur nächsten. Die Strategie hinter dem offensiven Auftreten: Raumnahme und Einschüchterung.

Nicht anders war das 1992, als der Antifaschist Silvio Meier, unterwegs mit drei Freunden, am U-Bahnhof Samariterstraße auf sieben erkennbar rechtsextreme Jugendliche traf. Im Zuge einer Auseinandersetzung entriss Meier einem von ihnen einen Aufnäher mit der Aufschrift „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“. Die Neonazis zückten Messer, töteten Meier und verletzten zwei seiner Freunde lebensgefährlich. Ein Szenario, das auch im Jahr 2024 alles andere als ausgeschlossen scheint.

Seit nunmehr 32 Jahren halten An­ti­fa­schis­t:in­nen das Andenken an Silvio Meier aufrecht, auch an diesem Donnerstag erinnern sie an ihn mit einer Mahnwache an der Gedenktafel im U-Bahnhof. Doch der Termin um den Todestag dient seit jeher auch als Anlass, um aktuelle Neonazi-Strukturen in den Blick zu nehmen. Die „Silvio-Meier-Demo“ war bis 2017 ein fester Termin im Kalender, um Neonazi-Strukturen etwa im Weitlingkiez zu thematisieren, und zugleich ein wichtiger Anlaufpunkt für den eigenen Nachwuchs. Seit einigen Jahren wird die Tradition fortgeführt – unter dem Namen „Fight Back“.

Auf der Demo an diesem Samstag steht dabei die wohl strukturierteste und gewaltförmigste der aktuellen Neonazi-Formationen – der „Dritte Weg“ samt seiner „Nationalrevolutionären Jugend“ – im Fokus. Im Zusammenspiel mit Strukturen der Ex-NPD, die heute als „Die Heimat“ firmiert, sowie den neuen Gruppen „Deutsche Jugend Voran“ und „Jung & Stark“ ist der „Dritte Weg“ die treibende Kraft im neuen rechtsextremen Milieu, das den Kampf um die Köpfe als vielmehr einen um die Straße austrägt.

Gegen die Nazi-„Homezone“

Zu diesem Zweck organisieren die Nazis vom „Dritten Weg“ seit Jahren ein Kampfsporttraining im bezirkseigenen Sportkomplex Rennbahnstraße in Pankow, das der Bezirk trotz der Aufdeckung im Sommer immer noch nicht unterbunden hat. Im Ergebnis stehen Kader militanter Nazis immer wieder im Verdacht, Angriffe auf ihre politischen Geg­ne­r:in­nen zu verüben, so wie bei einem Überfall auf Antifas am Ostkreuz im Sommer.

Die Demonstration, die von der Prenzlauer Allee durch Pankow ziehen wird, ist auch eine Reaktion auf die Jugendarbeit der Neonazis. Im Aufruf heißt es, die Rechtsextremen rekrutierten „online und an Schulen gezielt Jugendliche und Kinder – leider sehr erfolgreich“. So waren von den 28 festgesetzten Neonazis, die im Juni den Berliner CSD stören wollten, 14 minderjährig. Für die Antifas heißt das: „Zeit, selbst aktiv zu werden.“

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