piwik no script img

Anticoronamaßnahmen für BeamteJede*r bitte 2 Sitzplätze

Um Infektionen zu vermeiden, soll der Nachbarsitz in Zug und Flugzeug frei bleiben – aber nur bei Mitarbeiter*innen von Bundesbehörden auf Dienstreise.

Der Nachbarsitz in Zugsoll frei bleiben – aber nur für Beamte auf Dienstreise Foto: Ralph Peters/imago

Berlin taz | Mitarbeiter*innen der obersten Bundesbehörden dürfen derzeit bei Dienstreisen per Bahn oder Flugzeug jeweils zwei Tickets lösen. Das geht aus einem Rundschreiben des Innenministeriums hervor, über das die Süddeutsche Zeitung am Dienstag berichtete. Demnach dürfen sie neben dem eigenen Ticket einen zweiten, leeren Platz buchen, „um so im Sinne des Infektionsschutzes einen größeren Abstand zu den Mitreisenden zu haben“, zitiert die SZ aus dem Schreiben.

Bei Flugreisen darf zusätzlich zum Fenster- oder Gangplatz der Mittelsitz mitgebucht werden. In der Bahn können zwei nebeneinanderliegende Plätze geblockt werden, und zwar nicht nur in Form einer zusätzlichen Reservierung, sondern explizit zweier Fahrscheine.

Wie die Bahn am Dienstag auf Anfrage klarstellte, ergibt das aber keinen Sinn. Denn egal ob mit einer oder zwei Fahrkarten: Jeder Reisende hat nur Anspruch auf einen Sitzplatz, Reservierungen verfallen 15 Minuten nach Abfahrt, wenn der Platz nicht eingenommen wird.

Aus Sicht des Unternehmens ist reisen aber trotzdem sicher. Zum einen seien die Züge derzeit nur zu 20 bis 25 Prozent ausgelastet – wobei das ein Durchschnittswert ist. Zum anderen ist mittlerweile das Reservierungssystem so umgestellt worden, dass Einzelplätze nur noch am Fenster gebucht werden können, sodass der Nachbarplatz in der Regel ohnehin frei bleiben sollte – außer wenn der der Zug voll ist und der Platz von einem Reisenden ohne Reservierung beansprucht wird.

Reservierungspflicht für alle keine Option

Dass das Bundesinnenministerium den Doppelplatz überhaupt ermöglichen will, passt nicht so recht zu wiederholten Aussagen von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), dass die Bahn kein Hotspot sei. Eine Reservierungspflicht für Reisende, die in anderen Ländern überfüllte Züge verhindert, lehnt Scheuer ab. Sein Ministerium stellte am Dienstag auf dpa-Anfrage klar, dass es keine Doppelbuchungen für seine Mitarbeitenden plant.

Und selbst wenn in vielen Fällen zwei Tickets gekauft werden, dürfte der Bund insgesamt noch Geld sparen: Die Zahl der Dienstreisen liegt zurzeit um rund 70 Prozent unter dem Niveau des vergangenen Jahres. (mit dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • "Innenministerium" unter Gewissen Ministern herrscht ebend immer für die eigenen Leute ein erhöhter Sicherheitsbedarf :P

  • RS
    Ria Sauter

    Ach, wie schön. Sie sind sich doch immer wieder am nächsten, die Volksvertreter. Nicht umsonst wurde hinter Volk Vertreter angehängt. Worte lügen nicht.