piwik no script img

Anti-Kohleproteste in der LausitzSchwarz gekleidete Provokation

Hunderte Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen protestieren am Tagebau Welzow für einen schnellen Kohleausstieg. Vor Ort stößt das nicht nur auf Gegenliebe.

Friedliche Demonstration vor dem Schaufelradbagger-Denkmal: Welzow am 25. Juni 2023 Foto: dpa

Welzow taz | Das riesige Schaufelraddenkmal im südbrandenburgischen Welzow wurde am Sonntag neu geschmückt: Mit dem gelben X, das die Umweltbewegung seit vielen Jahren als Stopsymbol verwendet, ähnlich dem Andreaskreuz an Bahnübergängen.

Hunderte demonstrierten am Sonntag in dem Ort, der zum Lausitzer Kohlerevier gehört. Sie forderten einen schnellen Kohleausstieg und einen sozialen Strukturwandel für die Region. Aufgerufen hatte ein Bündnis aus Fridays for Future (FFF), Greenpeace, BUND und lokalen Initiativen wie der sorbischen Volksvertretung Serbski Sejm.

Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag den Kohleausstieg bis 2030 vorgenommen – „idealerweise“. Nachdem der Ausstieg für das rheinische Braunkohlerevier durch eine Übereinkunft mit Energiekonzern RWE und nordrhein-westfälischer Landesregierung bereits auf 2030 vorgezogen wurde, steht nur noch die Lausitz dem „Ideal“ im Weg. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verhandelt deshalb nun mit dem Energiekonzern Leag und den Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen über ein vorgezogenes Ausstiegsdatum. Bislang dürfen Kohlekraftwerke teils bis 2038 laufen.

Abschreckender Deal mit RWE

Der Deal mit RWE wurde in der Klimabewegung weithin kritisiert, weil er mehr Kohleverstromung in der Zeit bis 2030 beinhaltet, was den Klimanutzen der Einigung schmälert. Für die Lausitz dringen die Um­welt­schüt­ze­r*in­nen deshalb darauf, dass in einer etwaigen Vereinbarung mit der Leag eine maximale Menge für den Kohleabbau vereinbart wird.

Die Kundgebung im Dorf wurde immer wieder durch Ge­gen­de­mons­tran­t*in­nen gestört. Schwarz gekleidete Menschen versammelten sich etwas abseits. Immer wieder löste sich eine kleine Gruppe männlicher Jugendlicher aus dem schwarzen Mob und mischte sich unter die Klimademonstrant*innen, um dort auf Banner zu treten und Equipment umzuwerfen. Auch im Verlauf des Demozugs zum Tagebau Welzow versammelten sich Menschen in Schwarz am Straßenrand, um zu provozieren. Körperliche Übergriffe verhinderte die Polizei. Vereinzelt kam es aber zu verbalen Auseinandersetzungen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • 6G
    666709 (Profil gelöscht)

    Woher soll die Energie denn kommen? Die Wissenschaft hat über Jahrzehnte erklärt, dass für die Grundlast auf absehbare Zeit klassische Energiegewinnung via Gas-, Kohle- oder Kernkraftwerke stattfinden muss. Das kann man mal als Ausgangswahrheit nehmen. Das ist die Realität.

    Ich frage mich, wann man sich endlich wieder mit der Realität befasst und damit arbeitet, anstatt ressourcen für Dinge zu verschwenden, die man aktiv genau so wollte. Man hätte auch großangelegte Demos für den Erhalt der Kernkraft in DE machen können. Das wäre die Alternative zu fossilen Brennstoffen gewesen. Das wäre die einzige Alternaitve gewesen.

    Aber lieber so. An der Realität vorbei. Eigentlich schade.

    • @666709 (Profil gelöscht):

      Die politisch gewollten Regelungen verhindern aber auch seit Jhrzehnten, dass sich Unternehmen mit Speichertechnologien ernsthaft auseinandersetzen.



      Mit einer neuordnung der Besteuerung und der Strombörse könnten neugegründete Unternehmen bereits existierende Konzepte ganz schnell zur Marktreife treiben. Die Konzerne, denen die fossilen Kraftwerke gehören, haben daran aus ökonomischen Gründen kein Interesse.

      • 6G
        666709 (Profil gelöscht)
        @Herma Huhn:

        Dafür demonstriert aber niemand. Ich finde die Idee super. Dann demonstrieren wir für die Weiterentwicklung von Speichertechnologien. Sobald wir die dann haben, dass die Last abgedeckt ist, können wir schnell aus der Kohle aussteigen. Das wäre eine realistische Herangehensweise.

        So macht es aber niemand. Das taucht nirgends beim BUND auf der Homepage auf. Fridays for Future nennt dazu auch nichts auf der Homepage. Greenpeace sagt lediglich, dass sich erneuerbare Energien entweder gleich nutzen oder in Batterien speichern lassen. Das sind die, die sich an diesem Protest beteiligt haben. Alle nutzen ihre Ressourcen um Dinge zu verlangen, die so einfach komplett realitätsfern sind.