Antarktis bleibt schutzlos: Raub-Fischerei wird weiter geduldet
Die Staatengemeinschaft hat es nicht geschafft, ein dringend nötiges Schutzgebiet in der Antarktis einzurichten. China und Russland blockieren.
Geschützt werden sollen drei Gebiete mit einer Fläche von insgesamt rund vier Millionen Quadratkilometern. Das entspricht etwa einem Prozent der globalen Meeresfläche. Die Gebiete liegen im Weddellmeer, in der Ostantarktis sowie westlich der antarktischen Halbinsel. Chinesische und russische Fischer fischen vor Ort vor allem Seehecht und antarktischen Krill. Vorwürfen, auch illegale Fischerei ihrer Flotten zu dulden, begegnen sie mit Abwehr.
Allerdings konnte sich die CCAMLR darauf einigen, eine Schutzmaßnahme für Krill zu verlängern. Die Fangmengen des Krebstieres werden begrenzt, um die Nahrungskette nicht zu zerstören. Viele Tiere, etwa der Blauwal, ernähren sich von Krill.
„Trotz der fehlenden Ausweisung neuer Schutzgebiete sind wir erleichtert, dass die Schutzmaßnahme zur Einschränkung des Krillfangs verlängert wurde“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. „Aus neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen wir jedoch, dass diese Maßnahme allein nicht ausreicht, um eine übermäßig konzentrierte Fischerei rund um die Antarktische Halbinsel zu verhindern.“
Die EU hat Druck gemacht – und ist gescheitert
Leider wachse der Druck, mehr Fischerei zuzulassen, insbesondere auf Krill als Futter für Aquakulturen, sagt Rainer Froese, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Marine Evolutionsökologie am Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR).
„Fischerei auf Krill entnimmt die wichtigste Nahrungsquelle für viele Lebewesen wie Wale oder Pinguine“, so Froese: „Diese müssen als Folge längere Wege zurücklegen, um genug Nahrung für sich und ihren Nachwuchs zu finden“. Die Antarktis leide schon jetzt besonders durch den Klimawandel. Der dadurch verursachte Stress werde durch die Fischerei verstärkt. „Die Krillbestände sind bereits rückläufig. Jede Fischerei darauf sollte eingestellt werden“, so Froese.
„Die Antarktis ist durch die Versauerung und Erwärmung besonderem Druck ausgesetzt, während sie gleichzeitig einen bedeutsamen Faktor der Klimastabilität darstellt“, sagt Nele Matz-Lück, Co-Direktorin am Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel. „Industrielle Fischerei erhöht den Druck auf Bestandteile des Ökosystems, ohne dass die Folgen im Zusammenhang mit dem Klimawandel abschließend erforscht wären“, so Matz-Lück.
Für die neuen Schutzgebiete hatte sich vor allem die EU stark gemacht. Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevičius hatte im Frühjahr die EU-Minister extra zu einem Treffen eingeladen, um den jetzigen Verhandlungen Nachdruck zu verleihen – offenbar vergebens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe