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Anschlagsplan auf Swift-Konzert in WienIslamist plante Selbstmordanschlag

In Österreich sind zwei Personen im Zusammenhang mit einem Anschlagsplan festgenommen worden. Die Konzerte von Taylor Swift in Wien wurden abgesagt.

Entgegen der Erwartungen wird sich das Ernst-Happel-Stadium in Wien nicht mit Swifties füllen Foto: Elisabeth Mandl/reuters

Wien afp/dpa | Ein in Österreich festgenommener Islamist wollte im Rahmen der Taylor-Swift-Konzerte in Wien Sprengstoff und Stichwaffen einsetzen und damit viele Menschen töten. Er habe konkrete Anschlagsvorbereitungen getroffen, sagte Omar Haijawi-Pirchner, Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im Bundesinnenministerium, am Donnerstag.

Neben den beiden Festgenommenen werde keine weitere Person gesucht, so die Behörden.

Der 19-jährige Hauptverdächtige habe keine Konzertkarte gehabt, sondern habe im Umfeld des Stadions zuschlagen wollen. Er sei Teil eines islamistischen Netzwerks gewesen, das der Polizei bekannt gewesen sei. Er habe sich online über den Bau von Bomben informiert. Er habe bei seinem umfangreichen Geständnis gesagt, dass er die Absicht hatte, „entweder heute oder morgen sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten“, sagte Haijawi-Pirchner am Donnerstag.

Nach zwei Festnahmen waren am Mittwochabend alle drei in Wien geplanten Konzerte von US-Popstar Taylor Swift abgesagt worden. „Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen“, erklärte der Veranstalter Barracuda Music am Mittwoch im Onlinedienst Instagram. Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) erklärte, die Situation sei „sehr ernst“ gewesen.

Alle Tickets würde rückerstattet, hieß es weiter vom Veranstalter. Zu den für Donnerstag, Freitag und Samstag angesetzten Veranstaltungen im Rahmen von Swifts „Eras“-Tour wurden jeweils rund 65.000 Zuschauer erwartet.

Die Behörden hatten zuvor die Festnahme von zwei Menschen bekannt gegeben, darunter ein 19-Jähriger. Der österreichische Staatsbürger habe „den Treueschwur“ auf die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) abgelegt, erklärte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, am Mittwoch vor Journalisten in Wien. In der Wohnung des in Niederösterreich gefassten Verdächtigen stellte die Polizei chemische Substanzen sicher, wie der Generaldirektor weiter mitteilte.

Eine weitere Person, die vermutlich Kontakt zu dem 19-Jährigen gehabt habe, wurde den Angaben zufolge in Wien festgenommen. Die beiden Verdächtigen hatten sich ersten Ermittlungen zufolge im Internet radikalisiert.

Taylor-Swift-Fans: „So unglaublich traurig“

Der österreichische Bundeskanzler Nehammer schrieb im Onlinedienst X, ehemals Twitter, die Absage der Konzerte sei „für alle Fans in Österreich eine herbe Enttäuschung“. Die Situation sei jedoch „sehr ernst“ gewesen. Die Bedrohung habe „frühzeitig erkannt, bekämpft und eine Tragödie verhindert werden“ können.

Bei Fans löste die Absage der Konzerte große Trauer aus. „Ich bin einfach nur geschockt und sehr traurig“, sagte eine Schülerin der Nachrichtenagentur AFP. Sie könne jedoch verstehen, dass Swift „sich das jetzt nicht traut zu machen“. Eine Studentin, die das Konzert besuchen wollte, sagte: Sie habe „echt keine Worte“, weil es „so unglaublich traurig ist“. „Es hätte das beste Wochenende für Taylor-Fans in Wien werden sollen und es ist so schade, dass so ein schönes Ereignis nicht stattfinden kann“, fuhr sie fort.

Die Europa-Konzerte von Swifts „Eras“-Tour hatten im Mai in Paris begonnen. Nach Frankreich machte der US-Popstar in zahlreichen weiteren europäischen Ländern Halt, darunter Deutschland. Die Konzerte hatten dabei auch einen spürbaren Einfluss auf die örtliche Wirtschaft. Für Österreich wurden der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge mit einer möglichen Wertschöpfung von rund 100 Millionen Euro gerechnet.

In Österreich hatte es erstmals im November 2020 ein tödliches islamistisches Attentat gegeben. Ein IS-Anhänger hatte in einem belebten Wiener Stadtteil das Feuer eröffnet und vier Menschen getötet.

Anm. der Redaktion: Der Text wurde mehrfach aktualisiert.

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15 Kommentare

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  • "Die Behörden hatten zuvor die Festnahme von zwei Menschen bekannt gegeben, darunter ein 19-Jähriger. Der österreichische Staatsbürger habe „den Treueschwur“ auf die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) abgelegt"



    Also wenn in der taz schon die Nationalität genannt wird, dann doch bitte richtig... 🙄🤷‍♂️



    Es ist ein österreichischer Staatsbürger mit nordmakedonischen Wurzeln. Also dieselbe Konstellation wie bei dem Fall erst kürzlich in England.



    Es hilft nichts Teilinformationen unter den Teppich zu kehren - auch in diesem Fall wird natürlich eine Debatte über Herkunft und Religion der Verdächtigen entbrennen.



    Das immer von links als rassistisch zu brandmarken und damit die Debatte im Keim ersticken zu wollen hat noch nie geklappt und die Rechten erst zu der Stärke geführt, die sie heute haben.

    • @Farang:

      Die Wurzelesoterik habe ich noch nie verstanden.



      Ich persönlich bin völlig wurzellos und auch bei keineR meiner Bekannten sind welche zu finden.

    • @Farang:

      Guter Kommentar. Genau das habe ich mir auch gedacht.

      • @AliceMirrow:

        Dem schliesse ich mich an!

    • @Farang:

      Word!

    • @Farang:

      Wie viele Generationen soll denn Ihrer Ansicht nach angefügt werden, dass Vorfahren aus einem anderen Land kamen? Eine? 10? 50?



      Sollte man beispielsweise bei Sarrazin schreiben, dass er französische Wurzeln hat? Fragen über Fragen.

      • @Kaboom:

        In Deutschland hat offiziell jemand einen Migrationshintergrund deren Vorfahren der letzten zwei Generationen nach Deutschland eingewandert sind.

        Herr Özil Zb., ein Deutscher der in Gelsenkirchen geboren ist, hat einen Integrationspreis gewonnen. Seine Eltern waren aus der Türkei eingewandert.

        • @Martin Sauer:

          "In Deutschland hat offiziell jemand einen Migrationshintergrund"

          Ich habe nicht gefragt, was der offizielle Status diesbezüglich ist, sondern was der User Farang dazu denkt.

    • @Farang:

      Welchen Fall in England meinen Sie?



      Den schrecklichen Vorfall, der bis heute rechtsradikale Aufmärsche nach sich zieht?



      Falls ja, ist Ihre Aussage derselben „Konstellation“ einfach falsch.



      Der 17jährige hat Wurzeln in Ruanda, ist Christ und heißt mit Vornamen Axel.

      Aber so ist es, wenn man nach den selben „Konstellationen“ sucht.

      • @MBG:

        in dem Fall des 17jährigen der drei Kinder ermordet hat, hat die Polizei auch nicht darauf hingewiesen das seine Eltern aus ruanda kommen. Es hieß nur er sei in England eboren. Nein das ist kein Grund zu randalieren, Brandstiftung zu begehen, aber das hätte man auch vermeiden können.

    • @Farang:

      Und was ändert das jetzt an der Staatsbürgerschaft des Verdächtigen?



      Und makedonisch schon mal gar nicht, das haben doch die Griechen für sich reserviert

    • @Farang:

      "Es ist ein österreichischer Staatsbürger mit nordmakedonischen Wurzeln."

      Welchen Mehrwert hat das Wissen, dass er "marokkanische Wurzeln hat"?

      Er hat sich einer Terrororganisation angeschlossen. Das ist wichtig. Nicht wer seine Eltern sind.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Radikalisierung kann durch Sozialisation beeinflusst werden und diese wiederum durch Herkunft, auch der Familie.



        Die Erkenntnis kann Rassismus fördern und gleichzeitig Anhaltspunkte für adressatengerechte Präventionsansätze liefern. Das alte Dilemma, die Ambivalenz.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Damit erkennt man eventuell das Motiv. Und ich mache jede Wette das bei einer Gerichtsverhandlung auch darüber gesprochen wird das er nordmakedonische Wurzeln hat und Muslim ist. Ja, man will wissen wieso er sich einer islamistischen Terrororganisation angeschlossen hat.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Als jahrzehntlanger ehrenamtlicher Geflüchtetencoach sehe ich das völlig anders. wir brauchen Wissen , um auszuwerten.