Anschläge in Afghanistan: Dutzende Tote bei Taliban-Angriffen
Bei zwei Anschlägen sind mindestens 61 Menschen getötet worden. Ein Sprecher des Präsidenten spricht von einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Die Bombe in der Hauptstadt traf dem Innenministerium zufolge einen Bus mit Mitarbeitern des Bergbauministeriums. Der Anschlag ereignete sich während des Berufsverkehrs in einem mehrheitlich von der schiitischen Hasara-Minderheit bewohnten Stadtteil im Westen Kabuls. Die verfolgte Minderheit ist immer wieder Ziel von Anschlägen.
Bilder im Kurzmitteilungsdienst Twitter zeigten eine Rauchwolke, Nutzer berichteten von Rettungswagen am Anschlagsort. Dieser lag nahe dem Haus des Politikers und ehemaligen Kriegsherren Mohammed Mohakek. Dessen Sprecher zufolge explodierte der Sprengsatz in der Nähe eines ersten Kontrollpunkts an der Zufahrt zum Haus. Dabei seien mehrere Zivilisten getötet und verletzt worden.
Im Kurzbotschaftendienst Twitter bekannten sich die Taliban zu dem Anschlag. Sie erklärten, einen Bus getroffen zu haben, der Mitarbeiter des afghanischen Geheimdienstes transportiert habe. Zahlreiche Augenzeugen berichteten jedoch, im Bus hätten überwiegend Zivilisten gesessen.
Bereits am Sonntag drangen Talibankämpfer in eine Klinik in der zentralafghanischen Provinz Ghor ein, wie ein Sprecher des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani sagte. Der Sprecher fügte hinzu, alle im Krankenhaus Getöteten seien Zivilisten. Zunächst war nicht klar, ob es sich um Mitglieder des medizinischen Personals oder um Patienten handelte.
1.660 Tote in diesem Jahr
Die Zahl ziviler Opfer in Afghanistan stieg zwischen Anfang Januar und Ende Juni bei Gefechten und Anschlägen auf über 1.660 Tote. Nach Angaben der UN-Mission in Afghanistan (Unama) wurden etwa ein Fünftel der Opfer bei Bombenanschlägen getötet, für die meisten Angriffe waren Gruppen wie die Taliban oder die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) verantwortlich. Unter den Todesopfern sind dem UN-Bericht zufolge viele Frauen und Kinder.
Besonders gefährlich war die Lage in der Hauptstadt Kabul, wo alleine bei einem Anschlag nahe der deutschen Botschaft Ende Mai mehr als 150 Menschen getötet wurden. Nach UN-Angaben waren 92 Zivilisten unter den Opfern. Seit Beginn der UN-Zählung Anfang 2009 wurden laut Unama mehr als 26.500 Zivilisten in Afghanistan getötet und fast 49.000 weitere verletzt.
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