Angst vor einer neuen Corona-Welle: Heimkehrer*innen machen Sorgen
Auch in Deutschland steigt die Zahl der Neuinfektionen. Ein Teil davon betrifft Urlauber*innen. Kommt jetzt die Testpflicht?
Ein Teil der jüngsten Corona-Infektionen ist auf größere Ausbrüche zurückzuführen. So wurden auf einem Großbauernhof im niederbayerischen Mamming nach Angaben des zuständigen Landratsamtes 174 Erntehelfer*innen positiv getestet. Sämtliche Mitarbeiter*innen des Hofes stünden nun auf dem Betriebsgelände unter Quarantäne. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gibt es daneben aber auch „viele kleinere Geschehen“, die zurückgehen auf „größere Feiern im Familien- und im Freundeskreis, Freizeitaktivitäten, Arbeitsplätze, aber auch Gemeinschafts- und Gesundheitseinrichtungen“.
Zudem gebe es inzwischen „zunehmend“ Coronafälle unter Reiserückkehrer*innen. Zum einen liegt das daran, dass die Infektionszahlen in einigen beliebten Urlaubsregionen relativ hoch sind. Zum anderen daran, dass Urlauber*innen tendenziell mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt kommen und in öffentlichen Verkehrsmitteln eng beieinandersitzen.
Für Rückkehrer*innen aus bestimmten Risikogebieten gilt eigentlich eine zweiwöchige Quarantänepflicht. Weil die Behörden schwer überprüfen können, ob diese Pflicht eingehalten wird, hatten die Gesundheitsminister*innen von Bund und Ländern am Freitag beschlossen, kostenlose Coronatests einzuführen. Wer mit dem Flugzeug aus einem Risikogebiet nach Deutschland zurückkehrt, soll sich noch am Flughafen freiwillig testen lassen können. Für Heimkehrer*innen aus anderen Ländern gibt soll es kostenlose Tests in Arztpraxen geben.
Die Länder führen die neuen Testmöglichkeiten jetzt nach und nach ein. Umstritten ist allerdings, ob freiwillige Tests ausreichen. Der Kölner Virologe Gerd Fätkenheuer sagte am Samstag im Deutschlandfunk, er würde bei Urlauber*innen „nicht mehr nur auf Freiwilligkeit setzen“. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte dem Sender, er lasse derzeit eine Testpflicht prüfen.
Freiwillige Tests für Lehrer
Gefährlich könnten steigende Infektionszahlen zum Ende der Urlaubszeit auch für den Schulbetrieb werden. In Mecklenburg-Vorpommern enden am 3. August die Sommerferien, kurz darauf geht auch in vier weiteren Ländern die Schule wieder los. Um erneute flächendeckende Schulschließungen zu vermeiden, hatte die Kultusministerkonferenz Mitte Juli einheitliche Hygienestandards beschlossen.
Viele Länder haben zusätzlich freiwillige Tests für Lehrer*innen angekündigt.
Die geplante Rückkehr nach den Sommerferien stößt zum Teil trotzdem auf Unverständnis. „Es ist völlig blauäugig, jetzt so zu tun, als sei Corona nach den Ferien einfach vorbei“, sagte etwa der Vorsitzende des Bundeselternrates, Stephan Wassmuth, der Bild am Sonntag. Auch Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, macht sich Sorgen: „Alle bisherigen Konzepte können nicht davon ablenken, dass die Schulen weder auf den Normalbetrieb noch auf den Fernunterricht gut vorbereitet sind.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Getöteter General in Moskau
Der Menschheit ein Wohlgefallen?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Bombenattentat in Moskau
Anschlag mit Sprengkraft
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf