Angst vor Terrorgefahr in Brüssel: Silvester ohne Feuerwerk
Zehntausende waren in Brüssel zu einer öffentlichen Party erwartet worden, um den Start ins neue Jahr zu feiern. Doch den Behörden ist das Risiko zu hoch.
Da privates Böllern in Brüssel verboten ist, müssen Bürger und Touristen ohne Lichtfontänen feiern – falls ihnen angesichts der angespannten Situation danach zumute ist.
Denn ob die Gefahr eines islamistischen Anschlags wirklich abgewendet ist, blieb unklar. Die Behörden hatten vor wenigen Tagen Attentatspläne für die Silvesternacht aufgedeckt und zwei Männer in Haft genommen. Waffen und Sprengstoff wurden nach bisherigen Angaben der Staatsanwaltschaft aber nicht gefunden. Zugleich stießen die Fahnder auf Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren während der Feierlichkeiten zum Jahresende Anschläge an mehreren „symbolträchtigen Orten“ Brüssels geplant. Auch die Polizei gilt als gefährdet und verschärfte die Vorkehrungen zum eigenen Schutz. Von einem Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen vom November mit 130 Toten gehen die Ermittler nicht aus.
Lieber privat
Bürgermeister Mayeur sagte, er habe sich auch mit Innenminister Jan Jambon ausgetauscht. „Wir sind beide überzeugt, dass das große Ereignis morgen Abend ausfallen muss.“ Bürger und Touristen sollten aber nicht davon abgehalten werden, privat in Restaurants der Brüsseler Innenstadt zu feiern.
Vergangenes Jahr seien zu den dortigen Silvesterfeierlichkeiten 100.000 Menschen gekommen. „In dieser Situation können wir nicht garantieren, dass wir alle kontrollieren, die zu dem Ereignis kommen.“
Belgiens Premierminister Charles Michel sagte im Sender RTBF, er halte die Entscheidung in der gegenwärtigen „unsicheren Situation“ für gerechtfertigt. „Es gibt eine spezielle Unruhe, wenn es um Massenereignisse geht.“
Auch in Paris wurde das alljährlich übliche Silvesterfeuerwerk diesmal abgesagt. Stattdessen soll kurz vor Mitternacht am Arc de Triomphe eine fünfminütige Videoinstallation gezeigt und auf Bildschirme entlang des Champs Elysée übertragen werden.
Terrorverdächtiger weist Vorwürfe zurück
Unterdessen wies mindestens einer der beiden kürzlich verhafteten Terrorverdächtigen die Vorwürfe gegen ihn zurück. Der 27-jährige Mohamed K. beteuere, er sei nicht radikalisiert, meldete die Nachrichtenagentur Belga unter Berufung auf dessen Anwalt.
Die Staatsanwaltschaft stuft einen der Verhafteten als Täter oder Mittäter einer Terrorgruppe ein. Nach Medienberichten ist damit Mohamed K. gemeint. Die zweite Person gilt als Drahtzieher und soll islamistische Komplizen für Terrorakte angeworben haben. Laut Zeitung „La Dernière Heure“ handelt es sich dabei um den 30-jährigen Saïd S.
Beide Männer kommen Medien zufolge aus dem Brüsseler Stadtteil Anderlecht und sind Mitglieder des Motorrad-Clubs „Kamikaze Riders“, dessen Anhänger in sozialen Netzwerken zum Teil mit antisemitischen Parolen auffielen. Saïd S. soll Chef des Clubs sein. Laut RTBF ist er als radikaler Prediger bekannt.
Fahndungshinweise
Die belgische Polizei rief am Mittwoch auch mit Fahndungshinweisen zur Suche nach vier verurteilten Mitgliedern der Islamisten-Organisation Sharia4Belgium auf. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage, die Aufrufe hätten nichts mit den aktuellen Ermittlungen zu Anschlagsdrohungen zu tun.
Im Brüsseler Stadtteil Molenbeek, der als Rückzugsort für Islamisten in Verruf gekommen ist, gab es zwei Hausdurchsuchungen, wie RTBF unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichtete. Eine davon stand demnach im Zusammenhang mit den Paris-Attentaten, dabei sei eine Person vorläufig festgenommen worden. Auch im Stadtteil Laeken habe es eine Durchsuchung gegeben, diesmal im Rahmen der Untersuchungen zu geplanten Anschlägen in Belgiens Hauptstadt.
Im November war das öffentliche Leben in Brüssel mehrere Tage zum Erliegen gekommen, weil die Behörden einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag fürchteten und zeitweise die höchste Terrorwarnstufe verhängten. Dazu ist es bisher nicht gekommen. Nur die Warnstufe für die Polizeidienststellen sowie Polizisten und Soldaten auf den Straße wurde angehoben. Ansonsten gilt im Land Warnstufe drei von vier, bei der eine Bedrohung als möglich und wahrscheinlich eingestuft wird.
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