Angriff auf Sicherheitskräfte in Myanmar: Aufstand im Südwesten

Mit der buddhistischen Arakan Army hat eine neue Rebellengruppe Myanmars mächtiges Militär attackiert. Neun Polizisten wurden getötet.

Ein Rakhine steht in Sittwe vor einem brennenden Haus

Unruheregion: 2012 kamen bei Auseinandersetzungen zwischen Rakhine und Rohingya mindestens 200 Menschen ums Leben (Archivbild) Foto: reuters

YANGON taz | Myanmars südwestlicher Teilstaat Rakhine kommt nicht zur Ruhe. Nachdem die Region spätestens seit der gewaltsamen Vertreibung Hunderttausender Angehöriger der muslimischen Minderheit der Rohingya 2017 Schlagzeilen gemacht hat, liefern sich nun seit Monaten Aufständische der buddhistischen Arakan Army (AA) Kämpfe mit dem Militär. In der Nacht auf Sonntag wurden nahe der Hauptstadt Sittwe mindestens neun Polizisten bei einer Attacke der AA getötet.

Die Staatszeitung Global New Light of Myanmar berichtet zudem von einem Zusammenstoß des Militärs mit 200 Aufständischen an der Grenze zu Bangladesch. Schon bei einem Angriff im Januar starben 13 Polizisten Die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi rief das Militär auf, die Arakan Army zu „zerschlagen“.

Die Kämpfe haben laut Vereinten Nationen seit Dezember mehr als 5.000 Menschen vertrieben. Während das Militär im Dezember für den Kachin- und den Shan-Staat Waffenstillstände erklärte, wurden Tausende Soldaten nach Rakhine verlagert. Vor Kurzem sind dort 100 Dorfvorsteher zurückgetreten. Sie fordern die Freilassung von vier Kollegen, die wegen angeblicher Verbindungen zur Arakan Army angeklagt sind.

Rakhine zählt zu Myanmars ärmsten Regionen und wird seit Jahren von ethnischen Konflikten heimgesucht. 2012 kamen bei Auseinandersetzungen zwischen buddhistischen Rakhine und muslimischen Rohingya mindestens 200 Menschen ums Leben. 2017 sind nach einem Angriff von Rohingya-Aufständischen auf Sicherheitskräfte mehr als 700.000 Mitglieder der Minderheit vor der Vergeltung des Militärs ins benachbarte Bangladesch geflohen. Die Vereinten Nationen sprechen von einem Völkermord.

Eine Karte zeigt den Westen Myanmars

Grafik: infotext-berlin.de

Im Vielvölkerstaat Myanmar bekämpfen sich das Militär und diverse Minderheiten-Armeen seit Jahrzehnten. Die Arakan Army gründete sich 2009 und ist damit eine der jüngsten Rebellengruppen. Ihre Stärke wird auf mehrere tausend Kämpfer geschätzt. Die Rakhine fühlen sich diskriminiert und vernachlässigt und fordern von der Zentralregierung mehr Autonomie für ihren Staat. In einem Propagandavideo erklärt AA-General Twan Mrat Naing: „Einst war das Köngreich Arakan (Rakhine) reich, wir sind stolz auf unsere Vorfahren. Aber unter den Birmesen haben wir alles verloren.“

Ressentiments gegenüber der Zentralregierung nahmen 2015 weiter zu, als trotz des Wahlsieges der ethnischen Rakhine-Partei ein Gouverneur der Regierungspartei eingesetzt wurde. Die Unruhen erschweren Hilfsorganisationen den Zugang zu Bedürftigen. Die International Crisis Group warnt zudem, dass die Gewalteskalation die Rückkehr der Rohingya-Flüchtlinge aus Bangladesch erschwert.

Im Februar warb Aung San Suu Kyi vor Investoren für den Rakhine-Staat und beklagte sein schlechtes Image im Ausland. Er gehört dank Ölreserven und Zugangs zum Golf von Bengalen zu Chinas Seidenstraßenprojekt. Demnächst wird ein Urteil gegen den Rakhine-Politiker Aye Maung erwartet. Er ist wegen Hochverrats angeklagt. 2018 hatte er dazu aufgerufen, gegen die Unterdrückung der Rakhine zu den Waffen zu greifen.

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