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Angriff auf Buchholzer HandballerinnenVersteckte Kameras in der Dusche

Die Handballerinnen der Buchholzer Luchse haben in ihren Duschen Kameras entdeckt. Es ist einer von vielen Fällen sexueller Belästigung im Sport.

Bälle haben kein Geschlecht, aber der Sport hat ein Problem mit ungleicher Geschlechterordnung Foto: dpa / Frank Molter

Bremen taz | Vor einem Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim im vergangenen September haben Spielerinnen der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten versteckte Kameras in den Duschen der Umkleiden entdeckt. Nachdem der Winsener Anzeiger den Fall öffentlich machte, bestätigt Jan Krüger, Sprecher der Polizei Harburg, der taz, dass gegen einen tatverdächtigen Mann aus Buchholz ermittelt werde.

Laut Krüger wurden die Geräte so frühzeitig entdeckt, dass keine intimen Aufnahmen der Frauen gemacht werden konnten. Allerdings sei noch unklar, ob es vorher bereits unentdeckte, ähnliche Installationen gab und andere Sportlerinnen betroffen sind.

Der Geschäftsführer des Vereins, Sven Dubau, ist von dem Vorfall entsetzt. Der Verein schirme die Spielerinnen nun mehr ab. „Wir haben Sicherheitsleute vor den Türen postiert, gehen jetzt immer nochmal die Kabinen ab, auch bei Auswärtsspielen“, sagt er im Gespräch mit der taz. Ihn habe schockiert zu erfahren, dass die Spielerinnen schon zuvor sexuelle Belästigung erlebt haben, der Umgang damit für sie alltäglich sei. Spielerinnen hätten beispielsweise Dick Picks zugeschickt bekommen. Das sind Penis-Fotos, die ungefragt verschickt werden, eine weit verbreitete sexuelle Belästigung in den sozialen Medien.

Mareike Vogel, Kapitänin der Luchse, sagt, zuerst hätte das Team über die gefundenen Kameras noch gelacht. „Aber dann waren wir schockiert, dass es so etwas wirklich gibt und dass uns so etwas passiert“, sagt sie. „Es waren alle entsetzt, weil man so etwas sonst nur durch Medien mitbekommt.“ Auch sie habe vorher schon Erfahrungen mit Belästigungen gemacht. „Man lernt irgendwie damit umzugehen, aber das, was jetzt passiert ist, finde ich heftiger“, sagt sie. „Wir können nur hoffen, dass das für uns gut ausgeht und keine Videos im Umlauf sind.“

Wir können nur hoffen, dass das für uns gut ausgeht und keine Videos im Umlauf sind

Mareike Vogel, Kapitänin des Handballerinnenteams

Der Fall der Handballerinnen aus Buchholz ist kein Einzelfall. Versteckte Kameras in für Frauen sicher scheinenden Orten werden immer wieder auch in anderen Umfeldern gefunden. „Sexualisierte Gewalt wird zunehmend auch über Bilder ausgeübt“, sagt Bettina Rulofs, Professorin für Diversitätsforschung im Sport an der Sporthochschule Köln. „Diese gesendet zu bekommen oder sozusagen in Gefahr zu sein, dass ein Foto gemacht wird in so einer Situation, das ist wahrscheinlich ein Stück weit zur Realität geworden, so bitter das ist.“

Sexualisierte Belästigung im Vereinssport betrifft Frauen häufiger als Männer, wie die Studie „Sicher Im Sport“ zeigt. Rulofs hat dafür SportlerInnen deutscher Sportvereine über ihre Erfahrungen befragt. Sie plädiert dafür, Übergriffe wie den in Buchholz, sehr ernst zu nehmen, aber auch die generelle Rolle von Frauen im Sport im Blick zu behalten. „Der Sport hat an sich ein Problem mit der Geschlechterordnung, die nach wie vor ungleich ist.“

Bei der Verteilung von Führungspositionen in Sportvereinen spielten Frauen oft noch eine nachrangige Rolle. Es gebe zwar Bestrebungen, das zu ändern, „aber wir sind noch nicht bei einer Gleichheit der Geschlechter im Sport“, sagt Rulofs. Sexualisierte Belästigung und Gewalt trage dazu bei, diese Ungleichrangigkeit zu bestärken. „Was wir brauchen, ist eine breite gesellschaftliche Entwicklung des Sports von Frauen als gleichwertig zu dem, was Männer im Handball oder auch in anderen Sportarten tun.“

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