piwik no script img

Andreas Zumach über Obamas Rede vor der UNDie Noch-Supermacht

Selbst die seltene Weltmacht USA kann die drängenden Krisen nicht alleine bewältigen.“ Mit diesem Satz in seiner letzten Rede vor der UNO-Generalversammlung hat der scheidende US-Präsident Barack Obama versucht, der veränderten Rolle seines Landes Rechnung zu tragen. Bereits seit Ende des Kalten Krieges und noch einmal verstärkt seit Obamas Amtsantritt im Jahr 2008 verliert die Noch-Weltmacht USA relativ an Gewicht und damit auch an Einfluss in der UNO, der Welthandelsorganisation (WTO) und anderen multilateralen Institutionen.

Andere Staaten, allen voran China, steigen als ökonomische, politische und zunehmend auch militärische Machtkonkurrenten auf. Russland versucht nach zwei Jahrzehnten der relativen Zurückhaltung, an die USA und Nato verloren gegangenen Einfluss in Osteuropa und im Nahen Osten zurückzugewinnen.

Obamas reale Politik der letzten acht Jahre und auch einige Forderungen seiner Rede stehen allerdings im Widerspruch zur Erkenntnis vom Macht- und Einflussverlust der USA. So plädiert Obama für die Fortsetzung des längst gescheiterten „Kriegs gegen den Terrorismus“, den er von Vorgänger Bush übernommen und seit 2008 erheblich verschärft hat. Bei seiner – in der Sache durchaus gerechtfertigten – Kritik an der Politik Russlands in Syrien und der Ukraine ließ der US-Präsident jegliche kritische Reflexion der problematischen Politik seiner eigenen Regierung in diesen Konflikten vermissen.

Und Obamas pauschaler Aufruf zur Fortsetzung der neoliberalen „Freihandels“-Politik der letzten 40 Jahre ignoriert die negativen Auswirkungen dieser Politik nicht nur in vielen Ländern des Südens, sondern auch in den USA und anderen Industriestaaten. Auch in den USA stoßen TTIP und Co längst auf wachsende Ablehnung – nicht nur bei Donald Trump, sondern auch bei den Gewerkschaften und in der Demokratischen Partei bis hin zu Hillary Clinton.

Ausland

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen