piwik no script img

Andreas Hartmann trifft bei der Langen Impfnacht auf pure Begeisterung„Das passt gut zu Berlin!“

Die Schlange vor der Arena in Treptow ist fast so lang wie die vor dem Berghain in besseren Zeiten. Es ist 23 Uhr und die Leute gehen in einen Club, aus dem Bässe nach außen dringen und drinnen ein DJ auflegt. Gekommen sind sie, um sich in dieser zweiten der drei „langen Impfnächte in der Arena“, die diese Woche von der Senatsverwaltung für Gesundheit, dem Roten Kreuz und der Clubcommission organisiert werden, impfen zu lassen. Das leicht Unangenehme mit einem Hauch von Party zu verbinden, das ist die Idee hinter diesen Events, die sich vor allem an Jüngere richten.

„Die Veranstaltung passt gut zu Berlin“, sagt Luiza Santos aus Brasilien, die zurzeit in Berlin lebt. Es sei eine „großartige Erfahrung“, sich hier eine Dosis Biontech abgeholt zu haben. Die Impfnächte gehen jeweils von 20 Uhr bis Mitternacht, am heutigen Freitag sogar bis 1 Uhr morgens.

„Den DJ habe ich am Ende gar nicht mal gesehen“, sagt der Holländer, der eben erst nach Berlin gezogen ist. Aber das Warten auf den Schuss sei am Ende mit Musik sicherlich entspannender gewesen als ohne. Das Besondere an den Impfnächten ist, dass man auch ohne Vorzeigen eines Ausweises zum Impfarzt durchgelassen wird. Kein Wunder, dass vor der Arena in allen möglichen Sprachen geredet wird. Nach dem Schuss ein wenig getanzt hat freilich keiner von ihnen. Impfling Laurenz Meyer beschreibt die Stimmung in der Arena so: „Die Sanitäter tanzen, die Geimpften sitzen.“

Glücklich sind außerdem die 20 DJs, die endlich mal wieder auflegen können. Sie alle arbeiten auch regulär in den Impfzentren Arena und Tegel, darunter auch durchaus prominente Plattendreher wie Tama Sumo und Nick Höppner. Simon Kidder, der als DJ Emerson Freitagnacht das letzte DJ-Set spielen wird, sagt, der Job im Impfzentrum sei super, die Bezahlung auch. Und vier Freunde von ihm, die bislang noch zögerlich waren, hätten sich in einer der Impfnächte ihren Schuss abgeholt. Ohne die DJs zum Impfen wären sie jetzt noch weiterhin ohne Coronaschutz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen