Amokschütze in Las Vegas: Trump reist zum Tatort
Die Opferzahl nach den Todesschüssen in Las Vegas ist auf 59 gestiegen. Mehr als 500 wurden verletzt. Der Schütze ist tot. Das FBI spricht von einem „einsamen Wolf“.
Den Ermittlungen zufolge nahm ein 64-jähriger Attentäter von einem Hotel aus minutenlang ein Freiluftgelände unter Feuer, auf dem sich am Sonntagabend etwa 22.000 Menschen zum Abschluss eines Country-Festivals aufhielten. De mutmaßliche Schütze, Stephen Paddock, hatte aus einem Zimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels am berühmten „Strip“ von Las Vegas wahllos in die Menschenmenge geschossen.
Die Polizei drang nach minutenlangem Kugelhagel in das Hotelzimmer ein. Nach Schilderungen von Bezirks-Sheriff Joseph Lombardo schoss der Angreifer durch die Zimmertür auf die Beamten. Als die Polizei sich den Weg ins Zimmer freigesprengt hatte, war der Mann tot – nach Lage der Dinge hat er sich selbst erschossen. Bezüge zu Terrororganisationen gibt es ersten Ermittlungen zufolge nicht, wie die US-Bundespolizei FBI mitteilte. Lombordo bezeichnete den Todesschützen als „einsamen Wolf“.
Weitere 18 Waffen zuhause
Laut Polizei befanden sich 16 Feuerwaffen im Hotelzimmer, in dem Paddock tot aufgefunden wurde. In Paddocks Wohnung in Mesquite, etwa 145 Kilometer von Las Vegas entfernt, seien zudem mindestens 18 weitere Feuerwaffen, Tausende Schuss Munition sowie Sprengsätze entdeckt worden.
Das Attentat ist das größte Schusswaffen-Massaker in der Geschichte der USA. Es löst dort eine neue Debatte über das Waffenrecht aus. Politiker der oppositionellen Demokraten erneuerten Forderungen nach strengeren Gesetzen. Aus dem Lager der regierenden Republikaner war allerdings keine Unterstützung zu erkennen.
US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern sein Mitgefühl aus und sprach von einem „Akt des absolut Bösen“. Der Präsident rief die Amerikaner zu Einigkeit und Zusammenhalt auf.
Republikaner sehen keinen Handlungsbedarf
Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Kongress eine Verschärfung beschließen wird. Eine Sprecherin von Präsident Donald Trump bezeichnete eine Debatte über das Waffenrecht als verfrüht. Trump will am Mittwoch nach Las Vegas reisen, um Opfer, Angehörige und Ersthelfer zu treffen.
Paddocks Bruder Eric sagte in verschiedenen Interviews, sein Bruder sei kein Fanatiker gewesen, weder politisch noch religiös. Er sei lediglich hin und wieder nach Las Vegas gefahren, um dem Glücksspiel nachzugehen. „Er hat höher gespielt als der Durchschnitt“, sagte Eric Paddock. Er habe aber auch viel mehr Geld gehabt, als der Durchschnitt. „Er war ein wohlhabender Kerl, er ging auf Kreuzfahrten“, sagte sein Bruder. „Er konnte sich leisten, was er wollte.“
Nach Medienberichten hatte Paddock Geld mit Immobilien verdient.Das Auswärtige Amt konnte am Montag zunächst noch keine Auskunft darüber geben, ob unter den Opfern deutsche Staatsbürger sind. „Unsere Kolleginnen und Kollegen der Botschaft Washington sind in engem Kontakt mit den US-Behörden und versuchen, Informationen zu sichern“, hieß es.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren