Amoklauf in Russland: Tod im Unterricht
Bei einem Amoklauf an einem Gymnasium im russischen Kasan sterben mindestens acht Menschen. Tatverdächtig ist ein 19-Jähriger.
Der Täter hatte das Feuer wahllos auf die Schüler eröffnet. Ilnas Galjawiew soll die Schule vor vier Jahren mit einem Abschluss verlassen haben. Danach besuchte er ein Kolleg in Kasan, wo er ein Studium als IT-Fachmann absolvierte. In den letzten Wochen soll er am Studium nicht mehr teilgenommen haben und wurde aus dem Institut entlassen.
Im Februar 2021 gelang es ihm, den Jagdschein zu machen. Damals erwarb er auch ein Gewehr der Marke Hatsan Escort 2017. Die gleiche Waffe benutzte auch der Attentäter von Kertsch, Wladislaw Rosljakow, der 2018 21 Menschen in einer Berufsschule auf der Krim durch Schüsse und die Zündung einer Bombe tötete.
Galjawiew überfiel die Schule während des Unterrichts. Die Schüler:innen waren von den Lehrern aufgefordert worden, sich auf den Boden zu legen, als die Schießerei im Gebäude begann. Einige Schüler sollen noch versucht haben, aus dem Fenster zu springen, berichteten Augenzeugen.
Doch kein Komplize
Im Zusammenhang mit dem Überfall wurde auch ein 41-jähriger Mann festgenommen, der zunächst für einen Komplizen des Täters gehalten wurde. Verschiedene Hinweise auf Helfer konnten jedoch nicht bestätigt werden. Zunächst war auch die Rede von einem gleichaltrigen Mitattentäter.
Galjawiew war als Student zuvor nicht aufgefallen. Er soll ruhig und zurückhaltend gewesen sein. Kommilitonen und Lehrern sei er mit Respekt begegnet. Bei der Festnahme gab er an, dass er in der Wohnung seiner Mutter noch eine Bombe hinterlegt hätte. Das Haus wurde daraufhin evakuiert, ohne dass eine Bombe gefunden wurde. Auch der Verdacht, dass sich dort noch ein Mittäter verschanzt haben könnte, betätigte sich nicht.
Nach dem Überfall wandte sich Präsident Wladimir Putin mit dem Hinweis an den Chef der Nationalgarde, Viktor Solotow, die Waffengesetze für Zivilisten überprüfen zu lassen. Aus Moskau wurde ein Flugzeug mit medizinischer Ausrüstung und Ärzten nach Kasan geschickt.
Der Dumaabgeordnete Alexander Hinstein, ein Scharfmacher der Kremlpartei, stellte fest, dass die Schule in Kasan nicht von Sicherheitskräften überwacht worden sei. Sie verfügte nur über eine Alarmanlage. Schießereien an Schulen passieren in Russland eher selten. Wenn doch, sind meist Schüler die Täter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Pro und Contra
US-Präsident Biden hat seinen Sohn begnadigt – richtig so?