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Alternativer Antrieb in ÖsterreichRückschlag für Wasserstoffmobilität

In Österreich schließt der Mineralölkonzern OMV alle Wasserstofftankstellen. Auch in Deutschland gibt es Probleme, nur LKW sind nicht betroffen.

Wenig Andrang bei der Wasserstofftankstelle in Siegen Foto: Rene Traut

Berlin taz | Es ist ein herber Schlag für die Wasserstoffmobilität: Der Mineralölkonzern OMV wird in den kommenden Monaten in Österreich alle öffentlichen Wasserstofftankstellen stilllegen – die Nachfrage war zu gering für einen wirtschaftlichen Betrieb. Da das Unternehmen der einzige Anbieter im Land war, stehen die Fahrzeugbesitzer in Österreich künftig ohne Tankstellen da.

„Besitzer können ihre Fahrzeuge jetzt verschrotten“ hieß es bereits in der Presse. Ein Blick auf die Zulassungszahlen macht den Schritt von OMV nachvollziehbar: Laut Statistik Austria waren zuletzt in ganz Österreich nur 62 Wasserstofffahrzeuge angemeldet; im Jahr 2024 hatte es nur noch eine einzige Neuzulassung gegeben.

Auch Deutschland stecke derzeit „in einer Phase der Konsolidierung“ heißt es unterdessen beim hiesigen Tankstellenbetreiber H2 Mobility. Nach einem Höchststand von 92 Wasserstofftankstellen im Jahr 2022 liegt die Zahl inzwischen nur noch bei 78. Die Menge des abgesetzten Wasserstoffs steigt an den Stationen von H2 Mobility gleichwohl weiter an – es ist der Güterverkehr, der in Deutschland die Wasserstofftankstellen rettet.

In den vergangenen Monaten habe man „einen deutlichen Anstieg bei der Nutzung durch Nutzfahrzeuge“ verzeichnet, berichtet H2 Mobility. Anhand der Druckstufen lässt sich das präzise differenzieren: Die Busse und LKW, die in Deutschland aktuell auf den Straßen im Alltag unterwegs sind, tanken allesamt mit 350 bar, die PKW hingegen mit 700 bar. Im März habe der Absatz von 350-bar-Betankungen erstmals die 700-bar-Betankungen übertroffen.

„Das bekannte Henne-Ei-Problem“

Diese Entwicklung ist angesichts der steigenden Zulassungszahlen von Wasserstoff-LKW plausibel. Die Fahrzeuge nutzen in der Regel eine Brennstoffzelle, die an Bord unter Einsatz von Wasserstoff Strom für den Elektromotor erzeugt. Nachdem Anfang 2022 in Deutschland erst fünf solcher LKW zugelassen waren, waren es 2024 bereits 171 und Anfang 2025 schon 264. Inzwischen sind mehrere Fahrzeugmodelle auf dem Markt oder in Erprobung, Marktführer ist Hyundai mit dem Xcient Fuel Cell.

Auch ein paar Omnibusse mit Brennstoffzelle sind in Deutschland zugelassen, doch deren Zahl stagniert inzwischen bei 73. Die Technologien sind unterschiedlich. Während Hyundai auf einen Drucktank für Wasserstoff setzt, hat Daimler Truck als Prototyp den Mercedes-Benz GenH2 mit Flüssigwasserstoff (minus 253 Grad) im Einsatz. Beide nutzen aber eine Brennstoffzelle und fahren elektrisch.

Gänzlich anders ist das Antriebskonzept, das MAN seit 2021 testet: Der hTGX ist ein LKW mit Wasserstoffverbrennungsmotor. Während somit der LKW-Sektor eine gewisse Dynamik zeigt, ist im PKW-Sektor nach Jahren des stetigen Anstiegs die Zahl der zugelassenen Brennstoffzellenfahrzeuge wieder rückläufig. Nach einem Höchstwert von 2.116 angemeldeten Fahrzeugen Anfang 2024, waren es ein Jahr später nur noch 1802 – ein Rückgang um rund 15 Prozent. Bezogen auf die Einwohnerzahl gibt es damit in Deutschland zwar dreimal so viele Wasserstofffahrzeuge, wie in Österreich, doch der PKW-Sektor alleine würde auch in Deutschland den Tankstellen nicht das Überleben sichern.

Jan Wehrhold, Sprecher der eFuel Alliance, beschreibt die Marktsituation als „das bekannte Henne-Ei-Problem“ – die geringe Anzahl von Wasserstoff-PKW und die geringe Anzahl von Tankstellen bedingten sich gegenseitig negativ. Aber auch er hebt hervor, dass es derzeit einen „Schwenk vom PKW hin zur Anwendung im LKW“ gebe. Deswegen gibt sich auch die Firma H2 Mobility weiterhin optimistisch: Man sehe „für die Zukunft sehr großes Potenzial für einen gezielten Ausbau“, sagt Firmensprecherin Daniela Dietz – insbesondere dort, wo „Produktion, Nachfrage, Infrastruktur und politische Unterstützung Hand in Hand gehen“. Der Wasserstoff bleibe „ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende“.

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6 Kommentare

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  • Wasserstoff hat, wenn der gesamte Zyklus von Herstellung über Transport und Lagerung bis zur Verwendung berücksichtigt wird, einen sehr viel schlechteren Wirkungsgrad als Batterien. Wasserstoff aus Elektrolyse benötigt viel Elektrizität. Als das kleinste Atom im Universum ist es schwierig zu transportieren und zu lagern. Und Brennstoffzellen haben wieder einen ungünstigen Wirkungsgrad. Es ist viel sinnvoller, Batterien direkt zu laden.



    Wasserstoff hat Anwendungen in der Produktion von Dünger und Stahl, wenn er am Ort der Verarbeitung hergestellt wird. Für die Mobilität ist er ungeeignet.

  • Wasserstoff war doch von Anfang an nur ein Feigenblatt um ungestört weiter Verbrenner produzieren zu können. Alle 5 Jahre wurde ein neuer BMW Prototyp vorgestellt, Fördergelder sinnlos verheizt und der Durchbruch ist seit den Siebziger praktisch nur noch 5 Jahre entfernt.

  • Die Wasserstofftechnologie ist der Schnelle Brüter der Erneuerbaren. Sieht toll aus als Präsentation, aber in Realität stehen der Umsetzung hohe Investitionen und die Entropie im Weg. Das Geld könnte man ja noch besorgen, auch wenn es dann der Wirtschaft so ginge wie der Farm der Tiere nach dem Windmühlenbau, aber für die Herausforderungen der Entropie ist dieser Planet leider etwas zu klein.

  • Es ist eben ein ideologisches Problem. Wenn ich die Realitäten nicht wahrhaben will , fallen sie mir auf die Füße. Im Mobilitätsbereich ist der elektrische Antrieb (idealerweise per Zug und Oberleitung) dem Wasserstoff und den EFuels überlegen. Das wissen auch alle, deswegen investiert keiner (Inklusive Toyota) in ein Wasserstoffnetz. Das ganze Gerede dient nur der Rechtfertigung des Nichtstuns.

  • "... bleibe ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende." Überhaupt ein Bestandteil zu werden scheint eher das realistische Ziel.



    40 Jahre Forschung und dann derlei Ergebnis. Mir scheint, dass da die Politik ggf. zu massiv die E-Mobilität promoted hat.

  • Die Brennstoffzelle ist wegen der Leistung für große Autos (Busse, LKWs) eben besser geeignet als für PKWs.



    Die Kosten sind derzeit noch sehr hoch, und die Brennstoffzelle ist in puncto Effizienz nicht so gut wie batterieelektrische Antriebe.