Alternativer Antrieb in Österreich: Rückschlag für Wasserstoffmobilität
In Österreich schließt der Mineralölkonzern OMV alle Wasserstofftankstellen. Auch in Deutschland gibt es Probleme, nur LKW sind nicht betroffen.
„Besitzer können ihre Fahrzeuge jetzt verschrotten“ hieß es bereits in der Presse. Ein Blick auf die Zulassungszahlen macht den Schritt von OMV nachvollziehbar: Laut Statistik Austria waren zuletzt in ganz Österreich nur 62 Wasserstofffahrzeuge angemeldet; im Jahr 2024 hatte es nur noch eine einzige Neuzulassung gegeben.
Auch Deutschland stecke derzeit „in einer Phase der Konsolidierung“ heißt es unterdessen beim hiesigen Tankstellenbetreiber H2 Mobility. Nach einem Höchststand von 92 Wasserstofftankstellen im Jahr 2022 liegt die Zahl inzwischen nur noch bei 78. Die Menge des abgesetzten Wasserstoffs steigt an den Stationen von H2 Mobility gleichwohl weiter an – es ist der Güterverkehr, der in Deutschland die Wasserstofftankstellen rettet.
In den vergangenen Monaten habe man „einen deutlichen Anstieg bei der Nutzung durch Nutzfahrzeuge“ verzeichnet, berichtet H2 Mobility. Anhand der Druckstufen lässt sich das präzise differenzieren: Die Busse und LKW, die in Deutschland aktuell auf den Straßen im Alltag unterwegs sind, tanken allesamt mit 350 bar, die PKW hingegen mit 700 bar. Im März habe der Absatz von 350-bar-Betankungen erstmals die 700-bar-Betankungen übertroffen.
„Das bekannte Henne-Ei-Problem“
Diese Entwicklung ist angesichts der steigenden Zulassungszahlen von Wasserstoff-LKW plausibel. Die Fahrzeuge nutzen in der Regel eine Brennstoffzelle, die an Bord unter Einsatz von Wasserstoff Strom für den Elektromotor erzeugt. Nachdem Anfang 2022 in Deutschland erst fünf solcher LKW zugelassen waren, waren es 2024 bereits 171 und Anfang 2025 schon 264. Inzwischen sind mehrere Fahrzeugmodelle auf dem Markt oder in Erprobung, Marktführer ist Hyundai mit dem Xcient Fuel Cell.
Auch ein paar Omnibusse mit Brennstoffzelle sind in Deutschland zugelassen, doch deren Zahl stagniert inzwischen bei 73. Die Technologien sind unterschiedlich. Während Hyundai auf einen Drucktank für Wasserstoff setzt, hat Daimler Truck als Prototyp den Mercedes-Benz GenH2 mit Flüssigwasserstoff (minus 253 Grad) im Einsatz. Beide nutzen aber eine Brennstoffzelle und fahren elektrisch.
Gänzlich anders ist das Antriebskonzept, das MAN seit 2021 testet: Der hTGX ist ein LKW mit Wasserstoffverbrennungsmotor. Während somit der LKW-Sektor eine gewisse Dynamik zeigt, ist im PKW-Sektor nach Jahren des stetigen Anstiegs die Zahl der zugelassenen Brennstoffzellenfahrzeuge wieder rückläufig. Nach einem Höchstwert von 2.116 angemeldeten Fahrzeugen Anfang 2024, waren es ein Jahr später nur noch 1802 – ein Rückgang um rund 15 Prozent. Bezogen auf die Einwohnerzahl gibt es damit in Deutschland zwar dreimal so viele Wasserstofffahrzeuge, wie in Österreich, doch der PKW-Sektor alleine würde auch in Deutschland den Tankstellen nicht das Überleben sichern.
Jan Wehrhold, Sprecher der eFuel Alliance, beschreibt die Marktsituation als „das bekannte Henne-Ei-Problem“ – die geringe Anzahl von Wasserstoff-PKW und die geringe Anzahl von Tankstellen bedingten sich gegenseitig negativ. Aber auch er hebt hervor, dass es derzeit einen „Schwenk vom PKW hin zur Anwendung im LKW“ gebe. Deswegen gibt sich auch die Firma H2 Mobility weiterhin optimistisch: Man sehe „für die Zukunft sehr großes Potenzial für einen gezielten Ausbau“, sagt Firmensprecherin Daniela Dietz – insbesondere dort, wo „Produktion, Nachfrage, Infrastruktur und politische Unterstützung Hand in Hand gehen“. Der Wasserstoff bleibe „ein wichtiger Bestandteil der Mobilitätswende“.
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