Alternativen zur Chemiekeule: Erstickungstod für Läuse

Immer mehr Kopfläuse sind resistent gegen die herkömmlichen Insektizide. Shampoos mit Neembaumextrakt und Silikonölen können eine Alternative sein.

Fiese Haareinnister: Läuse unterm Elektronenmikroskop. Bild: dpa

Schon vor 70.000 Jahren krabbelte die Laus auf den Köpfen des Menschen, und sie gehört mehr denn je zu seinen treuesten Begleitern. Zwischen den Jahren 2001 und 2007 stieg hierzulande der Absatz an Kopflausmitteln um 52 Prozent. Experten schätzen, dass bundesweit etwa jedes dritte Kind einmal im Jahr von den ungeliebten Krabblern heimgesucht wird.

Bei der Suche nach den Ursachen für den aktuellen Kopflausboom vermutet man schnell hygienische Defizite, doch die sind heute nicht größer als vor zehn Jahren. Zudem können exzessive Reinigungseinsätze den robusten Parasiten ohnehin nicht beeindrucken. "Häufiges Haarewaschen führt höchstens zu saubereren Läusen", betont Tropenmediziner Joachim Richter vom Uni-Klinikum in Düsseldorf.

Der aktuelle Lausboom hat wohl eher damit zu tun, dass die Tiere kaum noch auf die herkömmlichen Insektizide reagieren. In einer dänischen Studie zeigten 70 Prozent der getesteten Kopfläuse eine Resistenz gegen Permethrin.

Die zunehmenden Resistenzen werfen natürlich auch die Frage auf, wie sich die Parasiten überhaupt noch bekämpfen lassen. Wirkungsvoll bleibt sicherlich das komplette Abschneiden des Kopfhaars, doch gerade für Kinder ist das psychisch kaum zumutbar. Das Kämmen mit speziellen "Bug Busters" zum Entfernen der Läuseeier wird zwar besser akzeptiert, aber seine Erfolgsquote steht und fällt mit der Sorgfalt desjenigen, der es anwendet.

Haarsprays oder Shampoos mit dünnflüssigem Silikonöl erzielen schon nach einmaliger Anwendung eine Heilungsquote von über 90 Prozent. Ihr Wirkprinzip: Sie verschließen die Atemwege der Läuse, sodass sie ersticken. Die entsprechenden Mittel stehen allerdings noch nicht auf der Entwesungsmittelliste des Umweltbundesamtes, daher werden sie von den meisten Krankenkassen auch nicht erstattet werden.

In einer aktuellen Studie der Universität Kairo wurden 60 Kinder erfolgreich mit einem Shampoo aus Neembaumextrakt behandelt: Bereits zehn Minuten Einwirkzeit ließen den Parasitenbestand nahezu komplett verschwinden. Problematisch bleibt jedoch, dass die Qualität der hierzulande angebotenen Neembaumshampoos sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Die üblichen Hausmittel - Trockenhauben, Olivenöl, Essig oder flüssige Butter - bringen dagegen bei Kopfläusen nur wenig. Auch die Strategie, Kinder erst dann wieder in die Schule zu lassen, wenn sie komplett nissenfrei sind, fegt allenfalls die Klassenzimmer leer. "Ein Kind kann bereits 24 Stunden nach einer erfolgreichen Erstbehandlung wieder in die Schule, weil es dann nicht mehr infektiös ist", erklärt Richter. Allerdings muss nach acht bis zehn Tagen eine Nachbehandlung erfolgen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.