Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Erste Impfzentren öffnen für Jüngere
Niedersachsen schafft Impfangebote für alle über 12. Baden-Württembergs Antisemitismusbeauftragter warnt vor einer weiteren Radikalisierung der Coronaleugner.
Niedersachsen öffnet Impfzentren für Kinder ab 12
Ab sofort können können Eltern in Niedersachsen ihre Kinder ab 12 Jahren wohnortunabhängig in 36 der 50 Impfzentren gegen Corona impfen lassen. Das Angebot richte sich besonders an Eltern, die bislang keinen Arzt gefunden haben, der bereit ist, ihre Kinder zu impfen, sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) am Dienstag in Hannover. „Wir verpflichten keinen, sich impfen zu lassen“, betonte die Ministerin. Auch sollen Ärzte, die Kinder und Jugendliche nicht impfen wollen, nicht unter Druck gesetzt werden. Die ärztliche Entscheidung werde weiterhin respektiert, betonte Behrens.
Den Angaben nach haben rund 112.000 Jugendliche und damit 28 Prozent der 12- bis 17-Jährigen in Niedersachsen eine Erstimpfung erhalten. Das sei bundesweiter Spitzenwert. Von ihnen seien 41.000 inzwischen vollständig geimpft. Die 7-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen liege mit 24,8 aktuell über dem Durchschnitt.
Empfohlener externer Inhalt
Viele Ärzte hielten sich lieber an die Ständige Impfkommission (Stiko), die bislang noch keine Empfehlung für die Impfung von unter 18-Jährigen ausgesprochen hat. Andere wollen die Impfung nicht vornehmen, weil sie sich mit Kindern und Jugendlichen wenig auskennen, sagte Behrens. Aus diesem Grund beteiligten sich nicht alle Impfzentren in Niedersachsen am neuen Angebot.
Den ursprünglichen Plan der Landesregierung, Mädchen und Jungen von 12 bis 17 Jahren in Schulen zu impfen, verwarf die Ministerin. Angesichts der emotional geführten Debatte über die Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche, sollten die Schulen in keine Zwangslage gebracht werden, sagte Behrens. Mit dem neuen Angebot setzt die Landesregierung den Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz von Montag um, Corona-Impfungen für Kinder ab 12 Jahren flächendeckend anzubieten. (epd)
Warnung vor Terror durch „Querdenker“
Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, befürchtet ein Abdriften von Verschwörungsgläubigen im Umfeld der Coronademonstrationen in den Extremismus. Dem Nachrichtenportal „watson“ sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview: „Ich glaube leider, dass in den nächsten Jahren die Radikalisierung weitergeht. Dass wir Gewalt und möglicherweise auch Terror erleben werden.“
Blume warf Teilen der Politik und der Sicherheitsbehörden vor, zu naiv auf die Bewegung hinter den Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen zu blicken. „Ich erlebe immer noch, dass Politiker meinen: Ja, aber man kann doch vernünftig miteinander reden. Und ich muss dann erklären: Nein. Bei denjenigen, die tief im Verschwörungsglauben versinken, setzt die Vernunft aus. Dann hat man es mit Menschen zu tun, die Zuwendung und Freundlichkeit anderer als Schwäche empfinden – und sich dadurch sogar noch bestätigt fühlen“, sagte Blume. (epd)
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Impfbeschluss vom Montag: Gemischte Reaktionen
Die Entscheidung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern, das Angebot von Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche auszuweiten, erntet Lob und Kritik. Der Deutsche Städtetag stellte sich hinter den Beschluss und schlug vor, mobile Impfteams in die Schulen zu schicken. Scharfe Kritik äußerte der Deutsche Hausärzteverband.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes, Ulrich Weigeldt, sprach von einer Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission (Stiko), die bislang keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren abgegeben hat. Die Entscheidung der Politik könne zu Verunsicherung führen. „Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse“, sagte Weigeldt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND/Dienstag).
Der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, indes sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag), den Kommunen sei es wichtig, mit den Impfungen den Präsenzunterricht in den Schulen abzusichern. „Kinder und Jugendliche brauchen nach den langen Strapazen der Pandemie endlich wieder das Miteinander in der Schule“, argumentierte er.
Die Gesundheitsministerkonferenz hatte am Montag ein flächendeckendes Angebot von Corona-Impfungen für Mädchen und Jungen zwischen 12 und 17 Jahren beschlossen, obwohl die beim Robert Koch-Institut angesiedelte Stiko bislang keine generelle Empfehlung zu Impfungen in dieser Altersgruppe abgegeben hat. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, dass sich Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern weiterhin frei entscheiden können. „Es geht ausdrücklich nicht darum, Druck zu machen“, sagte er am Dienstag im Inforadio des RBB. Wer jedoch geimpft werden wolle, solle die Möglichkeit dazu bekommen.
Spahn sieht keinen Widerspruch zwischen der Entscheidung von Bund und Ländern sowie der wissenschaftlichen Empfehlung der Stiko. Auch die Impfkommission halte die Impfungen auf Grundlage ärztlicher Aufklärung und dem Wunsch des einzelnen Jugendlichen entsprechend für möglich.
Hausärztevertreter Weigeldt kritisierte: „Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft.“ Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte dem „Spiegel“, er hoffe, dass die Kommission in den nächsten zehn Tagen eine überarbeitete Empfehlung vorlegt. Eine grundsätzliche Änderung könne er aber nicht versprechen.
Die Stiko könne nicht auf der Grundlage von Daten aus den USA entscheiden, wo die Impfung von Kindern und Jugendlichen explizit empfohlen wird. Die Situation dort sei nicht vergleichbar, „jede Kommission muss das für ihr Land bewerten“, sagte Mertens.
Zu dem Beschluss der Gesundheitsminister äußerte sich der Stiko-Vorsitzende gelassen. „Das ist eine politische Entscheidung, es ist die Freiheit der Politik, so etwas im Sinne der allgemeinen Gesundheitsvorsorge anzubieten“, sagte Mertens. Zugleich sprach er von einer „Stellvertreterdiskussion“ über die Impfung von Kindern, „als sei das der einzige Weg, die Impfquote zu erhöhen“. Dabei sei eine hohe Impfquote von mehr als 75 Prozent bei den 18- bis 59-Jährigen „absolut entscheidend für den Verlauf der ‚vierten Welle‘“. (epd)
Lauterbach warnt vor allzu viel Optimismus
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt nach dem Beschluss der Gesundheitsminister zum Impfangebot von Kindern ab zwölf Jahren vor verfrühtem Optimismus. „Es wird keine Herdenimmunität in den Schulen geben. Dafür ist die Impfbereitschaft dann doch zu gering“, sagt Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Dienstag). Schätzungen zufolge würden sich nur 60 Prozent der Jugendlichen impfen lassen.
Aber er könne sich vorstellen, wenn in einigen Klassen das Coronavirus ausbricht und nicht geimpfte Kinder in Quarantäne müssen, dass sich einige Jugendliche letztendlich doch impfen lassen. „Wenn jetzt schnell viele Jugendliche geimpft werden, können wir große Quarantänefälle vermeiden“. (rtr)
In Japan droht Überlastung des Gesundheitssystems
In Japan werden nach Angaben der Regierung wegen einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems nur noch schwer an Covid-19-Erkrankte und Risikopatient:innen in Krankenhäusern aufgenommen. „Wir werden die notwendigen Betten für schwerkranke und gefährdete Patienten bereitstellen“, sagt Premierminister Yoshihide Suga.
Patient:innen mit milden Verläufen werden gebeten, zu Hause zu bleiben. Sollte sich ihr Zustand verschlechtern, können sie eingeliefert werden. Das Land verzeichnet landesweit täglich mehr als 10.000 Neuinfektionen. In Tokio wurde am Samstag mit 4.058 Fällen zum ersten Mal die Marke von 4.000 durchbrochen. Fast 70 Prozent der Intensivbetten für Covid-19-Patient:innen waren am Sonntag belegt, wie offizielle Daten zeigen. (rtr)
RKI meldet 1.766 Neuinfektionen
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 1.766 neue Positivtests. Das sind 221 mehr als am Dienstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt minimal auf 17,9 von 17,8 am Vortag. Der Wert gibt an, in wie vielen Fällen Menschen je 100.000 Einwohner:innen in den vergangenen sieben Tagen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
19 weitere Menschen starben in Deutschland, die positiv getestet wurden. Damit steigt die Gesamtzahl der Toten im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf 91.679. (rtr)
Gesamte Bevölkerung Wuhans wird getestet
Als Reaktion auf die sich auch in China verbreitende Delta-Variante des Coronavirus lässt das einstige Pandemie-Epizentrum Wuhan seine gesamte Bevölkerung testen. Wie die staatliche Volkszeitung am Dienstag berichtete, trafen die Behörden der Elf-Millionen-Metropole die Entscheidung, nachdem die ersten drei Infektionen in der Stadt seit gut einem Jahr verzeichnet wurden.
Das Coronavirus war im Dezember 2019 weltweit erstmals im zentralchinesischen Wuhan aufgetreten. Als Reaktion hatte die Regierung die Menschen in der Stadt für 76 Tage in einen Lockdown geschickt. Mit strikten Maßnahmen ging das bevölkerungsreichste Land seitdem gegen das Coronavirus vor, weshalb es – von einigen lokalen Ausbrüchen abgesehen – schon seit dem vergangenen Sommer so gut wie keine Infektionen mehr gibt.
Nach einem Ausbruch am Flughafen der ostchinesischen Stadt Nanjing vor zwei Wochen breitet sich nun jedoch die Deltavariante auf immer mehr Städte in China aus. Bislang wurden landesweit mehr als 400 Infektionen mit der Variante gemeldet. Vielerorts werden Massentests durchgeführt. Auch wurden Reisen in Teilen des Landes eingeschränkt. (dpa)
Höchststand bei Neuinfektionen in USA
In den USA nimmt die Zahl der gemeldeten Coronafälle infolge der Ausbreitung der Deltavariante weiter zu. Allein am Samstag habe es rund 72.000 Neuinfektionen gegeben, was einem Anstieg von 44 Prozent gegenüber der Vorwoche entspreche und höher sei als der Höchststand im Sommer 2020, erklärt die Leiterin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky.
Die Zahl der Krankenhauseinweisungen sei um 41 Prozent gestiegen und die Zahl der Todesfälle habe sich auf 300 pro Tag erhöht, was einen Anstieg von 25 Prozent bedeute. „Während wir uns dringend wünschen, endlich diese Pandemie hinter uns zu lassen, ist Covid-19 eindeutig noch nicht fertig mit uns. Und so muss unser Kampf noch ein wenig länger dauern“, sagt Walensky. (rtr)
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