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Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseDrosten verhalten optimistisch

Der Virologe glaubt, Deutschland könne mit der Delta-Variante besser fertig werden als Großbritannien. Die Uni Oxford testet, ob ein Wurmmittel Covid-Kranken hilft.

Virologe Christian Drosten: „Wir müssen einfach schnell impfen“ Foto: dpa

Drosten: Möglichst schnell impfen

Angesichts einer befürchteten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus auch in Deutschland plädiert der Virologe Christian Drosten dafür, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfung in der Bevölkerung zu stärken. „Das ist wirklich das, was wir jetzt machen müssen“, sagte der Wissenschaftler der Berliner Charité am Dienstag im Podcast „Coronavirus-Update“ (NDR-Info).

Drosten legte sich nicht fest, ob es beim Infektionsgeschehen zu einer Trendumkehr wegen Delta bereits im Sommer oder erst im Herbst kommen könnte. Im Herbst werde die Inzidenz auf jeden Fall wieder steigen, sagte er – und hob die Bedeutung der Impfung bei Eltern von Schulkindern hervor.

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„Wir müssen einfach schnell impfen“, lautet der Appell des Virologen. Reiche dies nicht, müsse man erneut mit Kontaktbeschränkungen gegensteuern. „Aber es gibt auch gute Gründe zu denken, dass das in Deutschland nicht notwendig wird.“ In England, wo sich die Coronalage wegen der ansteckenderen, in Indien entdeckten Mutante wieder verschlechtert hat, sei die Sieben-Tage-Inzidenz ausgehend von einem Niveau von 25 wieder angestiegen. „Man hatte nicht so weit runtergebremst, wie wir das jetzt in Deutschland schon gemacht haben.“ Hierzulande lag der Wert zuletzt bei unter 10 Infektionen pro Woche und 100.000 Einwohner.

Der Virologe verwies zum Beispiel auch darauf, dass es nach Deutschland wohl keine so hohe Zahl an unabhängigen Eintragungen der Variante – etwa direkt aus Indien – gegeben habe. In England gebe es zudem eine etwas andere Struktur in der Bevölkerung mit asiatischstämmigen Communitys, in denen das Virus anfangs hochgekommen sei. „Deswegen kann es auch sein, dass sich das bei uns nicht so einstellt.“ Ein weiterer großer Vorteil sei, dass in Deutschland die Sommerferien bevorstehen.

Möglicherweise sei sogar eine Ruhephase erreichbar, „bei der es uns erst einmal relativ egal sein kann, ob das Delta-Virus da ist oder nicht“. Dies dürfe man dann aber nicht als selbstverständlich betrachten: „Dann müssen wir aber wissen, geht es natürlich zum Herbst los, wenn wir nicht genügend geimpft haben.“ Optimal wäre für Drosten, wenn sich alle Erwachsenen vollständig impfen ließen – dies sei aber in der Praxis nicht erreichbar, räumte er ein.

In einer Zufallsstichprobe aus Deutschland lag der Anteil von Delta an den Neuinfektionen nach Daten des Robert Koch-Instituts zuletzt bei gut 6 Prozent (Woche vom 31. Mai bis 6. Juni) – eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig. In Großbritannien ist Delta bereits die dominierende Variante. Neue RKI-Zahlen werden für Mittwochabend erwartet. (dpa)

Tests: Wurmmittel gegen Corona

Die Universität Oxford testet eigenen Angaben zufolge in einer breit angelegten Studie die Wirksamkeit des Antiparasitikums Ivermectin als eine mögliche Behandlungsmethode bei Covid-19-Patienten. Das in der Humanmedizin als Wurmmittel zugelassene Medikament führe in Laborstudien zu einer Reduktion der Virusreproduktion, erklärt die Universität. Eine kleine Pilotstudie zeige, dass eine frühe Gabe des Mittels die Viruslast und die Dauer der Symptome bei einigen Patienten reduzieren könnte.

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation sowie europäische und US-amerikanische Aufsichtsbehörden vom Einsatz von Ivermectin bei Covid-19-Patient:innen abgeraten haben, wird es in einigen Ländern, darunter Indien, zur Behandlung der Krankheit eingesetzt. (rtr)

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 1.016 neue Positivtests. Das sind 439 weniger als am Mittwoch vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 7,2 von 8,0 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

51 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 90.523. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,72 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

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Verbände drängen weiter auf Präsenzunterricht

Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern die Politik auf, Präsenzunterricht zu Beginn des neuen Schuljahrs auch im Fall einer Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus zu ermöglichen.

Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagt den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwochausgaben), eine neuerliche Phase des Distanz- und Wechselunterrichts wäre „für alle Betroffenen ein herber Rückschlag“. Er verlangte daher, „dass jetzt in den Ferien alles getan werden muss, um im Herbst auch auf eine vierte Welle an Schulen vorbereitet zu sein“.

Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, setzt dem Zeitungsbericht zufolge im kommenden Schuljahr auf „Präsenzunterricht für alle“. Nach den Ferien würden aber „Hygienekonzepte sowie eine effektive Teststrategie und Masken in geschlossenen Räumen wie Klassenzimmern eine wichtige Rolle spielen, um eine Ausbreitung der Delta-Variante zu verhindern“. Politik und Verwaltung müssen den Sommer nutzen und „die Schulen endlich krisenfest machen“, etwa mit Luftfiltern in Klassenräumen. (rtr)

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9 Kommentare

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  • Nein, es gehen tatsächlich die absoluten Zahlen der Delta-Variante runter. Das verwundert allerdings nicht bei sinkenden Infektionszahlen und weniger Tests. Der Prozentuale Anteil ist daher der Interessantere. 6% von Tausend sind eben mehr als 10% von 500 (absolut)

    • @charly_paganini:

      Der letzte Bericht des Robert-Koch Instituts zeigt, dass die Zahlen ganz klar rauf gehen:

      www.rki.de/DE/Cont...ob=publicationFile

      Seite 12:

      Kalenderwoche 22 - 377 Fälle



      Kalenderwoche 24 - 1294 Fälle

      (Die Zahlen für die Wochen zuvor haben sich noch durch Nachmeldungen erhöht gegenüber dem vorher zitiertem letzten Bericht).

    • @charly_paganini:

      Hier noch eine interaktive Anzeige der letzten aktualisierten Daten:

      cov-spectrum.ethz....rcentage%22%3A1%7D

      Die letzte Woche hat niedrigere Zahlen, weil sie unvollständig ist, zu den Vorwochen kommen wie gesagt evl. noch Nachmeldungen. Von einem klaren Rückgang kann man da momentan nicht sprechen, z.B. ist

      Woche 20 - 163 Fälle



      Woche 21 - 184 Fälle



      Woche 22 - 240 Fälle



      Woche 23 - 216 Fälle

    • @charly_paganini:

      > Nein, es gehen tatsächlich die absoluten Zahlen der Delta-Variante runter.

      Das ist noch nicht so klar, hier sind ein paar Zahlen:

      twitter.com/Carste...405197724627181573

      Allerdings ist es so, dass bei insgesamt niedrigen Zahlen die statistische Streuung sehr groß ist.

      Dazu kommt der Effekt, dass beim RKI die letzten Zahlen oft erst verzögert einfließen. Es kann dann so aussehen, als ob Zahlen fallen, während die Fälle in Wirklichkeit nur noch nicht gezählt wurden.

      Hier Zahlen für England mit absoluten Inzidenzen:

      twitter.com/DrEric...402069287783878656

      - wie man sieht ist besonders die Altersgruppe 11 - 18 Jahre betroffen, die noch nicht geimpft werden konnte.

      Bei der jetzigen Lage ist es nicht ausgeschlossen, dass die Entwicklung in Deutschland so positiv ist, dass auch bei Delta die Zahlen weiter fallen.

      Wir werden schon in 2 - 3 Wochen sehen, wie die Entwicklung in den USA ist - auch dort steigen die Anteile der Delta Variante stark:

      twitter.com/DrEric...402062059890786311

  • > Angesichts einer befürchteten Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus auch in Deutschland plädiert der Virologe Christian Drosten dafür, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfung in der Bevölkerung zu stärken.

    Dem kann man nur voll zustimmen. Neben einer flächendeckenden Informationskampagne scheint es ja woanders gut zu funktionieren, das Impfen möglichst leicht zu machen, und Belohnungen zu schaffen.

    Beispielsweise könnten Firmen, die ein Interesse haben, dass ihre Angestellten sich impfen lassen, diesen ja einfach unabhängig von Nebenwirkungen einen extra Tag frei geben oder einen Bonus von drei Tagen Urlaub ausloben - der ja mit Sicherheit billiger ist als ein Corona-Ausbruch in einem Betrieb.

  • > In England, wo sich die Coronalage wegen der ansteckenderen, in Indien entdeckten Mutante wieder verschlechtert hat, sei die Sieben-Tage-Inzidenz ausgehend von einem Niveau von 25 wieder angestiegen.

    > In Großbritannien ist Delta bereits die dominierende Variante.

    Ich bewundere den Optimismus von Professor Drosten, kann ihn aber diesmal nicht wirklich nachvollziehen.

    In Großbritannien hat sich die Zahl der Fälle nach einem Minimum Anfang Mai von rund 1800 / Tag wieder vervielfacht und ist jetzt (23. Juni) bereits wieder bei 11625 Fällen (Statistik der John Hopkins University) :

    www.worldometers.i...avirus/country/uk/

    Es ist richtig, dass die erfolgreiche, populäre und weit fortgeschrittene Impfung in Großbritannien zweifelsfrei zahlreiche Todesfälle verhindert. Eine exponentiell zunehmende Zahl von Infektionen bedeutet aber auch eine exponentiell zunehmende Zahl von Long Covid Erkrankungen und Erkrankungen bei Kindern. Wenn man sich erneut allein an Intensivfällen und Sterbefällen orientiert, würde diese Zahl extrem hoch werden.

    Ähnliche Entwicklungen gibt es nach Indien bereits in Portugal, Russland, und einzelnen Staaten der USA. Dass Deutschland diesmal eine Ausnahme bilden soll, erscheint nicht schlüssig.

    Es kommt mir nicht fair vor, den jüngeren Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern diese Folgen einer ungebremsten Epidemie einfach zuzumuten.

    Zwar ist es wünschenswert und wichtig, Schulen und v.a. soziale Aktivitäten für Kinder und Jugendliche wieder möglichst zu öffnen, aber wenn es soooo wichtig ist dass der normale Schulbetrieb wieder los geht, sollte man vielleicht hilfsweise an anderen Stellen verzichten, wie Reisen (das Delta Virus gibt es mittlerweile fast überall, und wir wissen von Ischgl sehr gut, was Reisen bewirken kann), Fußballspiele, vollgepackten ÖPNV, nicht notwendige Einkäufe, und Gastronomie in Innenräumen. Die Jungen haben für die Älteren den Kopf hingehalten - wo bleibt jetzt die fällige Solidarität der Älteren?

    • @jox:

      Wenn wir Alten auf das alles verzichten bleiben den Jüngeren genau was für Freiheiten? Im Herbst und im Winter draußen Party zu machen? Und glauben sie ältere haben kein aktives soziales Leben auf das sie verzichten mussten?

      • @Andreas J:

        > Wenn wir Alten auf das alles verzichten bleiben den Jüngeren genau was für Freiheiten?

        Verzichte jetzt können größere Spielräume für den Herbst nach sich ziehen, so ist das. Beispielsweise, wenn man es schafft die Infektionszahlen jetzt noch mehr runter zu drücken, haben die Gesundheitsämter im Herbst weniger Fälle zu bearbeiten, bei denen sie effektiv Kontaktverfolgung machen können. Der Grund dafür ist dass es beim exponentiellen Wachstum praktisch gleich ist, ob man einen Anstieg von 1 auf 10 ein paar Wochen raus zögert, oder einen Anstieg von 1000 auf 10000.

        > Und glauben sie ältere haben kein aktives soziales Leben auf das sie verzichten mussten?

        Natürlich haben ältere Leute auch ein Sozialleben. Aber für sie sind soziale Kontakte keine notwendige Voraussetzung für eine normale emotionale, kognitive, und soziale Entwicklung.

        Mein Argument ist, dass soziale Kontakte für Kinder viel wichtiger sind, und wir daher die Kinder bevorzugen sollten. Wobei bevorzugen das falsche Wort ist - sie sollen wenn irgend möglich das bekommen, was sie für ihr Wohlergehen brauchen. Auch wenn die Älteren dafür auf etwas verzichten müssen, wie Fußballspiele oder Geburtstagsfeiern oder das gesellige Bier in der Kneipe.

        Und ich finde das völlig richtig so, denn die Kinder und Jugendlichen haben im letzten Jahr auf sehr, sehr viel verzichtet, vor allem um die Älteren zu schützen.

  • > In einer Zufallsstichprobe aus Deutschland lag der Anteil von Delta an den Neuinfektionen nach Daten des Robert Koch-Instituts zuletzt bei gut 6 Prozent (Woche vom 31. Mai bis 6. Juni) – eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig.

    Zufolge einem Bericht der Apotheken Umschau lag der Anteil in München für die Zeit zwischen dem 14 bsi 20. Juni bereits weit höher, bei 24.6 Prozent:

    "So konnte sie von den SARS-CoV-2-positiven Abstrichen, die das Labor zwischen dem 8. und 13. Juni hatte, elf Prozent der Delta-Variante zuordnen. Im Zeitraum vom 14. bis 20. Juni lag der Anteil der Mutation bereits bei 24,6 Prozent. "

    www.apotheken-umsc...en-aus-784661.html

    Der wesentliche Unterschied zu den Zahlen des Robert-Koch Instituts ist hier, dass eine Testmethode verwendet wurde, welche die Zeit zwischen dem Abstrich und der Bestimmung der Variante stark verringert. Bei der "normalen" Arbeitsweise wird erst evtl. ein Schnelltest gemacht, wenn der positiv ist, ein PCR-Test, und wenn der auch positiv ist und damit eine Infektion nachgewiesen wird, eine komplette Gensequenzierung. Bei der in München verwendeten Methode hingegen schaut der PCR-Test nicht nur, ob es die drei charakteristischen Gensequenzen für SARS-COV-2 gibt, sondern es werden auch Gensequenzen detektiert, welche die verschiedenen Varianten identifizieren. Da diese Methode viel viel schneller ist, kommt es – speziell in einer Phase eines starken Anstiegs – zu höheren Werten als bei der langsamen "normalen" Methode.

    > eine Zunahme im Vergleich zu den Wochen davor, der Trend bei der absoluten Zahl der Nachweise ist jedoch rückläufig.

    Das betrifft aber eben nur *die Summe* der Häufigkeiten der Virusvarianten, es ist sehr wahrscheinlich, dass die absolute Anzahl der Infektionen mit der Delta-Variante bereits jetzt stark ansteigt.