Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: WHO warnt vor neuer Welle
In Europa steigen die Infektionszahlen insgesamt wieder. Die Delta-Variante breitet sich aus. Jens Spahn sieht die Impfkampagne derweil in einer neuen Phase angekommen.
WHO warnt vor neuer Coronawelle in Europa
Die Weltgesundheitsorganisation WHO mahnt zu anhaltender Vorsicht in der Pandemie und warnt vor der Gefahr einer weiteren Coronawelle in Europa.
Nach einem mehrwöchigen Rückgang sei die Zahl der neuen Fälle in der vergangenen Woche wieder um zehn Prozent gestiegen, angetrieben durch Reisen, Menschenansammlungen und die Lockerung von Kontaktbeschränkungen, sagt WHO-Europachef Hans Kluge. „Es wird eine neue Welle in der Region Europa geben, wenn wir nicht diszipliniert bleiben.“ (rtr)
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Spahn: Delta-Variante auf dem Vormarsch
Die Impfkampagne wird nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bald in eine neue Phase treten. Dann werde der Bund den Ländern alle angeforderten Mengen an Impfstoff liefern können, sagt der CDU-Politiker. Der Bund werde dann die übrigen Impfdosen lagern.
Spahn appellierte an die Länder mit Blick auf den Herbst, Schulen und Kitas so lange wie möglich geöffnet zu halten. Kinder und Jugendliche hätten es nach den vergangenen Monaten verdient, dass dies die oberste Verantwortung sei, sagt Spahn in Berlin. In diesem Zusammenhang mahnt er die Schulträger in den Ländern, für den Einbau von Luftfiltern in Klassenräumen zu sorgen. Der Bund unterstütze dies nach bestem Wissen und Gewissen, vor allem finanziell. Aber: „Das Einbauen von Filtern in Schulen, das kann der Bund nicht.“
Der Gesundheitsminister sagte auch, er gehe davon aus, dass die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus in Deutschland noch im Juli 70 bis 80 Prozent der Neuansteckungen ausmacht. Daher sei es wichtig, das Impftempo aufrechtzuerhalten. Bislang seien in Deutschland zwei Drittel aller Erwachsenen mindestens einmal geimpft. Generell hätten mittlerweile 55 Prozent eine Erstimpfung erhalten, doppelt geimpft seien 37,3 Prozent. Spahn betont, nur eine vollständige Impfung schütze vor Delta.
Curevac-Impfstoff enttäuscht
Die enttäuschenden Studienergebnisse beim Covid-19-Impfstoff von CureVac haben sich auch nach einer abschließenden Analyse bestätigt. Demnach zeigte das Vakzin eine Wirksamkeit von nur 48 Prozent gegen eine Covid-Erkrankung jeglichen Schweregrades und in allen Altersgruppen, wie das Tübinger Biotechunternehmen am Mittwochabend mitteilte. Bei einer Zwischenanalyse vor zwei Wochen waren es 47 Prozent gewesen.
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In der finalen Auswertung wurde nach Angaben von CureVac allerdings eine „signifikante Schutzwirkung“ des Impfstoffs bei Studienteilnehmern zwischen 18 und 60 Jahren beobachtet. Diese sind bei einer Infektion jedoch weniger gefährdet als ältere Menschen.
CureVac ist Kooperationspartner des Chemiekonzerns Bayer. Die Bundesregierung hatte den CureVac-Impfstoff ursprünglich für die Impfkampagne eingeplant. Zuletzt rechnete das Gesundheitsministerium aber nicht mehr mit Lieferungen des Unternehmens. So plant Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für das Jahr 2022 die Beschaffung von so viel Corona-Impfstoff ein, dass jede Person in Deutschland zweimal geimpft werden könnte. Die Impfstoffe von Curevac und von AstraZeneca sind dabei aber nicht eingeplant.
Statt dessen sei die Beschaffung von 31,8 Millionen Dosen des mRNA-Impfstoffs von Moderna vorgesehen, daneben 18,3 Millionen Dosen des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Zudem sollen die bisher allerdings nicht zugelassenen Protein- beziehungsweise inaktiven Impfstoffe von Sanofi (42,7 Millionen Dosen), Novavax (16,3 Millionen Dosen) und Valneva (elf Millionen Dosen) beschafft werden. Insgesamt sei eine Menge von 204 Millionen Dosen geplant. Damit sollen die Nachimpfungen abgesichert werden.
An CureVac ist auch der Bund indirekt über die KfW zu 16 Prozent beteiligt. Auf diese Weise wollte Berlin das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp.
In der Altersgruppe zwischen 18 und und 60 Jahren wurde laut CureVac eine Wirksamkeit von 53 Prozent gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades und von 77 Prozent gegen moderaten und schweren Krankheitsverlauf beobachtet. Vor einem Krankenhausaufenthalt oder Tod seien die geimpften Studienteilnehmer in diesem Alter vollständig geschützt gewesen – sechs Fälle habe es in der Gruppe gegeben, die ein Placebo erhielt. Bei Studienteilnehmern über 60 Jahren, die 9 Prozent der untersuchten Fälle dargestellt hätten, sei keine statistisch eindeutige Bestimmung der Wirksamkeit möglich gewesen.
CureVac erklärte, mit der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in laufendem Austausch für die Fortsetzung des Zulassungsverfahrens des Vakzins zu stehen. In den Planungen des Bundesgesundheitsministeriums für 2022 ist der Impfstoff des Unternehmens indes nicht eingeplant. CureVac-Vorstandschef Franz-Werner Haas zeigte sich gleichwohl zuversichtlich: „Wir glauben, dass dieses Wirksamkeitsprofil einen wichtigen Beitrag darstellt, um die Covid-19-Pandemie zu bewältigen und mit der dynamischen Verbreitung der Virusvarianten umzugehen.“ Er hatte allerdings selbst vor kurzem gesagt, dass CureVac für einen Zulassungsantrag eine Wirksamkeit von 50 Prozent erreichen müsse.
In der finalen Analyse wurden insgesamt 228 Covid-Fälle untersucht, davon 83 in der Impfstoffgruppe. In der Altersgruppe von 18 bis 60 Jahren reichte die variantenabhängige Wirksamkeit von rund 42 bis hin zu 67 Prozent. 15 Virusvarianten seien in der Auswertung beobachtet worden, der ursprüngliche Virusstamm sei dagegen kaum noch vorgekommen. Insgesamt nahmen an der Studie rund 40.000 Probanden in zehn Ländern in Lateinamerika und Europa teil.
Das Präparat des Tübinger Unternehmens CureVac ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff – wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA). Ihre Wirksamkeit liegt laut Robert-Koch-Institut bei etwa 95 Prozent. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu erkranken, war bei den vollständig geimpften Personen um rund 95 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen.
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