Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: Schwesig will härteren Lockdown
Das RKI meldet mit fast 30.000 Corona-Neuinfektionen und beinahe 600 Toten neue Höchststände. Forderungen nach strengeren Maßnahmen werden immer lauter.
Wieder ein neuer Höchstwert
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet den zweiten Tag in Folge einen Höchstwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Erst am Tag zuvor war ein Rekord verzeichnet worden. Wie das RKI am Freitagmorgen mitteilte, steckten sich 29.875 Menschen binnen 24 Stunden mit dem Virus an. Auch die Zahl der Toten innerhalb eines Tages stieg auf einen neuen Höchstwert: 598 Menschen starben an oder mit dem Virus. Insgesamt sind in Deutschland seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 20.970 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.
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Laut RKI werden als Coronatodesfälle diejenigen gezählt, bei denen die Infektion mit dem Virus ursächlich für den Tod war oder durch Vorerkrankungen wahrscheinlich ist, dass der Tod im direkten Zusammenhang mit Covid-19 steht. Deswegen ist von Menschen die Rede, die „an oder mit“ dem Virus gestorben sind.
Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen stieg bundesweit auf 156,3 und liegt damit weit über dem von der Politik angestrebten Wert von 50. Ist der Wert höher, können die Gesundheitsämter Kontaktketten nicht mehr vollständig nachvollziehen. (epd)
Schwesig will härteren Lockdown ab dem 21. Dezember
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig befürwortet einen härteren Lockdown in Deutschland ab dem 21. Dezember. „Wichtig ist, dass wir noch in dieser Woche entscheiden, wie es weitergeht“, sagt die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk zu der Abstimmung von Bund und Ländern über zusätzliche Corona-Maßnahmen.
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Die Politik muss jetzt handeln“, sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier mit Blick auf die neuen Corona-Höchstwerte. Es gebe wieder einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen. (rtr)
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer plädiert für ein abgestimmtes Bund-Länder-Vorgehen bei neuen Schließungen etwa im Einzelhandel. „Das ist notwendig, da wir ansonsten einen Coronatourismus zwischen Ländern mit und ohne Lockdown erleben würden, der kontraproduktiv wäre“, sagt die SPD-Politikerin der Rheinischen Post laut Vorabbericht. Es sei wichtig, eine gemeinsame Linie für ganz Deutschland zu vereinbaren. Es müssten auch bundesweit „verpflichtende Schutzmaßnahmen“ für Alten- und Pflegeheime festgelegt werden. (rtr)
Chef der Bundesärztekammer warnt
Der Chef der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt warnt vor überzogenen Erwartungen an einen harten Lockdown. Er sei dafür, das öffentliche Leben zwischen Weihnachten und dem 10. Januar herunterzufahren, sagt Reinhardt dem RedaktionsNetzwerkDeutschland (RND). „Es ist aber eine Illusion zu glauben, mit einem harten Lockdown von 14 Tagen ab Weihnachten bekommen wir die Pandemie in den Griff. Nach dem Ende eines Lockdowns würden die Infektionszahlen mit den Lockerungen auch wieder steigen. Bund und Länder müssten einheitlich vorgehen. Angesichts des Flickenteppichs an Regelungen bestehe die Gefahr, dass die Zustimmung in der Bevölkerung zu den notwendigen Beschränkungen verloren ginge. (rtr)
Teillockdown kostet Einzelhändler 16,9 Milliarden
Der Teillockdown seit November kostet einer Studie zufolge die innerstädtischen Einzelhändler bis zu 16,9 Milliarden Euro. Hintergrund sei, dass deutlich weniger Menschen in die Innenstädte gefahren seien als vor Jahresfrist, heißt es laut Vorabbericht der Funke Mediengruppe in der Untersuchung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Im November sei die Frequenz um 44 Prozent gesunken, im Dezember sogar um 49 Prozent. „Sollte der Einzelhandel zeitnah schließen müssen, ist der wirtschaftliche Schaden im Dezember noch mal größer“, sagte IW-Experte Christian Rusche. Der Gewinner der ganzen Entwicklung sei insbesondere Amazon. Schon vor Corona sei der Internethändler für 48 Prozent der Online-Umsätze in Deutschland verantwortlich gewesen. „2020 dürfte die Bedeutung nochmals gestiegen sein.“ (rtr)
Tafel-Chef fordert Coronarettungsschirm für Arme
Der Dachverband der Tafeln in Deutschland hat die Politik aufgerufen, bei der Bekämpfung der Coronapandemie stärker die Bedürfnisse armer Menschen zu berücksichtigen. Verbandschef Jochen Brühl sagte im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Einen Coronarettungsschirm muss es auch für Arme geben.“ Er forderte eine kurzfristige Erhöhung der Hartz-IV-Sätze um 100 Euro im Monat.
Die psychische und materielle Belastung für arme Menschen sei derzeit enorm. Sie müssten sich zum einen mit Hygieneartikeln wie Masken eindecken. Zum anderen bleibe etwa ein Drittel der insgesamt 1,6 Millionen bisherigen Kunden den Tafeln aus Sorge vor einer Ansteckung fern. Und wenn sie nicht mehr zur Tafel kommen, müssen sie sich anderweitig mit Lebensmitteln eindecken. Das ist im Zweifelsfall auch viel teurer.„ Brühl schloss sich daher der Forderung nach einer kurzfristigen Erhöhung der Hartz-IV-Sätze um 100 Euro im Monat an. (epd)
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