piwik no script img

Aktivistin über Hambacher Forst„Wir bunkern Essen im Baumhaus“

Eine Aktivistin erklärt, wie sich der Hambacher Forst auf die Räumung vorbereitet. Doch auch danach soll der Widerstand gegen RWE nicht enden.

Herbststimmung im Hambacher Forst: Erst kommen die Motorsägen und dann kommt der Bagger Foto: dpa
Interview von Lukas Dörrie

Pike, du wohnst seit August in einem Baumhaus im Hambacher Forst im Rheinland, von dem der Energiekonzern RWE jedes Jahr rund 70 Hektar rodet. Am Freitag hat das Verwaltungsgericht Köln gegen die Klage des Umweltverbandes BUND entschieden. Also darf jetzt weitergerodet werden. Was macht ihr?

Pike: Wir bereiten uns auf die Räumung vor. Wir müssen in den Baumhäusern so lange wie möglich bleiben können. Das heißt, wir bunkern in allen Baumhäusern Essen und Trinken. Wenn die Polizei kommt, können wir ja nicht einfach mal runter zum Pinkeln. Wir müssen also sicherstellen, dass es oben warm bleibt. Und dichten die Baumhäuser jetzt gegen den Regen ab.

Gerodet werden darf wegen des Vogelschutzes von Ende November bis Ende Februar. Eine lange Zeit. Wie lange haltet ihr durch?

Wir widersetzen uns dem System der Ausbeutung von Umwelt, Tier und Mensch so lange, wie es nötig ist, um es zu stoppen. Auch hier im Wald kämpfen wir so lange wie möglich gegen die Rodung durch RWE. Die verschiedenen Baumhäuser können unterschiedlich viele Nahrungsmittel aufnehmen. In den meisten Häusern können wir etwa fünf Tage bleiben.

Was macht ihr, wenn nach der Räumung die Bäume mit euren Baumhäusern gefällt werden?

Dann bauen wir sie in anderen Teilen des Waldes wieder auf. Wir halten im Moment einen Großteil des verbliebenen Waldes besetzt. Aber die Baumhäuser spielen eher eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist für uns, dass RWE den Wald fällt. Die Häuser sind nur einer unserer Wege des Wider­stands. Aber die Umweltzerstörung geht weiter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Für Windindustrieanlagen werden hunderte Hektar Wald gerodet. Tausende Tonnen Beton mitten in Waldgebiete versenkt. Riesige, asphaltierte Trassen als Zufahrtsstrassen in Schneisen gehauen. Mir ist noch nicht einer dieser "Umweltschützer" untergekommen, der/die sich hier Baumhäusig niedergelassen hätte.

    Wald ist wohl nicht gleich Wald.

    • @Frank Erlangen:

      Wald ist wirklich nicht gleich Wald. Es gibt Jahrtausende alte Urwälder wie den Hambacher Wald, mit bedrohten Tierarten und sensiblem Ökosystem und es gibt Monokulturen, anfällig für Krankheiten und mit wenig Biodiversität. Ausserdem ist Industrie auch nicht gleich Industrie: Es gibt klimaschonende, dezentrale Arten den nötigen Strom zu produzieren, wie Ihre Windkraft, und es gibt Kohlekraftwerke, an deren Feinstaubemissionen viele Menschen erkranken und sterben, für deren Tagebaue ganze Dörfer verschwinden und mit deren Gewinn (mit dickem Anteil Subventionen von Ihren Steuern) wenige Menschen sehr reich werden. RWE allein hat übrigens auch noch 0,47 Prozent Anteil an den globalen Treibhausemissionen (steht hier drin: //http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/klimawandel-peruanischer-kleinbauer-verklagt-rwe-wegen-klimawandel-1.3264228)

      und gefährdet dadurch Menschen, die von Stürmen und Hochwassern bedroht sind.

    • @Frank Erlangen:

      RWEs Braunkohleraubbau, der einen einst riesigen, zwölftausend Jahre alten Wald für die Erhaltung umweltschädlicher Energieformen dahinrafft, hat nun einmal weit höhere Symbolkraft als der Bau von Windkraftanlagen.. (die freilich auch große Grundstücke vereinnahmen und mit der umgebenden Natur wechselwirken - nur weit weniger destruktriv als einr vierhundert Meter tiefe Mondlandschaft)