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Aktivist sprang ins HafenbeckenBlockade nach Ultimatum

Am Montagmorgen legte „Die Letzte Generation“ den Verkehr im Hamburger Hafen lahm, indem sie die Köhlbrandbrücke blockierte.

Blockade einer Zufahrt zur Köhlbrandbrücke am Hamburger Hafen am 21. Februar Foto: Christian Charisius/dpa

Nach einem abgelaufenen Ultimatum war die Verkehrsachse am frühen Montagmorgen dicht: Umwelt- und Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen haben mehrere Stunden lang die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen blockiert. Die „Letzte Generation“ hatte zuvor von der Bundesregierung die Zusage zu einem „Essen-retten-Gesetz“ gefordert, das Containern entkriminalisieren und Supermärkte zur Spende von Lebensmitteln verpflichten soll. Weil das Ultimatum am Sonntagabend ohne Reaktion abgelaufen sei, entschieden sich die Ak­ti­vis­t:in­nen zu einer „massiven, nicht ignorierbaren Störung des todbringenden Alltags“, wie sie während der Blockade bekanntgaben.

Die Brücke ist vor allem für den Transportverkehr in und aus dem Hamburger Hafen zur Autobahn A7 bedeutend. „Der Hafen zeigt das todbringende industrielle Weiter-so, während die Auswirkungen der Klimakrise hier bald nicht mehr zu übersehen sein werden“, sagt Carla Hinrichs, Sprecherin der „Letzten Generation“, zur Auswahl des Hafens als Ort der Blockade. Neben dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung protestieren die Ak­ti­vis­t:in­nen für eine Agrarwende, um einen Klimakollaps zu verhindern. Am Nachmittag sprang ein Aktivist ins Hafenbecken, um den Schiffsverkehr zu stören. Die Polizei zog ihn aus dem Wasser.

Nach Angaben der Hamburger Polizei seien es insgesamt rund 35 Personen gewesen, die sich am Protest beteiligten. Teilweise hatten sich die Demonstranten mit Sekundenkleber und Bauschaum an der Brücke festgeklebt. Zur Verstärkung der Störung gossen die Ak­ti­vis­t:in­nen auch Rapsöl auf die Fahrbahnen. Die dadurch notwendig gewordenen Reinigungsarbeiten verzögerten am Mittag die Freigabe der Brücke für den Verkehr. Die Polizei nahm die Personalien auf und erteilte Platzverweise. Es werde nun geprüft, ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Blockierenden eingeleitet wird.

Auch in Freiburg im Breisgau und in Stuttgart kam es am Montagmorgen zu Blockaden der „Letzten Generation“. Überwiegender Aktionsort der Gruppe ist bislang Berlin. Dafür wurde nun sogar eine sogenannte Ermittlungsgruppe „EG Asphalt“ beim Landeskriminalamt eingesetzt, um die Ermittlungen gegen die Ak­ti­vis­t:in­nen zu bündeln.

Bei Hamburgs Grünen kam die Aktion nicht gut an: Die zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank kritisierte die Aktionsform als „Protest mit der Brechstange“.

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4 Kommentare

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  • Ich habe prinzipiell Respekt für Leute, die sich Wind und Wetter aussetzen um für einen guten Zweck zu demonstrieren.



    Lediglich den Zusammenhang zwischen Protest und Protestziel kann ich einfach nicht verstehen. Kann jemand helfen?

    Proteste gegen Atomkraft finden vor Lagerstätten oder AKWs statt. Proteste gegen Rüstungsfirmen vor deren Fabriktoren. Proteste aller Art haben eine logische Lokation vor dem Parlament.

    Aber gegen Lebensmittelverschwendung auf zufälligen Straßen zu demonstrieren? Das entbehrt doch jedem Kontext und ist einfach nur fies gegenüber zufälligen Opfern.

  • So ein Blödsinn.



    Weil die Grünen und Politiker sich nicht erpressen lassen, bleibt der Bau der A49, bleiben alle umweltschädlichen Beschlüsse der letzten Jahre und bleibt die Lebensmittelverschwendung bestehen?



    Soll das die Argumentation sein?



    Ich denke es ist klar, dass sofort gehandelt werden muss. Den zerstörerischen Spielereien der FDP und der SPD und viel zu viel Grüner muss ein Ende gesetzt werden. Und das können eigentlich nur die Grünen selber. Von denen ist aber mehr Gejammer zu hören, dass Blockaden den Falschen helfen würde. Nochmal so ein Blödsinn.



    Trotz dem Chaos in Arweiler und all den Zerstörungen in der Umwelt durch die bestehende Wirtschaftspolitik, schaffen es die Grünen jetzt nicht einmal die Vernichtung von Lebensmitteln zu beenden. Für die CSU und CDU mit dem verratenen C eine Bemerkung: Meine katholischen uralten Tanten sagten immer, es ist eine Sünde Essen wegzuwerfen.



    Und für die Grünen: Jedes weggeworfene Lebensmittel beinhaltet eine Spur von Schädigungen aller Art in sich, von Ausbeutung der Menschen bis zur Zerstörung der Natur.



    Egal wie über die Blockaden gedacht wird, politisch gehandelt werden muss und kann bei der Lebensmittelverschwendung sofort ..

  • Wie wäre es denn, wenn man mal inhaltlich argumentiert (seitens der Regierung) und anerkennt, dass das Gesetz zum Containern überarbeitet gehört. Wenn man meinetwegen klarmacht, dass man da von alleine drauf gekommen ist und dass nun, wenige Monate nach Regierungsantritt, der richtige Zeitpunkt ist, sich damit zu befassen.



    Da würde echt keinem ein Zacken aus der Krone fallen.



    Und niemand soll glauben, dass das Ende der Fahnenstange in Sicht wäre - weder beim Kampf gegen die kommenden Katastrophen noch bei der Dramatik derselben. Ich sitze nicht auf Straßen, aber ich fänds schon auch gut, wenn wir mal schnell und dringend ernst machen mit allen Themen, die zügig angegangen werden können, und mit den anderen auch.

  • Die Grünen haben sich ja auch selbst verraten und verkauft um regieren zu können und fegebank die Geschichte ihrer eigenen Partei. Aber da ist sie mit Künast, cem und Co nicht alleine bei den "Grünen" die ja heute eher FDP mit ökologischen Anstrich ist.