Aktion für Flüchtlingsrechte: Checkpoint Charlie besetzt
Antifa-Aktivisten besetzen handstreichartig den touristischen Hotspot und fordern ein generelles Bleiberecht für Flüchtlinge – bis die Polizei anrückt.
Zuerst scheint alles wie immer am Checkpoint Charlie: Schauspieler-Soldaten buhlen um fotografierende Touristen, ein Hütchenspieler nimmt Passanten aus, der Kalte-Kriegs-Devotionalien-Händler ermuntert Flaneure zum Kauf. Da tauchen wie aus dem Nichts am Freitagnachmittag gut 20 Leute auf der Kreuzung Friedrichstraße/Rudi-Dutschke-Straße auf und spannen ein schwarzes Transparent quer über den Fußgängerüberweg. „You can’t evict a movement“ steht darauf – „Du kannst eine Bewegung nicht gewaltsam vertreiben“.
Gleichzeitig wird ein zweites Transparent vom Dach des Museums an der Ecke heruntergelassen, das „Freedom of Movement“ fordert. Kopf und Hand eines jungen Mannes sind von unten zu sehen, er hält ein bengalisches Feuer in den blauen Himmel. Seht her, heißt das wohl, wir kämpfen weiter!
Touris fotografieren
Erst am Mittwoch hatten Flüchtlinge aus ganz Deutschland für einige Stunden den Fernsehturm besetzt. Die Aktion am Checkpoint gehe von einigen „Refugees“ und ihren Unterstützern aus, erklärt eine junge Frau, die Handzettel an die Passanten verteilt. „Wir wollen an die politischen Forderungen der Flüchtlinge vom Oranienplatz und aus der besetzten Schule erinnern“, sagt sie. Auf dem Flyer heißt es, der Ort sei gewählt worden, weil der Checkpoint Charlie für das Thema Flucht stehe.
Die Überraschung ist gelungen: Für eine Viertelstunde beherrschen vorwiegend junge und vorwiegend nach Art der Antifa gekleidete Leute den touristischen Hotspot. Sie legen den Verkehr lahm und skandieren – unbeeindruckt vom Hupkonzert der Autofahrer – auf Englisch und Französisch ihre Forderungen nach einem allgemeinen Bleiberecht. Die Touristen ringsum staunen, starren etwas ratlos auf den Handzettel in deutscher Sprache. Und tun, was sie immer tun: fotografieren.
Als die Polizei eintrifft, ist die Aktion schnell vorbei. Betont langsam verlassen die Protestler die Kreuzung. Und verschwinden im Getümmel.
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