Air France und Klimaschutz: Vorbild mit 0,8 Prozent
Als Gegenleistung für die Staatshilfe hat sich Air France verpflichtet zur „umweltfreundlichsten“ Airline zu werden – ein geschickter PR-Schachzug.

Weiter nicht klimafreundlicher: Flugzeuge der Air France Foto: Charles Platiau/reuters
BERLIN taz | Der Aufschrei war groß: Deutschland gibt neun Milliarden Euro Staatshilfen für die Lufthansa und knüpft daran keine Öko-Bedingungen! Viel besser, hieß es von Umweltschützern, mache es da Frankreich: Dort hat sich die Fluggesellschaft Air France, die zusammen mit der niederländischen Fluggesellschaft KLM eine Holding bildet, als Gegenleistung für sieben Milliarden Hilfen verpflichtet, zur „umweltfreundlichsten Airline auf dem Planeten“ zu werden. So wie alle Fluggesellschaften ist auch Air France aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen im Flugverkehr in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Mon Dieu! Großes Lob von vielen Seiten folgte.
Jetzt entpuppt sich diese vollmundige Ankündigung als geschickter PR-Schachzug. Die Brüsseler Umweltorganisation „Transport and Environment“ (T&E) hat sich im Detail angeschaut, wozu sich Air France verpflichtet hat. Ergebnis: zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um sage und schreibe 0,8 Prozent und sonst zu wenig Konkretem.
Air France hatte versprochen, den CO2-Ausstoß pro Passagier bis 2030 zu halbieren und zwei Prozent des Kerosins durch Biotreibstoffe zu ersetzen. Dann will sie die Emissionen von Inlandsflügen bis 2024 halbieren und keine Ziele in Frankreich mehr anfliegen, die auch in zweieinhalb Stunden per Zug zu erreichen sind.
Klingt gut, bringt aber laut T&E-Analyse kaum etwas. Erstens sind nur die Inlandsflüge betroffen. Diese machen aber nur etwa 10 Prozent der Emissionen aus. Fernreisen und Flüge zwischen den Überseegebieten zählen nicht. Die Reduktion der Inlandsflüge reduziere die Gesamtemissionen eben nur um 0,8 Prozent. Die Halbierung der CO2-Schuld pro Passagier werde durch die Ausweitung des Verkehrs möglicherweise aufgefressen, zeigt die Erfahrung.
Grünes Paket ist eine Farce
Auch Air France hat keine absolute Obergrenze für Emissionen, die das verhindern könnte. Und für den Einsatz von Biotreibstoffen gebe es keine Regeln, kritisiert die Umweltorganisation T&E. Würde Kerosin direkt aus Agrarprodukten eingesetzt, könnte das sogar höhere Emissionen bedeuten.
Um das Klima-Versprechen von Air France ernsthaft umzusetzen, brauche es Verbindlichkeit, fordert T&E: Absolute CO2-Obergrenzen, einen Ausbau des Zugverkehrs, keine Inlandsflüge unter fünf Stunden Zugreise (das würde 4,5 Prozent Reduktion bringen) sowie eine klare Definition der genutzten Biotreibstoffe.
Vor allem, so die Forderung, müssten diese Regeln juristisch festgeschrieben und mit Geldstrafen bewehrt sein. Das aber ist im angeblich großen grünen Paket von Air France nicht der Fall.
Leser*innenkommentare
joaquim
ein Witz! nur lachen kann man nicht darüber.
danny schneider
die Air France wird einfach das machen was auch die Lufthansa schon heute tut. Moderne, sparsame Maschinen kaufen und einsetzen. Ist auch das einzig wirtschaftliche.
Daneben: für so viel Biosprit gibt es in Europa noch keine Anlagen und in Carlifornien nur eine kleine. Also kann man das getrost ankündigen, denn so lange niemand die entsprechenden Fabriken baut, kostet die Air France diese Ankündigung nichts.
tomás zerolo
@danny schneider "für so viel Biosprit gibt es in Europa noch keine Anlagen [...]"
...und erst recht nicht die Ackerfläche. Nicht einmal weltweit. Ganz zu schweigen von der energiefressende Düngemittelproduktion.
Sieht so aus, als hätten FfF, Ende Gelände, XR und andere noch viel zu tun.
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