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Aggressives Marketing bei FacebookDie anderen sammeln auch Daten

Facebook sieht sich häufig mit Kritik und Vorwürfen konfrontiert. Eine PR-Agentur hilft dem Konzern dabei, von eigenen Fehlern abzulenken.

Alles total sicher im Online-Netzwerk? Mark Zuckerberg bei der Facebook-Entwicklerkonferenz Foto: ap

Berlin taz | Ein Netzwerk, das weltweit 2,2 Milliarden Menschen verbindet und so den interkulturellen Austausch fördert – so präsentiert sich Facebook gern öffentlich. Doch in den vergangenen Jahren geriet das Techunternehmen immer wieder in die Kritik. Für Aufregung sorgten insbesondere russische Einmischungen in die Kampagnen von Hillary Clinton und Donald Trump zur US-Präsidentschaftswahl 2016, massive Eingriffe in die Privatsphäre und Probleme mit Diskriminierung und Hatespeech. Wie geht man als Unternehmen mit solchen Vorwürfen um? Man lenkt von sich ab und beschuldigt andere eines ähnlichen Verhaltens.

Seit Oktober 2017 arbeitet Facebook sehr eng mit der PR-Agentur „Definers Public Affairs“ zusammen, wie die New York Times nun in einem umfangreichen Bericht aufdeckt. Ursprünglich war die Agentur mit Sitz in Washington D.C. nur damit beauftragt, Presseberichte über Facebook zu sichten. Nun aber sollte sie den Konzern beim Marketing unterstützen. „Definers“-Chef Tim Miller sagte in einem Interview im Juni 2017 über seine Marketingstrategie für Techunternehmen: „Du musst positive Inhalte über deine eigene Firma verbreiten und negative Inhalte über deine Wettbewerber, über Gesetzgeber oder über Aktivist*innen, die dich kritisieren.“

Genau das setzte Facebook dann auch in den folgenden Monaten um, schreibt die New York Times. Sobald es um fehlenden Datenschutz ging, brachte das Unternehmen andere Techfirmen ins Spiel, die ebenfalls Nutzer*innendaten sammeln. Als Apples Geschäftsführer Tim Cook das Online-Netzwerk zum Beispiel für Eingriffe in die Privatsphäre der Nutzer*innen rügte, entgegnete Facebook, dass auch Apple Daten sammle. Bei einer Anhörung vor dem Geheimdienstkomitee des US-Senats sorgte Facebook dafür, dass die Geschäftsführer von Google und Twitter ebenso befragt wurden.

Kritik an Facebook kam von verschiedenen Gruppen, darunter „Freedom from Facebook“. Die Kritiker*innen stürmten im Juli die Anhörung eines höheren Angestellten im Justizkomitee des US-Repräsentantenhauses mit Plakaten, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und seine Co-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg als zwei Köpfe einer Datenkrake darstellen, die sich um den Globus spannt. Dem Bericht der New York Times zufolge rief ein*e Facebook-Mitarbeiter*in daraufhin die „Anti-Defamation League“ an. Die „Anti-Defamation League“ setzt sich die sich gegen antisemitische Verleumdung ein. Die Gruppe verurteilte den Protest gegen Facebook auf Twitter: „Jüdische Menschen als Krake darzustellen, die die Welt umspannen, ist ein klassisch antisemitisches Bild. Protestiert gegen Facebook so viel ihr wollt, aber benutzt ein anderes Bild.“

Schmierkampagne gegen George Soros

Zugleich traf Facebooks Marketingkampagne immer wieder auch den ungarisch-amerikanischen Milliardär George Soros, der häufig aus rechtsextremen Kreisen, aber zunehmend auch von konservativer Seite als Strippenzieher hinter verschiedenen Verschwörungen dargestellt wird und sich damit selbst mit zutiefst antisemitischen Vorurteilen konfrontiert sieht. Soros kritisiert Facebook und auch Google immer wieder aufs Schärfste, so zum Beispiel beim Weltwirtschaftsforum im Januar, wo er die Unternehmen als monopolistische Bedrohung bezeichnete, die die Gesellschaft nicht vor den Konsequenzen ihrer Handlungen schützten.

„Definers Public Affairs“ setzte Journalist*innen darauf an, finanzielle Verbindungen zwischen George Soros' Familie und Facebook-Kritiker*innen aufzudecken, so die New York Times. Die PR-Agentur stellte Soros in einem Pressedokument als unbeachtete Kraft hinter einer großen Bewegung dar, die sich gegen Facebook richtet.

Der US-Journalist Joe Gabriel Simonson schrieb am Mittwoch auf Twitter, dass die PR-Firma ihn mehrfach dazu aufforderte, die „Soros-Taktik“ in einem Artikel über Facebook zu erwähnen. „Die Erzählung hat einige sehr gefährliche antisemitische Züge, dass jüdische Menschen die Welt kontrollieren“, sagte Simonson dem britischen Guardian. „Dass Facebook eine rechte Firma engagiert, um so etwas zu sagen, ist zutiefst besorgniserregend.“

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2 Kommentare

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  • Zitat: „Soros kritisiert Facebook und auch Google immer wieder aufs Schärfste, so zum Beispiel beim Weltwirtschaftsforum im Januar, wo er die Unternehmen als monopolistische Bedrohung bezeichnete, die nicht vor den Konsequenzen ihrer Handlungen schützten.“

    Wieso nur Facebook und Google? Wieso nicht auch die Anderen? Ich meine: Welcher Monopolist schützt die Gesellschaft schon vor den Konsequenzen seiner Handlungen?

    Die „Entscheidungsträger“, die es in solchen Unternehmen eher früher als später an die Spitze schaffen, empfinden doch gar keine Verantwortung. Nicht für „ihr“ Unternehmen oder seine Beschäftigten und erst recht nicht für eine anonyme, inhomogene, gleichsam virtuelle „Gesellschaft“. Sie könnten sie sich auch gar nicht leisten, die Verantwortung, denn sie müssten umgehend daran zugrunde gehen. Es wäre im wahrsten Sinn des Wortes unmenschlich, jenes Übermaß an Verantwortung tragen zu wollen, das Monopole einfordern würden von ihrem Spitzenpersonal.

    Nein, Spaß macht es vermutlich nicht, die Handlungen von Monopolisten zu verantworten. Bleibt also nur die Angst als Motivation. Und vor wem sollten Monopolisten-Anführer denn Angst haben? Die können doch machen was sie wollen, reich und "too big to fail", wie sie nun einmal (geworden) sind aus Sicht von Leuten, die zu feige waren, die Verantwortung, die sie offiziell übernommen haben und für die sie sich bezahlen lassen, auch auszufüllen.

    Und nachher heißt es wieder, man hätte nicht anders gekonnt und man wäre leider Gottes gezwungen worden. Mit Geld...

  • www.axios.com/face...-657e2d9c76d7.html



    "Facebook fires Republican consulting firm that invoked Soros"



    Krake und "Soros-Taktik" sind wohl beides nicht ok.