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Afrika-Hilfskonferenz in ParisViel Geld, keine Patente

Die Pandemie trifft Afrikas Wirtschaft hart. Internationale Geldgeber haben auf einem Gipfel in Paris nun Milliardenhilfen zugesagt.

Wollen Afrika unterstützen: Frankreichs Präsident Macron mit anderen Gipfelteilnehmern in Paris Foto: Ian Langsdon/reuters

Paris taz/dpa | Internationale Geldgeber wollen mit Milliardenhilfen die Wirtschaft Afrikas nach der Coronapandemie ankurbeln. Über den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington könnten auch dank der Solidarität reicher Länder rund 100 Milliarden US-Dollar (rund 82,3 Milliarden Euro) mobilisiert werden. Das kündigte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron am Dienstag in Paris nach einer Afrika-Hilfskonferenz an. Man fordere außerdem die Aufhebung von Patenten auf Impfstoffe gegen Covid-19, um die Produktion von Impfstoffen in Afrika zu ermöglichen.

Hauptthema des Gipfeltreffens war die Förderung der Volkswirtschaften in Afrika, die direkt und indirekt schwer von den Folgen der Covidpandemie getroffen werden. Diese hat in vielen Ländern namentlich einen Rückgang der Exporte und der Einnahmen aus dem Tourismus zur Folge.

Macron hatte zu dem Treffen eingeladen, um gemeinsam finanzielle und politische Lösungen zu finden. Es war allerdings schon vorher abzusehen, dass er die europäischen Partner und die USA nicht von seinem etwas hochgeschraubten Ziel eines „New Deal für Afrika“ überzeugen können würde. Nichts im Schlusscommuniqué entspricht dieser Ambition.

In Paris wurden keine zusätzlichen Schuldenerlasse beschlossen oder neue finanzielle Zusagen gemacht, obwohl die Zahlen für die finanzielle Notlage aufgrund der Pandemie vorlagen. Laut dem Internationale Währungsfonds (IWF) benötigen die afrikanischen Länder bis 2025 rund 285 Milliarden US-Dollar, um den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu begegnen. Erstmals seit 25 Jahren verzeichnete der Kontinent eine Rezession. Mindestens 30 Millionen Menschen in Afrika sind 2020 in größte Armut geraten.

Gerechter Zugang zu Impfstoffen

Der IWF wird zunächst von insgesamt 650 Milliarden US-Dollar der sogenannten Sonderziehungsrechte (special drawing rights, SDR) wie ohnehin vorgesehen 33 Milliarden für die afrikanischen Länder freigeben. Um seinen Forderungen Gewicht zu verleihen, hat Macron angekündigt, Frankreich werde sein Kontingent an SDR in diesen Topf der Hilfe beisteuern, und wenn andere seinem Beispiel folgen, könnten leicht 100 Milliarden zusammenkommen. Beschlüsse dazu könnten beim nächsten G7- oder G20-Treffen gefasst werden.

In der Schlusserklärung sind sich die GipfelteilnehmerInnen in einem Punkt einig: „Die absolute Priorität ist es zunächst, die Pandemie zu besiegen.“ Dazu müsse vor allem der Zugang zu den Impfstoffen gerechter geregelt werden. Bisher hat der afrikanische Kontinent nur ein Prozent der Impfstoffe weltweit erhalten.

Damit diese direkt in den Ländern produziert werden können, wo sie dringend benötigt werden, sollen die Lizenzen ausgesetzt werden. Macron betonte, dass man alle Beschränkungen in Bezug auf geistiges Eigentum beseitigen wolle, welche die Produktion jeglicher Art von Impfstoffen in Afrika blockierten.

Eine solche Aufhebung der Patente, die zuerst von Indien und Südafrika verlangt worden war, wird auch von US-Präsident Joe Biden unterstützt. Macrons Ziel ist es, „in den kommenden Wochen durch finanzielle und industrielle Partnerschaften in Afrika Produktionskapazitäten für die bisherigen Impfstoffe zu schaffen“.

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2 Kommentare

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  • Die Aufhebung der Patente würde grade Afrika nicht im geringsten helfen. Kein Land in Afrika ist in der Lage kurzfristig mRNA Impfstoffe herzustellen. Es fehlt das Knowhow und die Grundstoffe sind nur begrenzt erhältlich. Grade Amerika ist da sehr knauserig mit den Ausfuhrgenehmigungen. Mit Astrazeneca steht ein sehr preisgünstiger Impfstoff bereit (Kosten nur ca. 10% der mRNA-Stoffe), der einfach herzustellen ist und für den die Lizenzen kostenlos erteilt werden.

  • WURTSCHAFTLICHE Hilfen bedeuten lediglich Geld für europäischen bzw. G7 Firmen, damit diese Aufträge bekommen. Es is sehr zweifelhaft, ob dies den afrikanischen Ländern helfen wird. Über Lizenzen von Patenten kommt nicht zu Sprache.



    Wir wundern uns dann, warum viele diese Länder sich zu China wenden ...