Afghanistan unter den Taliban: Haft für UN-Mitarbeiterinnen

Seit die Taliban an der Macht sind, werden Frauen entrechtet und aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Nicht einmal UN-Mitarbeiterinnen sind mehr sicher.

Ein Frau mit Kopftuch und ohne Burka blickt misstrauisch einen schwerbewaffneten Taliban-Kämpfer an.

Ein bewaffneter Talib und eine Afghanin mit vielsagendem Blick. Kabul, 27. Dezember 2022 Foto: Ebrahim Noroozi/ap

ISLAMABAD ap | Die Vereinten Nationen sorgen sich um die Sicherheit ihrer Mitarbeiterinnen im von den Taliban beherrschten Afghanistan. Einige bei den UN beschäftigte Afghaninnen seien in den letzten Wochen inhaftiert und schikaniert worden, teilte die Organisation am Dienstag mit.

„Dies ist die jüngste in einer Reihe von diskriminierenden – und ungesetzlichen – Maßnahmen, die von den De-facto-Behörden mit dem Ziel durchgeführt wurden, die Teilnahme von Frauen und Mädchen an den meisten Bereichen des öffentlichen und täglichen Lebens in Afghanistan stark einzuschränken“, hieß es in einem Bericht über die Menschenrechtslage in dem Land.

Die Taliban hatten die Vereinten Nationen Anfang letzten Monats darüber informiert, dass afghanische Frauen, die für die UN-Mission tätig sind, nicht mehr zur Arbeit erscheinen dürfen. Bereits im Dezember untersagten sie afghanischen Frauen die Arbeit bei lokalen und nichtstaatlichen Organisationen – das Verbot galt damals noch nicht für die UN-Büros. Zudem ist Mädchen der Schulbesuch über die sechste Klasse hinaus untersagt, Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen.

Der UN-Bericht verwies auf die Verhaftung von vier Frauen im März, die in der Hauptstadt Kabul für den Zugang zu Bildung und Arbeit protestiert hatten. Sie wurden am nächsten Tag wieder freigelassen.

Menschenrechtsbericht der UN-Mission

Auch die Verhaftung von Matiullah Wesa, Leiter der sich für die Wiedereröffnung von Mädchenschulen einsetzenden zivilgesellschaftlichen Organisation PenPath, wurde kritisiert. Der Bericht thematisierte außerdem die Verhaftung einer Frauenrechtsaktivistin und ihres Bruders im Februar in der nördlichen Provinz Tachar.

Mehrere andere Aktivisten seien nach längerer willkürlicher Inhaftierung ohne Anklage durch den Geheimdienst der Taliban freigelassen worden. Die Maßnahmen hätten katastrophale Auswirkungen auf die Aussichten Afghanistans auf Wohlstand, Stabilität und Frieden, so die Hilfsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan, Unama, in ihrem Bericht.

„Unama ist besorgt über die zunehmende Einschränkung des zivilen Raums in ganz Afghanistan“, sagte Fiona Frazer, die Leiterin der Unama-Menschenrechtsabteilung.

Der Bericht wies auch auf anhaltende außergerichtliche Tötungen von Menschen hin, die für die frühere Regierung gearbeitet hatten. Am 5. März verhafteten Taliban-Kräfte im südlichen Kandahar einen ehemaligen Polizeibeamten in seinem Haus und erschossen ihn anschließend, so der Bericht.

Willkürliche Festnahmen ehemaliger Regierungsbeamter

Im selben Monat sei in der nördlichen Provinz Balch ein ehemaliger Militärbeamter von unbekannten bewaffneten Männern in seinem Haus getötet worden. „Im Februar, März und April kam es außerdem zu willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen von ehemaligen Regierungsbeamten und Mitgliedern der afghanischen Sicherheits- und Verteidigungskräfte“, hieß es.

In einem separaten Bericht, der am Montag veröffentlicht wurde, hatten die Vereinten Nationen die Taliban für öffentliche Hinrichtungen, Auspeitschungen und Steinigungen kritisiert. Die Taliban hatten die Macht im August 2021 übernommen, als sie die Hauptstadt Kabul nach dem Abzug der US- und Nato-Truppen einnahmen.

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