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AfD plant neue JugendorganisationKeine Mäßigung in Sicht

Gareth Joswig
Kommentar von Gareth Joswig

Die Trennung von der Jungen Alternative ist eine Farce. Die AfD will damit lediglich ein Parteiverbot verhindern.

Junge Alternative Weidel Zuhörer in Thüringen Foto: Fritz Engel

D ie autoritär-nationalradikale AfD distanziert sich nicht von ihrer Parteijugend. Parteichefin Alice Weidel sieht „keine Veranlassung zur Mäßigung“ – auch nicht beim radikalen Parteinachwuchs. Das sagt sie wohlgemerkt, nur einen Monat nachdem in Sachsen mehrere Mitglieder der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) als Teil einer mutmaßlichen rechten Terrorgruppe namens „Sächsische Separatisten“ hochgenommen wurden. Sie besaßen Waffen und sollen vom Bürgerkrieg geträumt und „ethnische Säuberungen“ geplant haben – und sie waren eben nicht nur JA-Mitglieder, sondern auch AfD-Lokalpolitiker, die in Kreisvorstand, Stadt- und Kreisräten saßen.

Es sind die radikalsten Auswüchse einer Parteijugend, die seit Langem offen rassistisch und verfassungsfeindlich auftritt. Die Einstufung als „gesichert rechtsextrem“ und nicht zuletzt verlorene Gerichtsprozesse gegen den Verfassungsschutz zwingen die AfD zu handeln, um sich selbst, aber auch ihren Nachwuchs zu schützen.

Sie will keine neue Parteijugend, sie will lediglich ihre bestehende Jugendorganisation umstrukturieren, um sie mit Blick auf das drohende Verbotsverfahren disziplinarisch besser in den Griff zu bekommen. Und um sie vor einem der JA bereits jetzt drohenden Vereinsverbot durch Aufnahme in die Mutterpartei zu schützen.

Das nämlich wäre rechtlich leichter durchzusetzen, wenn die AfD-Jugend ein unabhängiger Verein bliebe. Das wird auch bei der JA in weiten Teilen so gesehen, sonst wäre der Widerstand dort größer. Schließlich trägt auch JA-Chef Hannes Gnauck, selbst schmissiger Rechtsextremist mit Rasiermesserscheitel, die Umstrukturierung mit.

Zwischen Höcke-Jugend und Lifestyle-Rechtsextremismus

Es spricht viel dafür, dass die JA auch nach ihrer Umbenennung weiter eine Scharnierfunktion zwischen Neonazi-Strukturen und der extrem rechten Szene sowie zu Burschenschaften und dem aktivistischen Vorfeld ausfüllen kann. Sie wird weiter ein Treiber der Radikalisierung sein und ungehemmt rassistische, revisionistische und demokratiefeindliche Positionen offen vertreten und in Diskursen normalisieren.

Zuletzt war die JA inhaltlich und auch ästhetisch kaum noch von der extrem rechten Identitären Bewegung zu unterscheiden. Mitglieder der JA selbst nannten sich zuweilen „Höcke-Jugend“ und veranstalteten auch Wehrsport – ähnlich wie in der neonazistischen Kampfsportszene.

Aber sie feiern auch einen ästhetisierten Feelgood-Lifestyle-Rechtsextremismus, mit Gigi-D’Agostino-Beats, KI-Abschiebesongs und der Forderung nach „millionenfacher Remigration“, also der Vertreibung auch von eingebürgerten Deutschen – für Weidel alles kein Anlass zur Mäßigung. Kein Wunder, diese Positionen sind in der AfD ohne­hin Mainstream.

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Gareth Joswig
Redakteur Inland
Arbeitet seit 2016 als Reporter und Redakteur bei der taz. Zunächst in den Lokalredaktionen von Bremen und Berlin, seit 2021 auch im Inland und Parlamentsbüro. Davor Geschichts- und Soziologiestudium in Potsdam. Themenschwerpunkte: extreme Rechte, AfD, soziale Bewegungen, Mietenpolitik, dies, das, verschiedene Dinge.
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