AfD-Politiker in Holocaust-Gedenkstätte: Yad-Vashem-Direktor kritisiert AfD
Der Vorsitzende der israelischen Holocaust-Gedenkstätte, Dani Dayan, kritisiert Antisemitismus in der AfD. Die stellt sich daraufhin als Opfer dar.

Eine Anfrage der AfD über die Deutsche Botschaft, Kränze niederzulegen, sei abgelehnt worden. Man habe darüber diskutiert, sich aber dazu entschieden, das Anliegen abzulehnen, sagte Dayan der Jerusalem Post.Weil man von antisemitischen Einstellungen in der AfD wisse, habe man lediglich entschieden, die Abgeordneten reinzulassen – aber ohne besondere Zeremonie oder Aufmerksamkeit, wie sie sonst für Parlamentsmitglieder üblich sei.
Die extrem rechte AfD hat sich immer wieder für revisionistische Positionen und antisemitische Verschwörungserzählungen starkgemacht. Björn Höcke nannte das Holocaust-Mahnmal in Berlin etwa ein „Denkmal der Schande“ und forderte eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Auf exakt dieses Zitat verwies dann auch Dayan als Grund dafür, dass Yad Vashem jeglichen Kontakt zur AfD ablehne.
Einige AfD-Politiker geben sich dennoch immer wieder Mühe, sich als „pro-jüdisch“ darzustellen und „importierten Antisemitismus“ für die eigene Agenda zu instrumentalisieren. So liest sich dann auch die Mitteilung der AfD-Bundestagsfraktion zum Besuch: Darin zeigen sich die Abgeordneten Matthias Moosdorf und Marc Jongen zwar vorgeblich „tief beeindruckt und bewegt“, holten aber umgehend zum Rundumschlag aus. Moosdorf kritisierte Dayan, weil er die AfD des Antisemitismus bezichtige, verwies stattdessen auf „islamische Vereine“, „linke Aktivisten“, die „Documenta in Kassel“ und „verantwortungslose Migrationspolitik“. Worte zur historischen Verantwortung Deutschlands finden sich bei ihm nicht.
Parteivorstand Jongen, der auf Veranstaltungen schon mal vom „gezielt gesteuerten“ Bevölkerungsaustausch von „kulturhegemonialen Eliten“ spricht, einer häufig antisemitischen konnotierten Chiffre, inszenierte sich nach dem Besuch angesichts der Kritik gleich selbst als das eigentliche Opfer, weil „die sich Qualitätsmedien nennenden Framingmaschinen“ nicht fair und ausgewogen über die AfD-Fraktion berichteten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt