AfD-Hardliner an Hamburger Schule: Behörde räumt Empfehlung ein
Die Hamburger Schulbehörde hat mitgeteilt, den AfDler Alexander Wolf, anders als zuvor behauptet, als Gesprächspartner für eine Schule empfohlen zu haben.
Jetzt räumte die Behörde gegenüber der Mopo ein, den AfD-Politiker von sich aus vorgeschlagen zu haben. Eine Anfrage der taz ließ die Schulbehörde bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
„Das heißt, dass Peter Albrecht im Auftrag des Senators gelogen hat“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Sabine Boeddinghaus. „Wieder einmal hätte dann die BSB eine ihr anvertraute Schule im Stich gelassen und der AfD zum Fraß vorgeworfen.“ Ihre Schlussfolgerung: „dass der Senator eindeutig am falschen Platz ist.“
In der vergangenen Woche hatte die Behörde noch erklärt, dass eine Schulklasse im Rahmen eines Projektes zu den Europawahlen Alexander Wolf selbst ausgewählt habe. Der Welt sagte Albrecht, dass „niemals Vertreter einer Partei als Redner vermittelt“ würden.
Der taz sagte er, die Schulbehörde habe bei dem Projekttag „eine koordinierende Funktion zwischen Politikern“ und „Schulen, die Gesprächspartner suchen“. Und er betonte: „Wir empfehlen grundsätzlich keine Personen.“
Tief in der rechten Szene verankert
Im Vorfeld des EU-Projekttags hatte die Senatskanzlei bei Senat und Bürgerschaft Politiker angefragt, ob sie Gesprächspartner in einer Schule sein wollten, woraufhin sich Wolf meldete. Dass er seit Jahren tief in der extrem rechten Szenen verankert ist, störte nicht. Auch nicht, dass Wolf Initiator des Lehrerpetzportals „Neutrale Schule“ ist und Alter Herr einer rechtsextremen Burschenschaft. Auch die Tatsache, dass das von ihm herausgegebene Liederbuch „Der Schlachtruf“ Texte der Hitlerjugend enthält, war in den Augen der Behörde offenbar kein Problem.
Am Helene-Lange-Gymnasium löste Wolfs Besuch Protest aus. Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ hatte bereits am Mittwoch kritisch auf die Einladung hingewiesen. Wenn eine Schule mit einem AfD-Funktionär diskutieren wolle, „raten wir zwar davon ab“, erklärt Felix Krebs vom Bündnis, trotzdem stünde es der Schule natürlich frei, diesen einzuladen. „Dass die Schulbehörde jedoch einen Rechtsaußen der Partei als Experten für Extremismus vermittelt, ist eine andere Sache“, sagt Krebs. Senat und Behörden trügen so „zur Normalisierung einer rassistischen und demokratiefeindlichen Partei bei“.
Kritisch berichteten Hamburger Medien bereits am Mittwoch über das Vorgehen der Schulbehörde. Am selben Tag debattierte die Bürgerschaft über ein anderes Thema, mit dem sich das Haus Kritik eingehandelt hatte: das Entfernen von Antifa-Stickern in der Ida Ehre Schule. Dass Sprecher Peter Albrecht nun die Aussagen zum Umgang mit Wolf korrigiert, könnte daran liegen, dass die Linke derzeit die Senatsantwort zu ihrer Anfrage zum Auswahlverfahren der Referenten für das EU-Schulprojekt erwartet.
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